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"Steiniger Weg zum Frieden"

Chrispin Mwakideu/Sarah Steffen15. April 2013

Mindestens 30 Menschen sind bei Anschlägen in Somalias Hauptstadt Mogadischu getötet worden. Es wird vermutlich noch mehr Gewalt geben, sagt Somalia-Expertin Laura Hammond im DW-Interview.

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Ein Sicherheitsmann vor den Trümmern (Foto: EPA/ELYAS AHMED)
Bild: picture-alliance/dpa

Autobomben detonierten am Sonntag (14.04.2013) vor Mogadischus Gerichtsgebäude und in der Nähe des Flughafens, Bewaffnete drangen ins Gerichtsgebäude ein und schossen um sich. Die radikal-islamische Gruppe Al-Shabab hat sich inzwischen zu den Anschlägen bekannt. Präsident Hassan Sheik Mohamud hatte im September 2012 die schwache Übergangsregierung Somalias abgelöst - seitdem gab es Hoffnung auf ein bisschen Normalität in dem krisengeschüttelten Land am Horn von Afrika.

DW: Somalia hatte vor den tödlichen Angriffen vom Sonntag eigentlich beträchtliche Fortschritte im Hinblick auf Frieden und Stabilität gemacht. Sind die friedlichen Tage in Mogadischu vorbei?

Laura Hammond: Ich denke nicht, dass sie vorbei sind. Und auch wenn die Vorfälle vom Wochenende schrecklich waren, kamen sie dennoch nicht völlig überraschend. Ich denke jeder, der an der Übergangsphase beteiligt ist, hat erwartet, dass der Weg zum Frieden steinig wird und dass es auch Rückschläge geben kann. Dieser Vorfall ist ein besonders gewalttätiger Rückschlag, aber er kam nicht völlig unerwartet.

Müssen wir uns auf noch mehr Gewalt in den nächsten Monaten einstellen?

Ich halte es für wahrscheinlich, dass wir weitere Gewalt erleben werden. Al-Shabab hat gezeigt, dass sie vielleicht geschwächt sein mag, aber dass man mit der Gruppe noch rechnen muss - sie ist nicht endgültig besiegt. Ich denke, Al-Shabab wird auch weiter versuchen, Angriffe auszuführen. Als Präsident Hassan Sheik Mohamud ins Amt kam (Anm. d. Red.: im September 2012), hatte er gesagt, dass wir mit solchen Anschlägen mindestens ein weiteres Jahr rechnen müssten. Er wusste selbstverständlich nichts von diesen Angriffen, aber er hatte diese Dinge bereits vorausgesehen.

Ein somalischer Soldat vor den Trümmern (Foto: REUTERS/Feisal Omar)
Somalias Regierung will die eigenen Sicherheitstruppen stärkenBild: Reuters

Glauben Sie, es gab einen bestimmten Grund dafür, dass die Angreifer das Gerichtsgebäude als Ziel wählten?

Die Gerichte, das Justizwesen in Somalia waren in der letzten Zeit ziemlich häufig in den Schlagzeilen. Es gab einen gut dokumentierten Fall, in dem eine Frau behauptete, dass sie von mehreren Männern der somalischen Sicherheitskräfte vergewaltigt wurde. Sie wurde dann verhaftet, angeblich wegen dieser Anschuldigung. Und es gab eine lange Debatte darüber, ob diese Anschuldigung wahr oder falsch war. Schlussendlich wurden aber alle Anklagungspunkte gegen sie fallen gelassen. Ein Journalist, der sie interviewt hatte, wurde ebenfalls verhaftet und angeklagt. Aber auch diese Anklage wurde fallengelassen.

Dieser Vorfall war sehr bekannt und hatte Aufmerksamkeit auf notwendige radikale Reformen in Somalias Justizwesen gelenkt. Und der Versuch, die Justiz zu treffen, zielt jetzt darauf ab, diesen Reformprozess zu verhindern - also klarzustellen, dass Al-Shabab keine Reformen im System will. Ein besonders schreckliches Resultat der Angriffe vom Wochenende war, dass die zwei Anwälte, die in den Vergewaltigungsfall am stärksten involviert waren, beide getötet wurden.

Laura Hammond (Foto: privat)
Hammond: Al-Shabab geschwächt aber nicht besiegtBild: privat

Wie könnte die Regierung in Somalia solche Angriffe in Zukunft verhindern?

Sie wird die Stärke ihrer eigenen Sicherheitstruppen vergrößern müssen. Der Präsident hat am Sonntag (14.04.2013) um Mitternacht verkündet, dass er jetzt einen viel größeren Fokus auf Sicherheitsfragen legen werde. Unglücklicherweise könnte das bedeuten, dass die Sicherheitstruppen damit auch stärker in den Alltag der Menschen eingreifen - mit mehr Straßensperren, mehr Verdächtigungen, mehr Razzien und Verhaftungen. Ich hoffe, dass dies nicht in Übergriffen auf die persönlichen Freiheiten der Menschen resultiert, die nichts mit Al-Shabab zu tun haben. Aber es ist wahrscheinlich, dass bei den Sicherheitskontrollen ein Klima der Verdächtigungen herrschen wird - auf jeden Fall in den kommenden Wochen und Monaten.

Dr. Laura Hammond unterrichtet an der renommierten School of Oriental and African Studies (SOAS) in London.

Das Interview führte Chrispin Mwakideu.