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Souveräner WM-Start der deutschen Handballer

10. Januar 2019

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft wird im WM-Eröffnungsspiel gegen Korea ihrer Favoritenrolle gerecht. Unabhängig von der Niederlage schreibt die koreanische Mannschaft jedoch Geschichte.

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IHF - Handball WM 2019 - VR - Deutschland vs. Korea
Paul Drux versucht sich gegen zwei Koreaner durchzusetzenBild: picture-alliance /Weller

Es war ein historischer Tag. Nicht weil Co-Gastgeber Deutschland in Berlin mit einem 30:19 (17:10)-Pflichtsieg gegen Korea in die Handball-Weltmeisterschaft startete. Auch nicht unbedingt, weil erstmals in der Geschichte eine Handball-WM in zwei Ländern ausgetragen wird: in Deutschland und in Dänemark (dessen Team später in Kopenhagen gegen Chile einen 39:16 (22:4)-Erfolg feierte). Geschichte wurde vor allem deshalb geschrieben, weil erstmals bei einer Handball-WM ein gemeinsames Team aus Nord- und Südkorea auf dem Platz stand.

IOC-Chef Bach: "Großartiges Zeichen"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der die WM offiziell eröffnete, hob die Rolle des Sports bei der Annäherung von Nord- und Südkorea hervor. "Man hat schon bei den Olympischen Winterspielen gesehen, dass der Sport vielleicht einiges bewirken kann, was der Politik schwerer fällt", sagte Steinmeier. Bei der Eröffnungsfeier in Pyeongchang waren Nord- und Südkorea im Vorjahr gemeinsam hinter der koreanischen Vereinigungsflagge einmarschiert. Zudem war ein gemeinsames Frauen-Eishockey-Team an den Start gegangen.

Deutschland | Handball WM 2019 | Team von Nordkorea und Südkorea
Handballer aus Nord- und Südkorea in einem Team unter gemeinsamer FlaggeBild: picture-alliance/dpa/S. Stache

Als "großartiges Zeichen" bezeichnete auch Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), in der Halbzeitpause des Spiels das gesamtkoreanische Team: "Der Sport kann nicht die Politik machen, aber er kann Brücken bauen." Bundesaußenminister Heiko Maas bewertete den gemeinsamen Auftritt der Handballer aus Nord- und Südkorea als "Symbol der Hoffnung für uns alle" und als "starkes Zeichen für Frieden und Annäherung."

Koreaner wirft erstes WM-Tor

Deutschland | Handball WM 2019 | Altbundeskanzler Gerhard Schröder
Unter den Zuschauern: Ex-Kanzler Schröder und seine koreanische EhefrauBild: picture-alliance/dpa/Bildfunk/M. Kappeler

Die Spieler des koreanischen Teams lauschten vor dem Anwurf des Eröffnungsspiel Hand in Hand statt einer Hymne dem koreanischen Volkslied "Arirang". Unter dem Hallendach hing die weiß-blaue Flagge, die das vereinte Land symbolisiert.

Und der kleine koreanische Fan-Block unter den 13.500 Zuschauern feierte ausgelassen mit - vor allem als Jung Suyong die koreanische Auswahl nach wenigen Sekunden mit dem ersten Treffer des WM-Turniers in Führung brachte. Dann aber übernahm die deutsche Mannschaft das Kommando. Zur Halbzeit führte das Team von Bundestainer Christian Prokop mit sieben Treffern Vorsprung.

Viele Fouls und Zeitstrafen

Geprägt wurde der erste Durchgang aber vor allem durch die harte Gangart. Die aus 16 Süd- und vier Nordkoreanern zusammengesetzte Auswahl ging alles andere als zimperlich mit den deutschen Spielern um. Und die DHB-Auswahl reagierte darauf ebenfalls mit zahlreichen vermeidbaren Fouls. Allein in der ersten Hälfte kassierte Prokops Mannschaft fünf Zwei-Minuten-Strafen. Zudem vergaben Patrick Groetzki, Uwe Gensheimer, Hendrik Pekeler und Co. gegen den überragenden Torhüter Park Jaeyong teils hochkarätige Chancen und verpassten eine noch höhere Führung. Im zweiten Durchgang kontrollierte die deutsche Auswahl das Spiel und gewann am Ende standesgemäß mit 30:19-Erfolg gegen den krassen Außenseiter.

Kapitän und Bundestrainer zufrieden

Deutschland | Handball WM 2019 | Uwe Gensheimer
Uwe Gensheimer: Kapitän und treffsicherer SchützeBild: picture-alliance/dpa/M. Kappeler

Erfolgreichster Werfer des DHB-Teams war Gensheimer mit sieben Toren. "Für uns war es wichtig, gut ins Turnier zu starten", sagte der Kapitän der deutschen Mannschaft im ZDF. "Gegen Brasilien wird es eine andere Nummer werden." Die Südamerikaner sind am Samstag der nächste Gegner des Co-WM-Gastgebers. "Alle Spieler haben ins Turnier gefunden. Ich bin sehr zufrieden", bilanzierte Bundestrainer Prokop nach dem Pflichtsieg.

Bei den Koreanern kamen die vier Spieler aus dem Norden nur selten zum Zuge. Doch für die Mannschaft geht es ohnehin bei der WM eher um die politische Botschaft, als den sportlichen Erfolg. "Ich hoffe, dass wir den Anstoß geben können, damit eines Tages Nord- und Südkorea vereint sein werden", sagte der koreanische Nationaltrainer Young Shin Cho schon vor dem Eröffnungsspiel. 

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter