Kein Sommermärchen
30. Juni 2008Die deutsche Nationalelf hat das Finale der Fußball-Europameisterschaft gegen Spanien mit 0:1 verloren. Vor mehr als 50.000 Zuschauern im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion in Wien erarbeitete sich die DFB-Auswahl, bei der Kapitän Michael Ballack trotz einer Wadenverletzung in der Startformation stand, in der Anfangsphase ein optisches Übergewicht. Nach gut zehn Minuten kamen die Spanier aber besser in die Partie und stellten die deutsche Abwehr mit ihrem schnellen und direkten Spiel immer wieder vor große Probleme.
Vor allem durch ihren Stürmerstar: In der 23. Minute setzte Fernando Torres einen Kopfball an den Pfosten. Zehn Minuten später war es erneut Torres, der Philipp Lahm überlief, den Ball über den herauseilenden Jens Lehmann hob und die verdiente Führung besorgte.
Lahm verletzt raus
Zur zweiten Hälfte musste Bundestrainer Joachim Löw Philipp Lahm wegen einer Verletzung auswechseln, für ihn kam Marcell Jansen. Doch die Spanier behielten die Oberhand. In der 58. Minute brachte Löw Kevin Kuranyi als zweite Spitze neben Miroslav Klose. Die deutsche Elf kam in der Folge wieder besser ins Spiel, ohne je voll überzeugen zu können. Die deutlich besseren Chancen hatten weiter die Spanier. Der starke Torhüter Jens Lehmann verhinderte mehrfach eine höhere spanische Führung, einmal klärte Torsten Frings auf der Linie. Das Spiel blieb zwar wegen der nur knappen Führung stets spannend, den Sieg der Spanier konnten die zunehmend abbauenden Deutschen aber nicht mehr ernsthaft in Gefahr bringen. "Wir wollten, aber wir konnten nicht mehr", sagte Mannschaftskapitän Michael Ballack nach dem Spiel.
Während die Spanier jubelnd Ehrenrunden mit dem Pokal drehten, bedankten sich die deutschen Spieler nach der Partie mit "Danke"-Transparenten bei Fans und Gastgebern.
"Das muss man jetzt erstmal verdauen", sagte Löw nach der Partie und fügte an: "Man muss die hohe Qualität der Spanier anerkennen. Sie haben viele gute Chancen herausgespielt. Der Sieg geht in Ordnung." Letztlich sei das deutsche Team im Finale nicht so zwingend wie in den Monaten vor der EM gewesen. Trotzdem habe die Mannschaft Großartiges geleistet.
"Verdient gewonnen"
Ballack zeigte sich nach der Partie enttäuscht über die Niederlage. Insgesamt habe die Mannschaft ein großartiges Turnier gespielt. "Heute haben wir leider ein, zwei Fehler zu viel gemacht. Am Ende haben die Spanier verdient gewonnen." Kanzlerin Angela Merkel sagte nach der Partie, die Mannschaft habe gut gespielt. Nach dem dritten Platz bei der WM 2006 und dem zweiten Platz bei der EM arbeite sich die Mannschaft mit Blick auf die WM Südafrika immer weiter nach oben.
Spanien hat damit den zweiten EM-Titel nach 1964 und den ersten großen Titel überhaupt seit 44 Jahren geholt. Die deutschen Final-Verlierer können sich Trost durch die Solidarität der Fans (14.30 Uhr) erhoffen, wenn die Mannschaft am Brandenburger Tor in Berlin empfangen wird.
Deutschland: Lehmann/FC Arsenal (38 Jahre/61 Länderspiele) - Friedrich/Hertha BSC Berlin (29/61), Mertesacker/Werder Bremen (23/49), Metzelder/Real Madrid (27/47), Lahm/Bayern München (24/47) ab 46. Jansen/Bayern München (22/27) - Frings/Werder Bremen (31/77), Hitzlsperger (26/38) ab 58. Kuranyi/Schalke 04 (26/50) - Schweinsteiger/Bayern München (23/56), Ballack/FC Chelsea (31/87), Podolski/Bayern München (23/54) - Klose/Bayern München (30/81) ab 79. Gomez/VfB Stuttgart (22/14). - Trainer: Löw
Spanien: Casillas/Real Madrid (27/82) - Sergio Ramos/Real Madrid (22/39), Marchena/FC Valencia (28/47), Puyol/FC Barcelona (30/66), Capdevila/FC Villarreal (30/23) - Senna/FC Villarreal (21/16) - Iniesta/FC Barcelona (24/29), Xavi Hernandez/FC Barcelona (28/63), Fabregas/FC Arsenal (21/32) ab 63. Xabi Alonso/FC Liverpool (26/47), Silva/FC Valencia (22/19) ab 66. Santi Cazorla/FC Villarreal (23/7) - Torres/FC Liverpool (24/54) ab 78. Güiza/Real Mallorca (27/8). - Trainer: Aragones
Schiedsrichter: Roberto Rosetti (Italien)
Tor: 0:1 Torres (33.)
Zuschauer in Wien: 51.428 (ausverkauft)