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Politik

Spanien wird Hochinzidenzgebiet

22. Juli 2021

In Spanien und den Niederlanden sind die Corona-Zahlen stark gestiegen. Die Bundesregierung erklärte die beiden Länder deshalb zu Hochinzidenzgebieten.

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Covid-19: Tourismus auf Ibiza
Strandurlaub auf Ibiza: Auf den Balearen ist vor allem unter jungen Leuten die Zahl der Infektionen stark gestiegenBild: Zowy Voeten/Getty Images

Spanien, das beliebteste Urlaubsland der Deutschen, gilt von Dienstag an als Corona-Hochinzidenzgebiet. Auch die Niederlande fallen dann in diese Kategorie, die verschärfte Auflagen bei der Rückreise nach Deutschland vorschreibt, wie das Robert Koch-Institut bekanntgab. Betroffen sind auch die spanischen Inselgruppen der Kanaren und der Balearen einschließlich der Ferieninsel Mallorca sowie die niederländischen Überseegebiete in der Karibik.

Die Entscheidung folgt auf einen deutlichen Anstieg der Infektionszahlen in beiden Ländern in den vergangenen Wochen. Spanien gilt seit anderthalb Wochen schon als einfaches Risikogebiet, die Niederlande erst seit Sonntag. Auch die Kaukasus-Republik Georgien wurde jetzt als Hochinzidenzgebiet eingestuft. Dies gilt bereits ab Sonntag. 

Auswirkung auf Quarantäneregeln

Die Einstufungen haben Folgen für die Quarantäneregeln. Bei Hochinzidenzgebieten müssen Touristen nach einer Rückkehr in eine zehntägige Quarantäne gehen, die sie aber nach fünf Tagen mit einem negativen Corona-Test vorzeitig beenden können.

Rückkehrer aus Risikogebieten müssen die digitale Einreiseanmeldung vornehmen. Zudem bringt die Einstufung als Risikogebiet zwar grundsätzlich eine Quarantänepflicht mit sich. Diese kann aber durch ein negatives Testergebnis beziehungsweise einen Genesenen- oder Impfnachweis vermieden werden.

Amsterdam I Tourismus in der Hauptstadt während der Sommerferien
Touristen haben auch Amsterdam wieder zu ihrem Reiseziel in diesem Sommer erklärtBild: Ramon van Flymen/ANP/picture alliance

Auch in Deutschland gibt es wieder mehr Infektionen. Gleichzeitig lässt das Impftempo nach. Mit Blick auf den Herbst und Winter halten Experten eine weitere Corona-Welle daher für wahrscheinlich. Das RKI dringt deshalb darauf, jetzt schon vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Ziel sei es, schwere Krankheitsverläufe, Todesfälle und die Belastung für das Gesundheitswesen klein zu halten und "bevölkerungsbezogene Maßnahmen zu minimieren", schreibt das RKI in einem Strategiepapier, das auf verschiedene Szenarien eingeht.

Diese dürften aber nicht als Vorhersagen verstanden werden, vielmehr wolle man ihrem Eintreten entgegenwirken. Laut Modell-Rechnungen könnten die meisten Infektionen Erwachsene unter 60 und Kinder unter 12 Jahren betreffen. Unter den getroffenen Annahmen ergebe sich bei der Belegung der Intensivstationen, der Sieben-Tage-Inzidenz und den Krankenhausbehandlungen ein langsamer Anstieg bis Oktober, schreibt das RKI. Dieser werde sich dann beschleunigen und im Januar/Februar 2022 gipfeln, bevor die Werte wieder sinken.

Coronavirus - Halle (Saale)
Eine eventuelle Überlastung der Intensivstationen will das RKI mit seinen Empfehlungen verhindernBild: Waltraud Grubitzsch/dpa/picture alliance

Wie hoch die Spitzenwerte ausfallen, hängt in den Modellierungen von den angenommenen Impfquoten und der Frage ab, ob Menschen ihr Verhalten ändern und Kontakte reduzieren: Höhere Impfquoten und Verhaltensänderungen lassen die Kurven deutlich abflachen. Solche Modellierungen sind aber mit etlichen Unsicherheiten behaftet.

Als Handlungsempfehlungen listet das RKI eine "erfolgreiche Impfkampagne", "klassische Infektionsschutzmaßnahmen der Gesundheitsämter" und den gezielten Einsatz von Maßnahmen auf. Dazu gehört beispielsweise, jetzt Auffrischimpfungen insbesondere für Ältere und Risikogruppen zu planen.

Mit Blick auf Schulen und Kitas weist das RKI unter anderem darauf hin, dass bauliche, strukturelle, organisatorische und technische Maßnahmen "intensiviert und bis zur Öffnung nach den Sommerferien abgeschlossen sein" sollten.

Herdenimmunität unwahrscheinlich

Ausdrücklich weisen die Experten darauf hin, dass das Erreichen einer Herdenimmunität im Sinne einer weitgehenden Verdrängung oder Ausrottung des Coronavirus nicht realistisch ist. Ziel der Impfkampagne sei daher, "in der Bevölkerung eine breite Grundimmunität zu erreichen", durch die der Einzelne vor schweren Krankheitsverläufen geschützt wird.

Gleichwohl ist diesen Herbst und Winter noch nicht mit einer breiten Grundimmunität zu rechnen. Denn die zu erwartende Impfquote von zirka 70 bis 80 Prozent unter Erwachsenen reicht dazu noch nicht aus. Das RKI spricht sich schon länger dafür aus, die Grundregeln gegen Corona wie Abstand, Hygiene, Maske, Lüften und Corona-Warn-App weiter beizubehalten. Im Papier heißt es, durch organisatorische Maßnahmen wie die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten und Teilnehmerbegrenzungen für Veranstaltungen sollte die Zahl der "infektiösen Kontakte" weiterhin reduziert werden.

uh/jj (dpa, afp, rtr)