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Rebellion in Spaniens Nationalteam

24. September 2022

In Spaniens Nationalteam hängt der Haussegen schief. Nationalspielerinnen dementieren jedoch die Darstellung des Fußballverbands, sie seien aus Protest gegen Nationalcoach Jorge Vilda zurückgetreten.

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Spaniens Nationaltrainer Jorge Vilda an der Seitenlinie beim WM-Qualifikationsspiel gegen die Ukraine, neben ihm Nationalspielerin Aitana, im Hintergrund auf der Bank Auswechselspielerinnen.
Das Band zwischen Trainer Jorge Vilda (r.) und einem großen Teil der spanischen Nationalmannschaft scheint zerschnitten zu seinBild: Pablo Garcia/picture alliance

Es rumort im spanischen Nationalteam. 15 Spielerinnen wiesen öffentlich Angaben des spanischen Fußball-Verbands RFEF zurück, sie hätten aus Protest gegen Trainer Jorge Vilda ihren Austritt aus dem Nationalteam erklärt. "Wir haben auf keinen Fall unseren Rücktritt aus der spanischen Nationalmannschaft erklärt, wie das die RFEF in ihrer offiziellen Mitteilung behauptet. So wie wir es in unseren privaten Mitteilungen [an den Verband - Anm. d. Red.] bekräftigt haben, stehen wir voll und ganz zur spanischen Nationalelf", hieß es in der Mitteilung der Spielerinnen, die auch Weltfußballerin Alexia Putellas via Twitter verbreitete. 

Sie hätten vielmehr darum gebeten, nicht in die Nationalmannschaft berufen zu werden, bis ihre Bedenken hinsichtlich ihres körperlichen und seelischen Wohlbefindens ausgeräumt seien. Sie hätten auch nicht den Rücktritt des Trainers gefordert. Es sei bedauerlich, dass der Verband "private Mitteilungen in absichtlich verkürzter Form öffentlich" gemacht habe. Der 41 Jahre alte Vilda ist seit 2015 Cheftrainer des spanischen Teams. 

Der Fußballverband hatte zuvor mitgeteilt, die 15 Spielerinnen hätten aus Protest gegen Vilda ihren Rücktritt aus dem Nationalteam erklärt - "falls sich nichts ändert", wie sie in gleichlautenden E-Mails an die RFEF geschrieben hätten. Die Spielerinnen, so der Verband, hätten sich darüber beklagt, dass die Situation in der Nationalmannschaft ihren "emotionalen Zustand" und ihre Gesundheit "in wichtiger Form" beeinträchtige. 

Verband droht mit Sanktionen

Die RFEF zeigte sich unnachgiebig und sprach von einer "beispiellosen Situation in der Geschichte des Fußballs, sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen, in Spanien und weltweit". Der Verband werde "den Spielerinnen nicht erlauben, die Zukunft des Nationaltrainers und seines Trainerstabs in Frage zu stellen". Dafür seien sie nicht zuständig, so die RFEF: "Manöver dieser Art sind schädlich und entsprechen nicht den Werten des Fußballs und des Sports."

Der Verband wies darauf hin, dass eine Sperre von zwei bis fünf Jahren möglich sei, wenn sich eine Spielerin einer Berufung ins Nationalteam verweigere. Man werde solche Sanktionen nicht anwenden, aber die Betroffenen erst wieder nominieren, wenn sie ihren Fehler zugäben und sich entschuldigten. Notfalls würden Jugendspielerinnen für das Nationalteam berufen. Spanien hat sich für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August 2023) qualifiziert.

Viele Stammspielerinnen dabei

Zu den Spielerinnen, die Emails an den Verband geschickt hatten, gehörten nach Informationen des spanischen Senders COPE auch Patri Guijarro, Mapi Leon, Sandra Panos, Aitana Bonmati, Mariona Caldentey, Ona Batlle, Lucia Garcia und Laia Aleixandri. Sie hatten im EM-Vorrundenspiel gegen Deutschland im Juli noch in der Startelf gestanden. Das DFB-Team hatte 2:0 gewonnen. Im Viertelfinale waren die Spanierinnen an den späteren Europameisterinnen aus England gescheitert. 

Weltfußballerin Alexia Putellas vom FC Barcelona, die wegen eines Kreuzbandrisses die EM verpasst hatte und derzeit die schwere Verletzung auskuriert, gehörte nach Medienberichten nicht zu den Spielerinnen, die Emails an den Verband schickten, unterstützte aber das Dementi ihrer Teamkolleginnen.

US-Superstar Megan Rapinoe stellte sich hinter die Protestaktion der 15 spanischen Spielerinnen. "Ihr habt in den USA eine 16., die euch zur Seite steht", schrieb die ehemalige Weltfußballerin auf Instagram. "Wenn so viele Spielerinnen zusammenstehen, ist das ein machtvolles Zeichen." Die spanische Nationalmannschaft bestreitet ihre nächsten Länderspiele am 7. Oktober gegen Schweden und am 11. Oktober gegen die USA.

sn/jst (dpa, sid)

Der Artikel wurde nach dem Dementi der spanischen Nationalspielerinnen aktualisiert.