Bescherung zwei Tage vor dem Fest
22. Dezember 2014Zwei Tage vor Heiligabend hat die traditionelle Weihnachtslotterie dem krisengeschüttelten Spanien zu einer vorzeitigen Bescherung verholfen. Bei der Ziehung im Madrider Opernhaus Teatro Real wurden Gewinne von insgesamt 2,2 Milliarden Euro ausgeschüttet. Die vor über 200 Jahren geschaffene "Lotería de Navidad" ist die älteste und größte Lotterie der Welt.
"Der Dicke"bringt vier Millionen Euro
Wie die staatliche Lotteriegesellschaft LAE mitteilte, gaben die Spanier in diesem Jahr 4,6 Prozent mehr Geld für Lose aus als 2013. Damit wurde der von der Wirtschaftskrise ausgelöste Abwärtstrend gestoppt. Davor waren die Ausgaben für Lose der Weihnachtslotterie sechs Jahre lang ständig zurückgegangen. Der Hauptgewinn, genannt "El Gordo" ("der Dicke"), fiel auf die Lose mit der Nummer 13.437. Diese waren in verschiedenen Gegenden Spaniens verkauft worden, unter anderem in Madrid, Cádiz, Murcia und La Rioja.
Der Gewinn für "El Gordo" beträgt vier Millionen Euro für ein ganzes Los. Er wird 160 Mal ausgezahlt, da von jeder Nummer 160 Lose verkauft wurden. Trotz der hohen Gewinnsummen macht die Lotterie praktisch niemanden zum Millionär. In der Regel kaufen die Spanier nämlich keine ganzen Lose zu einem Preis von jeweils 200 Euro, sondern geben sich mit Zehntellosen für je 20 Euro zufrieden. Für die gibt es dann auch nur ein Zehntel des Gewinns - also 400.000 Euro für "El Gordo". Da auch viele kleinere Gewinne ausgelost wurden, dauerte die Prozedur der Ziehung fast vier Stunden. Dabei singen Waisenkinder die Gewinnzahlen der Weihnachtslotterie vor. Die Zeremonie wurde live im Fernsehen übertragen.
Der Staat kassiert gleich dreifach an der Lotterie: Etwa 25 Prozent der Einnahmen fließen in die Staatskasse; obendrein werden die Gewinne von über 2500 Euro seit dem vorigen Jahr mit 20 Prozent besteuert; und die Gewinne, die auf nicht verkaufte Lose entfallen, gehen an das Finanzamt.
Glückszwerg als Namensgeber
Das Besondere an der Lotterie ist, dass sie ein Gemeinschaftserlebnis ist. Oft sind es Arbeitskollegen oder Kneipengäste, die sich Zehntellose mit derselben Nummer kaufen. "Das ist wie ein Gesellschaftsspiel, bei dem alle mitspielen", betont LAE-Präsidentin Inmaculada García. "Der beste Preis ist der, den man untereinander teilt", lautete dann auch die Devise der diesjährigen Ziehung.
Die Bezeichnung "El Gordo" dürfte übrigens nicht allein von der Höhe der Gewinnsumme herrühren. Sie hat wahrscheinlich einen älteren Ursprung. Bei einer Vorläufer-Lotterie, die Spaniens damaliger König Karl III. im 18. Jahrhundert einführte, warb eine kleine, rundliche Figur für den Kauf von Losen. Dieser "Glückszwerg" war der ursprüngliche Namensgeber des Dicken.
sti/wl (afp, dpa)