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De Guindo als Eurogruppenchef

Insa Wrede (dpa, rtr, SZ)26. August 2014

Luis de Guindos ist Wirtschaftsminister Spaniens. Der 54-Jährige gilt als Architekt der Bankensanierung in seinem Heimatland. Jetzt soll er den Chefposten der Eurogruppe übernehmen.

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Spanischer Wirtschaftsminister Luis de Guindos (Foto: Eric Piermont/AFP/Getty Images)
Bild: Eric Piermont/AFP/Getty Images

"Ich habe schon einen Job, ich habe sogar zwei!" Das antwortete Jeroen Dijsselbloem, der derzeitige Eurogruppenchef mit Blick auf seine Ämter in Den Haag und Brüssel noch vor kurzen auf Fragen, ob er in die neue EU-Kommission wechseln wolle. Das hat er in der Tat nicht gemacht, seine Amtszeit als Chef der Eurogruppe aber endet definitv im Frühjahr 2015. Dijsselbloems Nachfolger soll der spanische Wirtschaftsminister Luis de Guindos werden. Bei ihren Gesprächen mit dem spanischen Premier Mariano Rajoy am Montag (25.08.2014) in Santiago de Compostela unterstützte Bundeskanzlerin Angela Merkel erstmals offiziell den spanischen Vorschlag. Es wäre das erste Mal, dass dieses Amt nicht von einem Finanzminister besetzt werden würde.

Neu wäre auch: De Guindos soll hauptamtlicher Vorsitzender der Eurogruppe werden. Das hätte den Vorteil, dass kein amtierender Finanzminister mehr die Geschäfte des wichtigen Eurozonen-Gremiums leitet. Bisher ist Eurogruppenchef ein Nebenjob, der oft in den Abendstunden erledigt wird. Das entspricht nach Einschätzung vieler nicht der Bedeutung dieses Gremiums. Hilfsanträge von wankenden Eurostaaten gingen in der Krise beim Chef der Euro-Finanzministerrunde ein. Schon Dijsselbloems Vorgänger Juncker verbrachte Tage am Telefon, um Griechenland vor dem finanziellen Absturz zu bewahren.

Außerdem führt der Chef der Eurogruppe auch den Gouverneursrat des Euro-Rettungsschirms ESM in Luxemburg. Diese inzwischen mächtige Finanzinstitution hat rund 80 Milliarden Euro eingezahltes Kapital und ist die Brandmauer Europas gegen künftige Krisen.

Geisterstadt Valdeluz in Spanien (Foto: picture alliance/abaca)
Valdeluz, eine Geisterstadt: Folgen der spanischen ImmobilienkriseBild: picture alliance/abaca

Spuren des Wirtschaftsministers

Der 54-Jährige de Guindos aus Madrid reformierte in der Heimat die von der Immobilienkrise schwere gebeutelte Bankenbranche. Mehrere marode Geldhäuser wurden verstaatlicht und saniert. Allerdings ist die Bankensanierung in Spanien durchaus umstritten, da sie den Staat Milliardenbeträge kostete. De Guindos wies die Kritik stets mit dem Argument zurück, dass ein Zusammenbruch von Banken für die Bürger noch viel schlimmere Folgen gehabt hätte.

Das europäische Hilfsprogramm von rund 41 Milliarden Euro für die maroden heimischen Geldhäuser ist inzwischen abgeschlossen. Anfang Juni 2014 führte Madrid eine Rate von 1,3 Milliarden Euro vorzeitig zurück. Auch die spanische Wirtschaft entwickelt sich günstiger als erwartet. Die Madrider Regierung erwartet für dieses Jahr ein Wachstum von 1,2 und für 2015 von 1,8 Prozent. Allerdings geht die Arbeitslosigkeit trotz der Erholung der Konjunktur nur langsam zurück und die Staatsschulden nehmen weiter zu.

Ein Mann mit Vergangenheit

Als de Guindos Ende 2011 vom konservativen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy zum Wirtschaftsminister berufen wurde, ließen süffisante Kommentare nicht auf sich warten. Ausgerechnet ein Mann, der für die zusammengebrochene US-Bank Lehman Brothers gearbeitet hatte, sollte Spanien aus seiner schweren Krise mit hoher Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung führen. De Guindos war seit 2006 Präsident für Spanien und Portugal bei Lehmann Brothers.

Ende 2008 wechselte der studierte Wirtschaftswissenschaftler zur Unternehmensprüfergesellschaft PricewaterhouseCoopers. Und übernahm zwei Jahre später die Leitung des von PwC getragenen Zentrums für Finanzwesen an der privaten Wirtschaftshochschule Instituto de Empresa. Nach Meinung von Kommentatoren wurde er in dieser Zeit einer der führenden wirtschafspolitischen Vordenker der spanischen Konservativen. Bereits ziemlich am Anfang seiner Karriere, in seiner Zeit als Staatssekretär des früheren Wirtschaftsministers Rodrigo Rato, begann er sich ein Netzwerk in Brüssel zu schaffen, das ihm nun von Nutzen sein dürfte.

Guter Ruf

Umgänglich soll der zweifache Familienvater de Guindos sein, erfahren und sicher auf internationalem Parkett. Auch ein gehöriges Maß an Standvermögen wird ihm nachgesagt. Das bewies er unter anderem 2012, als er über Hilfsgelder von der EU für die Bankenrettung in Spanien verhandelte. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hält de Guindos für einen "hervorragender Wirtschafts- und Finanzminister". Im Kampf gegen die Wirtschaftskrise ist Spanien aus Sicht von Schäuble auf dem Weg zum Erfolg. Die "solide Finanzpolitik" und die Reformen des spanischen Wirtschaftsministers Luis de Guindos hätten dazu geführt, dass Spanien "großes Vertrauen unter allen Mitgliedern der Eurogruppe" genieße. Auch Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy würde sich freuen, wenn de Guindos "große Verantwortungen" übernimmt. Er lobte seine "hervorragende Arbeit" in Spanien und Europa, heißt es im Internetportal ABC.es.

Seine künftige Aufgabe wird de Guindos abverlangen. Der Präsident der Eurogruppe muss einerseits in dem Gremium der Euro-Finanzminister eine Spaltung zwischen Krisenstaaten und den florierenden Ländern vermeiden, andererseits aber auch die finanzpolitischen Versäumnisse deutlich kritisieren. Zudem wird jede öffentliche Äußerung von Investoren aufmerksam verfolgt werden und kann die Finanzmärkte deutlich bewegen.