Spannendes Rennen um Bürgermeisteramt in London
3. Mai 2012Die Abstände in den jüngsten Umfragen zur prestigeträchtigen Wahl des Bürgermeisters in der britischen Hauptstadt sind knapp. Die letzte Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov sieht den Tory-Politiker und Amtsinhaber Johnson mit 52 zu 48 Prozent in Front vor seinem sozialdemokratischen Widersacher und Amtsvorgänger Ken Livingstone. Johnson erhielt zuletzt Unterstützung von zwei Zeitungen des Medienmagnaten Rupert Murdoch.
Landesweit werden in den britischen Landesteilen England, Schottland und Wales rund 5000 Ratssitze in 181 Städten, Gemeinden und Stadtbezirken neu besetzt. In der zweitgrößten britischen Stadt Birmingham stimmen die Bürger auch darüber ab, ob sie künftig einen gewählten Bürgermeister haben wollen. Die Kommunalwahl wird von vielen auch Testwahl für die Regierungskoalition in Westminister nach zwei Jahren Amtszeit gesehen.
Ungünstige Umfragewerte für die Koalition
In den Umfragen schneiden Konservative und Liberaldemokraten, die in London gemeinsam regieren, katastrophal ab. Die Tories von Premierminister David Cameron liegen dort bei 29 Prozent, die Liberaldemokraten bei elf Prozent. Die oppositionelle Labour-Partei glänzt dagegen mit 40 Prozent. Ein Sieg des 47-jährigen Johnson in London könnte seinem Parteifreund, Premierminister David Cameron, den Rücken stärken.
In London hatten sich Johnson und Livingstone sowie fünf weitere Bewerber einen harten Wahlkampf geliefert. Wiederholt fielen Schimpfworte und gegenseitige Beschuldigungen. Das wichtigste Wahlkampfthema war der problematische Nahverkehr in der Acht-Millionen-Einwohner-Metropole. Livingstone kündigte billigere Tarife an, Johnson will mehr Geld investieren, um den Service zu verbessern.
Kontrahenten schenken sich nichts
Der Wahlkampf in London wurde allerdings auch von der persönlichen Rivalität zwischen den beiden aussichtsreichsten Kandidaten bestimmt, die für ihre scharfe Zunge landesweit bekannt sind. Für Wirbel sorgte zunächst die Enthüllung, dass der 66-jährige Livingstone zur Umgehung des Finanzamtes einen Teil seines Einkommens über ein Unternehmen geleitet hatte. Unter dem Druck seines Rivalen musste der Labour-Politiker, der wegen seiner Vergangenheit als Sozialist auch als "Red Ken" bekannt ist, schließlich seine Steuerzahlungen offenlegen. Als Livingstone anschließend Johnson vorwarf, einen ähnlichen Trick verwendet zu haben, nannte dieser ihn bei einem Streit in einem Aufzug einen "fucking liar" (verdammten Lügner).
Angesichts dieser Beleidigung warf Livingstone seinem als humorvoll bekannten Rivalen vor, nur deshalb in den Umfragen zu führen, "weil er die Leute zum Lachen bringt". Johnson habe vor seinem Eintritt im Elitecollege von Eton erkannt, dass er "mit Mord davon kommen kann, wenn er seine blonden Haare schüttelt und einen Witz reißt", sagte Livingstone. Johnsons Parteifreund, Premier David Cameron, war wegen seiner Zeit auf der elitären Schule vorgeworfen worden, keine Ahnung von den Sorgen der einfachen Leute zu haben.
kle/se (afp, dpa, rtr)