Sperre und Geldstrafe für VfB-Profi Silas
11. Juni 2021Er ist der Aufsteiger der abgelaufenen Bundesliga-Saison, der Hoffnungsträger für den VfB Stuttgart: Offensivspieler Silas Wamangituka sicherte seinem Verein nach dem Aufstieg den Klassenerhalt frühzeitig und etablierte das Team mit seinem Spielwitz und seiner Treffsicherheit im Mittelfeld der Tabelle. Ein Kreuzbandriss im Knie, erlitten im Spiel beim FC Bayern im Mai, stoppte vorerst seinen Höhenflug.
Was da offenbar noch niemand wusste: Silas richtiger Nachname ist gar nicht Wamangituka sondern Katompa Mvumpa, und er ist auch nicht 1999 geboren, sondern 1998. Mit diesen Informationen ist der VfB Stuttgart nun an die Öffentlichkeit gegangen. Nach Vereinsangaben ist Silas am 6. Oktober 1998 in Kongos Hauptstadt Kinshasa geboren. Silas habe sich kürzlich dem Klub offenbart, er sei "Opfer von Machenschaften seines ehemaligen Spielervermittlers" geworden. "Ich habe in den letzten Jahren in ständiger Angst gelebt und mir auch um meine Familie im Kongo große Sorgen gemacht. Es war ein schwerer Schritt für mich, meine Geschichte zu offenbaren", sagte Silas.
Der Deutsche Fußballbund (DFB) hat schnell reagiert: Der Profi ist bis zum 11. September 2021 für alle Wettbewerbe gesperrt, außerdem muss er 30.000 Euro Geldstrafe bezahlen. Das teilte der DFB an diesem Freitag mit. Davon abgesehen sind beim DFB-Sportgericht keine Einsprüche gegen Spielwertungen anhängig. Diese können wegen Fristablauf auch nicht mehr eingelegt werden", fügte Hans E. Lorenz, der Vorsitzende des DFB-Sportgerichts, an.
Angeblich Idee des Beraters
Die Geschichte begann laut VfB im Jahr 2017, als der damals 18-Jährige vom belgischen Topklub RSC Anderlecht zu einem Probetraining eingeladen wurde. Um vom Kongo nach Belgien reisen zu können, erhielt er ein zeitlich befristetes Visum. Nach einigen Trainingseinheiten wollte der RSC ihn wohl verpflichten, da sein Visum jedoch vor dem Ablauf stand, musste Silas zunächst zurück in den Kongo, um ein neues zu bekommen.
Der ehemalige Spielervermittler habe ihn daraufhin zur Identitätsänderung gedrängt. Seine Begründung: Silas dürfe nach seiner Rückkehr in die Heimat ansonsten nicht mehr nach Europa zurückkommen. Letztlich kam es nicht zu einer Verpflichtung in Anderlecht. Über Stationen in Frankreich, beim Fünftligisten Olympique Alés und in der zweiten Liga bei Paris FC landete Silas 2019 dann in Stuttgart.
"In Bezug auf die Namensänderung ist er vor allem Opfer. Entsprechend werden wir ihn auch schützen", sagte Stuttgarts Sportdirektor Sven Mislintat. Silas soll Vertrauen zum Vermittler gefasst und in ein Abhängigkeitsverhältnis geraten sein. Er habe in dieser Zeit "augenscheinlich" weder auf sein Konto noch auf seine Papiere Zugriff gehabt. Schließlich habe der Vermittler auch seine Identität geändert und ihm neue Papiere verschafft.
Der VfB vermutet, dass dies zum einen passierte, um die Verbindung des Stürmers zu seinem Ausbildungsverein im Kongo zu unterbrechen, zum anderen habe sich dadurch Silas' Abhängigkeit vom Vermittler erhöht - da er von nun an erpressbar gewesen sei.
"Wir haben sofort, nachdem Silas sich uns anvertraut hatte, alle aus unserer Sicht nötigen Maßnahmen eingeleitet und die zuständigen Stellen eingeschaltet", sagte VfB-Chef Thomas Hitzlsperger. Der Klub steht demnach mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) in Kontakt.
Parallelen zum Fall Jatta
Der Fall erinnert an den des HSV-Profis Bakery Jatta, über dessen Identität es ebenfalls Zweifel gibt. Es gibt Hinweise, dass es sich bei Jatta, der 2015 als unbegleiteter Flüchtling aus Gambia nach Deutschland gekommen war, tatsächlich um Bakary Daffeh handelt. Im Mai 2021 wurde ein Gutachten des Instituts für biologische Anthropologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg bekannt, welches im Auftrag der Staatsanwaltschaft Hamburg erstellt wurde. Dieses stellte fest, "dass der 22 Jahre alte Jatta und der drei Jahre ältere gambische Fußballspieler Bakary Daffeh mit hoher Wahrscheinlichkeit ein und dieselbe Person sind".
to/asz (SID, dpa)