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Spiel mit der Macht: Orson Welles

Jochen Kürten6. Januar 2014

Der Shakespeare-Film "Chimes at Midnight" von Orson Welles ist eine Verbeugung vor dem großen Dichter und gleichzeitig ein typischer Welles-Film. Der Regisseur blickte damit auch ironisch auf sein Leben und Werk.

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Regisseur Orson Welles in seinem Film Chimes at Midnight, Filmstill, Foto: picture alliance/Mary Evans Picture
Bild: picture alliance/Mary Evans Picture Library

Orson Welles war das Wunderkind des Kinos. Sein Debüt "Citizen Kane" (1941) gilt vielen heute noch als bester Film der Kinogeschichte. Welles' Karriere verlief alles andere als gradlinig. Die Anzahl der Projekte, die scheiterten, hielten sich die Waage mit realisierten Filmen. Ende der 1940er Jahre kehrte Welles Hollywood den Rücken und inszenierte vorwiegend in Europa. Auch bei seinen Bühneninszenierungen blieb Shakespeare sein Vorbild. Gleich mehrere Stücke des Dichters lieferten dem Regisseur die Grundlage für seinen Film "Chimes at Midnight" (1965). Darin verkörpert Welles die aus Shakespeare-Stücken bekannte Figur Falstaff. Es geht um englische Erbfolgekriege im Mittelalter, um Schlachten und Intrigen, um Freundschaft und Verrat.

Welles' dritte Shakespeare-Verfilmung (nach "Macbeth" und "Othello") bot dem alternden Regisseur und Schauspieler Gelegenheit, frühere Themen seiner Filme wieder aufzugreifen: der Mensch und sein Streben nach Macht und Einfluss. Die Leiden, die er dafür in Kauf nimmt - oder eben auch nicht. In "Chimes at Midnight" verkörpert Welles einen Charakter, der aus der Zeit gefallen scheint. An Freundschaften und dem guten Leben ist er mehr interessiert als an Machtspielen und Herrschaft. "Völlerei mag eine Sünde sein, aber sie geht mit einer Menge toller Dinge einher", kommentierte Welles seinen Film. Besser hätte man es nicht ausdrücken können.

Der Film liegt jetzt in einer restaurierten Fassung und mit deutscher Synchronisation auf DVD vor. Er ist unter dem Titel "Falstaff - Glocken um Mitternacht" in der Filmedition von "2001" erschienen.