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Sportgerichtshof CAS verhandelt Dopingfall Kamila Walijewa

26. September 2023

Bei den Olympischen Spielen in Peking fiel die damals 15-jährige Eiskunstläuferin aus Russland mit einer positiven Dopingprobe auf. Erst anderthalb Jahre später soll nun über eine Sperre entschieden werden.

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Eiskunstläuferin Kamila Walijewa bei den Olympischen Spielen in Peking
Dürfen Kamlia Walijewa und ihr russisches Team Olympia-Gold behalten, oder wird die mittlerweile 17-Jährige gesperrt?Bild: Peter Kneffel/dpa/picture alliance

Was wird vor dem CAS verhandelt?

Im Verfahren geht es um den Freispruch für Eiskunstläuferin Kamila Walijewa durch die russische Anti-Doping-Agentur RUSADA. Die Agentur hatte im Januar 2023 entschieden, dass Walijewa trotz einer positiven Dopingprobe, die während der Olympischen Spiele 2022 in Peking bekannt wurde, nicht gesperrt wird. Sie verlor zwar den Titel der russischen Meisterin 2022, aber die RUSADA sah keinen ausreichenden Hinweis für eine Schuld Walijewas oder fahrlässiges Handeln, das zum positiven Befund geführt haben könnte. Daraufhin gab die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA im Februar 2023 bekannt, vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS eine Sperre von vier Jahren zu beantragen sowie die Löschung aller Ergebnisse Walijewas seit dem 25. Dezember 2021. Damals war die betreffende Probe genommen worden.

Was ist 2022 bei den Olympischen Spielen passiert?

Einen Tag nachdem Walijewa mit der russischen Mannschaft im Teamwettbewerb der Olympischen Spiele in Peking Gold gewonnen hatte, wurde am 8. Februar 2022 das positive Testergebnis Walijewas bekannt. In einer Probe der damals 15-Jährigen, die anderthalb Monate zuvor genommen worden war, befand sich die verbotene Substanz Trimetazidin - ein Wirkstoff, der in Herzmedikamenten enthalten ist. Das Mittel kann den Blutfluss und damit die Ausdauer erhöhen.

Kamila Walijewa wird bei den Olympischen Spielen in Peking von ihren Trainern Eteri Tutberidse und Daniil Gleichengauz getröstet
Zuviel Druck für eine 15-Jährige? Welche Rolle spielten Walijewas Trainer Eteri Tutberidse (r.) und Daniil Gleichengauz (l.)?Bild: Peter Kneffel/dpa/picture alliance

Die RUSADA sperrte Walijewa, hob die verpflichtende Suspendierung aber bereits am nächsten Tag nach einem Einspruch wieder auf. Dagegen gingen das Internationale Olympische Komitee (IOC), die WADA und der Eislauf-Weltverband ISU vor. In einem Eilverfahren entschied der CAS damals, dass Walijewa nicht gesperrt werde, weil die Trimetazidin-Konzentration in der Probe nur gering sei und eine versehentliche Kontamination nicht ausgeschlossen werden könne. Bei einer 15-Jährigen gelte zudem eine "besondere Schutzwürdigkeit". Walijewa durfte daher auch im Einzelwettbewerb starten, wo sie aber nur Vierte wurde.

Wie begründete Walijewa ihre positive Probe?

Die russische Seite behauptete, der positive Test Walijewas sei durch Kontamination entstanden. Da ihr Großvater ein Herzmittel mit Trimetazidin nehme, seien Spuren des Medikaments übertragen worden, als Walijewa aus einem Glas getrunken habe, das zuvor ihr Großvater benutzt hätte. Zudem warf man dem Stockholmer Labor, in dem die A-Probe analysiert worden war, technische Fehler vor.

Was waren die Folgen des Dopingfalls?

Für den olympischen Teamwettbewerb sind nach wie vor keine Medaillen vergeben worden. Sollte Russland den Sieg verlieren, bekäme das Team der USA Gold, Silber ginge an Japan, die Bronzemedaille an Kanada. Allerdings kann niemand den Siegern und Platzierten die Emotionen und das verpasste Erlebnis einer Siegerehrung zurückgeben. Auf diese wurde damals in Peking nämlich verzichtet.

US-Eiskunstlauf-Mannschaft mit Transparent und US-Fahne während des Teamwettbewerbs bei den Olympischen Spielen in Peking am Rande der Eisfläche
Darf sich das US-Team bald über den verspäteten Olympiasieg freuen?Bild: Valery Sharifulin/dpa/picture alliance

Eine Folge hat der Fall Walijewa bereits im Regelwerk nach sich gezogen: Die ISU entschied im Juni 2022, das Mindestalter in allen Disziplinen (Eiskunstlauf, Eisschnelllauf, Short Track) schrittweise von 15 bis auf 17 Jahre heraufzusetzen, um den "Schutz der körperlichen und mentalen Gesundheit und das emotionale Wohlergehen der Eisläufer" zu wahren. 2023/24 wird das Limit auf 16 und in der olympischen Saison 2025/26 auf 17 Jahre erhöht.

Warum gibt es Kritik am CAS-Verfahren?

Vielfach wird bemängelt, dass der Fall am CAS unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt wird. So monierte Rob Koehler, der Generaldirektor der Athletenvereinigung Global Athlete, bei sportschau.de, dass mit Zuhörern gewährleistet gewesen wäre, dass es "keine Hinterzimmer-Deals geben kann". Da der CAS in der Vergangenheit aber schon mehrfach im Sinne Russlands entschieden hat, sehen andere eher die Gefahr, dass es auch im Fall Walijewa keine Konsequenzen geben könnte.

Logo des CAS auf einer Wand im Hauptsitz des CAS ín Lausanne
Der Sportgerichtshof CAS wird im Vorfeld des Verfahrens von vielen Seiten kritisiertBild: LAURENT GILLIERON/picture alliance

In Russland befürchtet man dagegen, dass Walijewa als Sündenbock herhalten muss und daher ungerecht behandelt werden könnte. So oder so ist die CAS-Entscheidung endgültig und bindend. Nur bei formalen Verstößen können die beteiligten Parteien innerhalb von 30 Tagen Beschwerde beim Schweizerischen Bundesgericht einlegen.

Was macht den Fall Walijewa so speziell?

Da Kamila Walijewa bei ihrer positiven Dopingprobe erst 15 Jahre alt war, ist es schwer, über Schuld und Verantwortung zu sprechen. Wie viel kann eine Athletin in diesem Alter selbst beeinflussen? Wie stark steht sie unter dem Einfluss von Team, Trainerin und Betreuern? Diese Frage wird aber wohl auch das CAS-Verfahren nicht klären können.