Sportreporter Harry Valérien tot
14. Oktober 2012Sein Markenzeichen war die Frage: "Auf welcher Kamera sind wir?" oder, wenn er in seinen bayerischen Heimatdialekt verfiel, "Wo simma? Da simma!". Doch abgesehen von solchen kleinen Anflügen von Orientierungslosigkeit war der gebürtige Münchner einer der souveränsten Sportmoderatoren, die Deutschland je erlebt hat. Er überzeugte mit großem Fachwissen und seiner Begeisterungsfähigkeit für den Sport.
Sportjournalist der ersten Stunde
Valérien erlernte das journalistische Handwerk von der Pike auf: Als 23-Jähriger begann er 1946 seine Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München. Danach arbeitete er beim "Münchner Merkur" und beim Bayerischen Rundfunk. 1952 wurde er überraschenderweise als einer von nur vier Sportreportern zu den Olympischen Winterspielen nach Norwegen geschickt. Von 1960 an berichtete er dann bis 1996 für Hörfunk und Fernsehen von allen Olympischen Spielen und von zahlreichen Fußballweltmeisterschaften.
Der Journalist gehörte zu den Mitbegründern der ZDF-Sendung "Das aktuelle Sportstudio", die er von 1963-1988 insgesamt 283-mal moderierte.
Grandseigneur der Sportreportage
Harry Valérien bewahrte sich in seiner langen Karriere als Reporter eine nie versiegende Neugier für alle Themen rund um den Sport – und darüber hinaus. Den Schauspieler und ehemaligen Olympia-Schwimmer Bud Spencer interviewte er ebenso wie den Popstar Elton John, der mal einen englischen Fußballclub besaß. Außerdem war Valérien einer der Ersten, die sich gegen Doping im Sport engagierten.
Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter je dreimal die Goldene Kamera und den Bambi als bester Sportreporter. Experten, Sportler und Zuschauer schätzten seine Fairness und die perfekte Mischung aus kritischer Distanz und emotionalen Moderationen.
Über den Sport hinaus
Seine Vielseitigkeit bewies Harry Valérien unter anderem als Moderator des ZDF-Verkehrsmagazins "Telemotor" und an der Seite von Amelie Fried als Moderator in der Talkshow "Live".
Doch letzten Endes war er Zeit seines Lebens vor allem eines: Sportreporter. Und dabei gehörte sein Herz besonders dem Wintersport, dem er bis zuletzt verbunden blieb. So war er unmittelbar vor seinem Tod am Freitag noch bei einem Treffen von ehemaligen Kollegen und Wintersportlern in Oberbayern. Wie sein Schwiegersohn mitteilte, ist Valérien dann auf der Rückfahrt im Auto neben seiner Frau "ganz ruhig eingeschlafen".
mak/gd (dpa, tagesschau.de, ZDF, Munzinger)