Anklage fordert 30 Jahre Haft für Maxwell
24. Juni 2022Ghislaine Maxwell war im Dezember wegen Beihilfe zum sexuellen Missbrauch minderjähriger Mädchen, Menschenhandels und anderer Verbrechen schuldig gesprochen worden. In dem Prozess, der Schockwellen bis ins britische Königshaus sendete, hatten auch vier Frauen ausgesagt, die als Teenager missbraucht worden waren.
Damian Williams, der US-Staatsanwalt für den südlichen Bezirk von New York, forderte nun mindestens 30 Jahre Haft für Maxwell. Das mögliche Strafmaß bezifferte er mit bis zu 55 Jahre. Die Anwälte der Verteidigung hatten in ihrem Antrag argumentiert, dass die 60-jährige Britin nicht mehr als fünf Jahre im Gefängnis verbringen sollte. Das Urteil soll am 28. Juni verkündet werden.
Schuldig in fünf von sechs Anklagepunkten
Ghislaine Maxwell habe einen "Mangel an Reue" für ihre Verbrechen gezeigt, schrieb Williams in seiner Empfehlung an Richterin Alison Nathan. "Anstatt auch nur ansatzweise Verantwortung zu übernehmen, versucht die Angeklagte verzweifelt, die Schuld auf andere zu schieben." Maxwell sei ein erwachsener Mensch, sie habe ihre eigenen Entscheidungen getroffen. "Sie traf die Entscheidung, zahlreiche minderjährige Mädchen sexuell auszubeuten."
Die Tochter des 1991 verstorbenen britischen Medienmoguls Robert Maxwell befindet sich seit ihrer Festnahme in New Hampshire im Sommer 2020 in Haft. Während ihres viel beachteten Prozesses argumentierte die Staatsanwaltschaft erfolgreich, dass Maxwell "der Schlüssel" zu Epsteins Strategie war, junge Mädchen sexuell zu missbrauchen. Die einstige Geliebte und dann über Jahre enge Vertraute und Mitarbeiterin Epsteins wurde in fünf von sechs Anklagepunkten für schuldig befunden.
Bis in höchste Kreise vernetzt
Der bereits 2008 wegen Sexualverbrechen verurteilte und bis in höchste Kreise vernetzte Geschäftsmann Epstein war im August 2019 nach einer erneuten Festnahme tot in seiner New Yorker Gefängniszelle gefunden worden. Nach Angaben der Behörden hatte der Multimillionär sich das Leben genommen.
Der Missbrauchsskandal schlug in den USA auch deshalb hohe Wellen, weil der Unternehmer mit Prominenten wie den Ex-Präsidenten Bill Clinton und Donald Trump, Milliardär Bill Gates und dem britischen Prinzen Andrew bekannt war.
Prinz Andrew konnte einen Zivilprozess in den USA wegen Missbrauchsvorwürfen mit einem wohl millionenschweren Vergleich zwar stoppen - doch der Schaden für die Royals ist immens. Für Epstein hatte eine frühere Anklage gegen ihn in einem sehr vorteilhaften Deal geendet. Spätestens dadurch wurde er zum Symbol einer gesellschaftlichen Elite, die mit allem durchkommt.
rb/mak (AFP, AP, dpa)
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