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Geplante Wohnheime niedergebrannt

12. Dezember 2014

In der Nähe von Nürnberg sind drei Häuser abgebrannt, die als Wohnheime für Flüchtlinge dienen sollten. Dabei wurde zwar niemand ernsthaft verletzt, die Brände rufen jedoch schlimme Erinnerungen wach.

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Feuerwehr mit Blaulicht vor dem brennenden Haus in Vorra (Foto: DPA)
Bild: picture-alliance/dpa/Toma

Der Staatsschutz trat schnell in Aktion: Bereits kurz nach dem Brand in drei geplanten Flüchtlingsunterkünften in Mittelfranken hat er die Ermittlungen übernommen. "Es spricht einiges dafür, dass es sich um Brandstiftung handelt", sagte ein Polizeisprecher.

An einem der benachbarten Gebäude im Ortskern von Vorra im Kreis Nürnberger Land wurden Hakenkreuze und andere fremdenfeindliche Schmierereien entdeckt. Die Ermittler suchen nun nach Spuren und Zeugen. Bisher gebe es keine Hinweise auf den oder die Täter.

Eine leerstehende Gaststätte, eine Scheune und ein leer stehendes Wohnhaus waren am späten Donnerstagabend in Brand geraten. Die Häuser waren umgebaut und renoviert worden und sollten nach einem Beschluss der Regierung von Mittelfranken demnächst Flüchtlingen als Unterkunft dienen.

150 Feuerwehrleute im Einsatz

Eine Anwohnerin hatte den Brand in der Gaststätte entdeckt und die Feuerwehr alarmiert. Aus den Fenstern quoll starker Rauch. Kurze Zeit später wurde bemerkt, dass auch die anderen Gebäude in Flammen standen. Es gelang der Feuerwehr rasch, die Brände zu löschen. Rund 150 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Einer von ihnen erlitt leichte Verletzungen. Den Gesamtschaden schätzt die Polizei auf etwa 700.000 Euro. Die Häuser sind unbewohnbar.

Einige Anwohner zeigten sich entsetzt über die Vorgänge. "Wir und andere Nachbarn haben uns auf die Ankunft der Asylbewerber gefreut", sagte eine Frau am Freitagmorgen einem Reporter der Deutschen Presse-Agentur. "Wir haben uns schon drauf vorbereitet, sie willkommen zu heißen." In den vergangenen Wochen habe sich im Dorf eigens ein Unterstützerkreis gegründet. Die Bewohner seien froh gewesen, dass die seit Jahren leerstehenden Gebäude endlich saniert und für die Flüchtlinge hergerichtet worden seien.

Schmierereien und Hakenkreuz auf der Fassade eines Hauses (Foto: DPA)
Auf der Fassade eines Nachbarhauses wurden fremdenfeindliche Schmierereien entdecktBild: picture-alliance/dpa/ToMa

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer sprach von einer "schändlichen Tat". "Braunes Gedankengut hat keinen Platz in unserer freiheitlichen Gesellschaft", sagte er in München. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann kündigte einen besseren Schutz der Einrichtungen für Asylbewerber im Freistaat. Im Bayerischen Rundfunk sagte der CSU-Politiker: "Es ist ganz offensichtlich Brandstiftung, und diese Hakenkreuzschmierereien lassen den Verdacht zu, dass es sich hier um rechtsradikale Täter handeln könnte", sagte Herrmann. Er sicherte zu, die Behörden würden alles tun, um die Täter zu identifizieren. Bayerns Europaministerin Beate Merk erklärte, Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte seien verheerend, auch für das Bild Deutschlands in der Welt.

Auch die Bundesregierung hat die mutmaßlichen Anschläge auf geplante Flüchtlingsunterkünfte in Vorra bei Nürnberg verurteilt. Sollte sich ein fremdenfeindlicher Hintergrund bestätigen, handele es sich um "abscheuliche Taten", sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Wirtz in Berlin. Derlei Formen von Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit hätten keinen Platz in Deutschland.

Flüchtlingsrat fordert intensive Ermittlungen

Auch der Bayerische Flüchtlingsrat hofft nach dem mutmaßlichen Brandanschlag auf eine schnelle Aufklärung. "Ich wünsche mir, dass möglichst rasch und intensiv und auch wirklich gegen rechts ermittelt wird", sagte Alexander Thal, Sprecher des Flüchtlingsrats. In Mittelfranken gebe es – wie im ganzen nordbayerischen Raum – Rechtsextreme. Bei ähnlichen Anschlägen habe es aber oft geheißen, es werde in alle Richtungen ermittelt, weil etwa Hakenkreuz-Schmierereien fehlten. "Jetzt haben wir die", so Thal.

Anfang der 1990er Jahre hatten fremdenfeindliche Anschläge etwa in Solingen, Mölln, Rostock und Hoyerswerda das Ansehen Deutschlands schwer beschädigt.

kle/cr (dpa, afp, epd, kna, br.de)