Polizei als Stadtführer
9. August 2010Der schwarze Minibus steht bereit. Fünf Foto-Begeisterte nehmen Platz und bereiten ihre Kamera vor: Die Linse wird gewischt, das passende Objektiv aufgesetzt und die Akkus geprüft. Die Fahrt kann losgehen. Am Lenkrad sitzt Uwe Klein, ein Polizist mit Leib und Seele, der gerne von seinem Beruf erzählt – von tragischen und schlimmen Momenten, aber auch von schönen.
Kriminalgeschichten aus erster Hand
Die Sightseeing-Tour führt an prominenten Sehenswürdigkeiten wie der Zeche Zollverein, dem Baldeneysee oder der Villa Hügel vorbei. Während der 57-Jährige den Bus fährt, erzählt er immer wieder kleine Geschichten aus den dunklen Ecken der Stadt – echte Kriminalgeschichten eben. Da sei zum Beispiel das Lokal Kaleidoskop. "Vor vielen Jahren gab es da einen Mordversuch, der bis heute nicht aufgeklärt wurde" erzählt Uwe Klein. Und berichtet dann von einer Sängerin, die darüber ein Lied geschrieben habe.
Die Fahrt geht weiter durch ein Villenviertel, wo ihm trauriger Fall in Erinnerung kommt. "1981 passierte hier in der Nähe ein ganz schrecklicher Mord. Da ist eine junge Schülerin aus der S-Bahn ausgestiegen und wollte nach Hause. Sie kam nie dort an, denn der Mörder lauerte hinter einer Garage und die junge Frau wurde ermordet. Und das Tragische ist, dass der Vater sie dort gefunden hat".
Diese Erfahrungen und Erlebnissen gehen dem Polizeibeamten nahe. Aber er hat im Laufe der Jahre gelernt damit umzugehen. "Ich habe es immer so gemacht, dass ich darüber geredet habe. Ich habe es nie in mich hineingefressen. Ich habe aber auch eine verständnisvolle Ehefrau, die mich anhört."
Aller Anfang ist schwer...
In 40 Jahren Polizeikarriere gab es aber auch einiges zu lachen. Während der Tour zur Villa Hügel erzählt Uwe Klein schmunzelnd einige Anekdoten von seinen ersten Einsätzen als junger Polizist: "Da kam ich zum Dienst und mir wurde gesagt, wir müssten den persischen Ministerpräsidenten per Eskorte begleiten", erinnert er sich. "Der kam aus Düsseldorf und musste zur Villa Hügel. Da bin ich das erste Mal hier hochgefahren und habe diese Villa hier gesehen. Bei der Vorfahrt war ich der Einzige, der sich verfahren hat. Da bin ich links daran vorbei gefahren und musste anschließend die Häme meiner Kollegen ertragen." Später hat er hier Persönlichkeiten wie Erich Honecker, Helmut Kohl oder Wladimir Putin Schutz geboten.
Spannend - weil wahr
Peter Mühling nimmt heute zum zweiten Mal an dieser besonderen Stadttour teil. Mit großer Neugier hört er dem Polizisten zu und vergisst bei den aufregenden Geschichten auch mal das Knipsen. Er findet es spannend, was in seiner Stadt passiert. Auch Pascale Kähne ist gerne mit Uwe Klein unterwegs. "Gerade wenn die Geschichten authentisch sind und sie wahren Begebenheiten entsprechen, finde ich es interessant", erzählt sie, während sie konzentriert Bilder von der Villa Hügel einfängt. Nach sechs Stunden dann ist die Tour zu Ende. Die Gäste sind zufrieden, Uwe Klein ist es auch und überlegt, seine Geschichten einmal zu Papier zu bringen.
Autor: Murat Koyuncu
Redaktion: Petra Lambeck