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Kommentar: Besser spät als nie

Julius Kanubah26. September 2014

Tausende Freiwillige aus Deutschland - Soldaten und Zivilisten - wollen Westafrika im Kampf gegen Ebola unterstützen. Die Helfer müssen schnell entsendet werden, meint DW-Korrespondent Julius Kanubah.

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Ebola-Krise in Liberia (Foto: J. Kanubah/DW)
Bild: Dw/J. Kanubah

Liberias Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf musste geradezu auf die Knie fallen: Anfang September richtete sie einen eindringlichen Hilferuf an die Weltgemeinschaft und insbesondere an US-Präsident Barack Obama und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die westlichen Staatenlenker mögen Liberia doch bitte so schnell wie möglich aus dieser "beispiellosen Krise" heraus helfen, bat Johnson-Sirleaf, und auch die Nachbarländer Sierra Leone und Guinea bei der Bewältigung der Ebola-Epidemie unterstützen.

Bislang sind allein in Liberia etwa 1800 Menschen an der Krankheit gestorben. Auch die Wirtschaft des noch immer vom Bürgerkrieg gezeichneten Landes leidet, weil die Seuche Investoren vergrault. Die tief verwurzelte Kultur der intensiven Pflege von Kranken und Sterbenden ist aus den Fugen geraten. Wer sagt, alle Liberianer würden in einem Zustand der permanenten Angst leben - der untertreibt.

Besser spät als nie

Dann drang die Nachricht nach Westafrika, Deutschland würde seine Armee darauf vorbereiten, Afrika beim Kampf gegen Ebola zu unterstützen. Und uns Menschen in diesem Teil der Welt hat eine unglaubliche Erleichterung erfüllt, denn unsere Nation hatte den Kampf gegen Ebola längst verloren.

Auch wenn Kritiker sofort rufen, dieses Eingreifen komme viel zu spät - für viele Liberianer kommt es noch rechtzeitig. Denn täglich sterben Menschen, nicht nur an Ebola, sondern auch an Malaria oder Typhus. Die USA zeichnen ein Bild des Grauens: Wenn jetzt nicht sofort etwas getan werde, könnte die Zahl der Ebola-Toten auf 1,4 Millionen steigen. Deshalb kommt das Hilfsangebot aus Deutschland zwar spät, aber nicht zu spät. Und deshalb verdienen die vielen Menschen, die sich freiwillig gemeldet haben um zu helfen, Applaus.

Julius Kanubah berichtet für die DW aus Liberia (Foto: DW)
Julius Kanubah berichtet für die DW aus LiberiaBild: DW

Starke Beziehungen nach Deutschland

Die Ankündigung deutscher Hilfe kommt just zu dem Zeitpunkt, zu dem die ersten von insgesamt 3000 US-Soldaten in Liberias Hauptstadt eintreffen. Und angesichts dieses schnellen, massiven amerikanischen Eingreifens, wirkt die deutsche Reaktion besonders zögerlich. Aber man sollte bedenken, dass Liberia historisch gesehen den USA näher steht als der Bundesrepublik. Washington und Monrovia sind strategische Partner, verbunden durch eine fast 200-jährige gemeinsame Geschichte. Die liberianische Nation wurde im 19. Jahrhundert von freigelassenen Sklaven aus den USA gegründet.

Liberia hat aber auch enge Beziehungen zu Deutschland: 2007 hat sich die Kanzlerin Merkel für einen Schuldenschnitt Liberias stark gemacht, bilateral und international. Wenn Deutschland Liberia aber jetzt helfen will, in dieser Stunde der Not, dann muss die Entsendung der freiwilligen Helfer und Mediziner beschleunigt werden. Die Liberianer schreien um Hilfe - und warten dringend auf die Ankunft der ersten Helfer aus Deutschland.