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So funktioniert unser Immunsystem

Gudrun Heise
31. März 2020

Viren, Bakterien und andere Keime versuchen quasi ständig unseren Körper zu kapern. Meistens scheitern sie gnadenlos, dank unseres Immunsystems, das rund um die Uhr arbeitet. Ein harter Job. Wir sollten ihn wertschätzen!

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Blutzellen
Bild: Colourbox

Unser Immunsystem ist ein kompliziertes Gebilde, das versucht, unseren Körper ununterbrochen gegen Feinde von außen zu verteidigen. Eigentlich gibt es sogar zwei verschiedene Immunsysteme in unserem Körper.

Das angeborene Immunsystem

Eines davon ist das angeborene. Es ist sehr effizient und schnell und kümmert sich beispielsweise darum, Bakterien in kürzester Zeit aufzuspüren und unschädlich zu machen. Es ist nicht auf bestimmte Eindringlinge spezialisiert und macht gewissermaßen einen Rundumschlag. Der funktioniert zwar schnell, ist aber nur begrenzt wirksam und kann nicht gezielt bestimmte Erreger intensiv bekämpfen.

Abwehrzellen aus der Gruppe der Leukozyten sind Teil dieses angeborenen Immunsystems. Die Leukozyten werden in der Thymusdrüse und im Knochenmark gebildet. Die Thymusdrüse ist Teil unseres Lymphsystems und sitzt über dem Herzen.

Über das Blut und den Lymphstrom gelangen die Leukozyten in den ganzen Körper. Eine hohe Anzahl von Leukozyten im Blut deutet auf eine Entzündung oder eine Infektion hin. Der Arzt erkennt das im Blutbild und weiß, dass er handeln muss.

Bevor Erreger in den Körper dringen können, müssen sie äußere Barrieren überwinden. Das sind in erster Linie die Haut und die Schleimhäute an sämtlichen Körperöffnungen wie beispielsweise dem Mund- und Rachenraum. Diese Barrieren erschweren es den Eindringlingen, überhaupt in unseren Körper zu gelangen.

Somit sind auch sie wichtiger Bestandteil der körpereigenen Abwehr. Chemische Stoffe wie körpereigene Säuren, Enzyme oder Schleim gehören ebenfalls dazu. Auch sie hindern Bakterien oder Viren daran, sich in unserem Körper festzusetzen.

Mehr dazu: Wenn Erkältungsviren das Büro besetzen!

Das erworbene Immunsystem

Wenn trotz aller Achtsamkeit unseres angeborenen Immunsystems und aller Abwehrmechanismen Eindringlinge in den Körper gelangt sind, setzt unser Körper die nächste Stufe des Immunsystems ein. Das ist die spezifische, erworbene Immunantwort.

Bis sie in Aktion tritt, vergehen etwa vier bis sieben Tage. Dieses Immunsystem ist spezialisiert und richtet sich gezielt gegen bestimmte Antigene. Es registriert die Eindringlinge und speichert sie in den sogenannten Gedächtniszellen ab, die als immunologisches Gedächtnis funktionieren. Sie erinnern sich an Erreger, die schon einmal zuvor aufgetaucht waren. Kommt der Eindringling erneut, können die Gedächtniszellen auf die erlernte Immunreaktion zurückgreifen. Die notwendigen Abwehrmechanismen sind abgespeichert. So kann der Körper schneller und effektiver auf eine Infektion reagieren. Das erworbene Immunsystem weiß schnell, was zu tun ist. Deswegen bekommen wir einige Krankheiten nur einmal im Leben. 

Infografik Abwehrsystem des Menschen

T-Lymphozyten

Bei Erregern, die sich im Gewebe befinden, werden T-Lymphozyten, auch als T-Zellen bekannt, aktiv. Sie gehören zur Gruppe der weißen Blutkörperchen und werden im Knochenmark gebildet. T-Lymphozyten können fremde Zellen von körpereigenen unterscheiden. Sie wissen, in welche Kategorie diese Zellen gehören. 

Dann vermehren sich die T-Zellen rasant in unserem Körper und spezialisieren sich auf bestimmte Erreger. Eine Unterform der T-Lymphozyten sind die T-Killerzellen. Ihre Aufgabe ist es, infizierte Zellen aufzuspüren und zu vernichten. Dazu nutzen sie Zellgifte, sogenannte Zytotoxine.

B-Lymphozyten

Die B-Lymphozyten sind ebenfalls weiße Blutkörperchen. Sie sind dafür zuständig, Eindringlinge zu erkennen und dann Antikörper gegen diese im Blut zu bilden. Sie sind auf bestimmte, einzelne Erreger spezialisiert. Dafür bilden sie einen spezifischen B-Zell-Rezeptor. Nur mit diesem können sie fremde Antigene erkennen.

Gebildet werden die B-Lymphozyten im Knochenmark. Sie sammeln sich in den Lymphknoten sowie in der Milz. Kommen sie mit einem Antigen in Kontakt, bindet dieses am B-Zell-Rezeptor. Daraufhin bilden die B-Lymphozyten gezielte Antikörper - sogenannte Immunglobuline - gegen den Eindringling.

Noch eine Hürde

Haben es Bakterien oder Viren trotz aller Maßnahmen des Immunsystems geschafft, in unseren Körper einzudringen, sind sie dennoch nicht am Ziel. Die Fresszellen oder Phagozyten warten auf sie, um sie zu zerstören. Dazu gehören unter anderen die Makrophagen, die im Gewebe sind und die neutrophilen Granulozyten, die sich im Gewebe und im Blut befinden.

Haben sie einen Krankheitserreger entdeckt, schließen sie diesen ein und verdauen ihn gewissermaßen im Inneren der Zelle.

Wenn das System aus dem Ruder läuft

Unser Immunsystem ist kompliziert aufgebaut. Perfekt ist es nicht. Es kann zu unterschiedlichen Fehlfunktionen kommen. Ein Beispiel sind Autoimmunerkrankungen. Dabei richtet sich das Abwehrsystem nicht gegen fremde Zellen, die eingedrungen sind, sondern gegen bestimmte Zellen des eigenen Körpers - es kommt zu Entzündungsreaktionen.

Zu diesen Autoimmunerkrankungen gehören etwa Multiple Sklerose, Neurodermitis, verschiedene Rheumaerkrankungen oder auch Schuppenflechte.

Dies ist eine aktualisierte Version eines früheren Beitrags.