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Stark wie lange nicht

Tobias Oelmaier12. August 2014

15 bis 20 Medaillen trauen Experten den deutschen Leichtathleten bei den Europameisterschaften in Zürich ab diesem Dienstag zu. Das hat es seit zwölf Jahren nicht mehr gegeben. Ein Sprinter träumt von der "9 vorm Komma".

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Sprinter (Foto: picture alliance)
Bild: picture-alliance/Eibner-Pressefoto

Der Sprint der Männer ist seit Jahrzehnten eine Disziplin ohne ernstzunehmende deutsche Beteiligung. Bei den Europameisterschaften in Zürich könnte sich das ändern. Julian Reus hat vor kurzem erst einen neuen deutschen Rekord aufgestellt, in 10,05 Sekunden die Uralt-Bestmarke von Frank Emmelmann aus DDR-Zeiten um eine Hundertstel unterboten und hofft jetzt auf den optimalen Lauf. Dann könnte sogar die Zehn-Sekunden-Marke fallen. Und das könnte trotz starker Konkurrenz aus den traditionellen Sprint-Nationen Frankreich, Russland oder Großbritannien eine Medaille bedeuten.

Reus steht für eine neue deutsche Leichtathletik. Es sind nicht mehr nur die "Kraftprotze" mit Kugel, Diskus und Hammer, die Medaillenchancen haben. Im Weitsprung etwa gingen in der Diskussion um die Teilnahme des unterschenkelamputierten Deutschen Meisters Markus Rehm die Leistungen der anderen Top-Athleten fast unter. Auch wenn Rehm nicht dabei sein darf, weil ihm durch seine Prothese ein Vorteil unterstellt wird, sind mit Christian Reif und Sebastian Bayer gleich zwei sichere 8-Meter-Springer dabei.

Dazu sollten auch die deutschen Zehnkämpfer in der Lage sein, vorne mitzumischen, wenn nicht sogar Gold zu gewinnen. Schließlich sind Kai Kazmirek und Rico Freimuth in diesem Jahr Europas Beste - und dabei fehlen noch Titelverteidiger Pascal Behrenbruch und der WM-Zweite Michael Schrader. "Die Jungs sind heiß wie sonst was", sagt denn auch Bundestrainer Rainer Pottel.

Gold gleich zum Auftakt?

Die Titelkämpfe in Zürich könnten gleich mit Gold für den DLV beginnen. David Storl gilt im Kugelstoßen als heißer Favorit auf den EM-Titel. Sein Ziel: nebenbei auch die 22-Meter-Marke zu knacken. "Meine Bestleistung habe ich bei Saisonhöhepunkten immer noch mal gesteigert", ist der Weltmeister und Titelverteidiger zuversichtlich.

David Storl (Foto: Reuters)
Könnte die Weichen für erfolgreiche Europameisterschaften stellen: Kugelstoßer David StorlBild: Reuters

Insgesamt stehen in Zürich 47 Entscheidungen auf dem Programm. 20 Medaillen könnten, glaubt man dem Fachmagazin "Leichtathletik", dabei an den Deutschen Leichtathletikverband gehen. "Es freut mich, wenn es solche Spekulationen und Medaillenerwartungen gibt", sagt DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen. "Das heißt, viele glauben, wir bringen eine erfolgreiche Mannschaft an den Start." Hätten die Experten nur annähernd recht, wäre das im Bereich der Ausbeute der Heim-EM 2002 in München mit zweimal Gold, neunmal Silber und achtmal Bronze. "Wir sind tendenziell stärker als vor zwei Jahren aufgestellt und ich hoffe, dass wir mindestens so gut wie in Helsinki abschneiden", sagt DLV-Präsident Clemens Prokop, fügt aber relativierend hinzu: "Allerdings muss man berücksichtigen, dass die Konkurrenz in Zürich stärker sein wird, weil es reguläre Europameisterschaften sind und nicht welche in einem Olympia-Jahr."

Harting macht sich keinen Druck

Der Star im 92-köpfigen Team ist Diskuswerfer Robert Harting. "2014 ist ein Übergangsjahr auf dem Weg zu Olympia. Da ist der Erfolg nicht ganz so wichtig", sagte der Olympiasieger. "Ich hoffe aber trotzdem, dass ich bei der EM Gold gewinne." Schon jetzt freuen sich die Leichtathletik-Fans hierzulande auf das nächste zerrissene Trikot des Hünen aus Berlin.

Robert Harting (Foto: Getty Images)
Robert Harting führt das deutsche Aufgebot in Zürich anBild: Getty Images

Außerdem dürfen Hammer-Weltrekordlerin Betty Heidler und Kugelstoß-Vizeweltmeisterin Christina Schwanitz auf Medaillen hoffen. Über 1500 Meter können der nationale Überraschungsmeister Timo Benitz und Senkrechtstarter Homiyu Tesfaye ganz weit vorne landen. Und über 5000 Meter hat sich der EM-Zweite Arne Gabius erneut viel vorgenommen.

Die sonst so starken Stabhochspringer dürften in Zürich leer ausgehen. Nach Weltmeister Raphael Holzdeppe sagte kurzfristig auch der Hallen-Vizeweltmeister Malte Mohr wegen Formschwäche ab. Zuvor mussten bereits Routinier Björn Otto sowie bei den Frauen Silke Spiegelburg und Martina Strutz verletzt passen.