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Starkes Erdbeben erschüttert Südasien

8. Oktober 2005

Eines der schwersten Erdbeben der vergangenen Jahrzehnte hat in Pakistan, Indien und Afghanistan zu großen Zerstörungen geführt. Eine noch ungeklärte Zahl von Menschen fiel der Katastrophe zum Opfer.

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In Islamabad (Pakistan) zerstörte das Beben dieses GebäudeBild: AP

Der Sprecher der pakistanischen Streitkräfte, General Shaukat Sultan, sprach am Samstag (8.10.2005) von einer nationalen Tragödie. Es gebe vermutlich mindestens 1000 Tote, wurde er im Fernsehsender Geo zitiert. Ganze Dörfer seien von Erdrutschen verschüttet worden. "Es ist das schwerste Erdbeben der jüngsten Zeit", sagte Sultan. "Wir haben Berichte über verbreitete Schäden in den nördlichen Gebieten Pakistans erhalten."

Freies Bildformat: Erdbeben: Islamabad
Rettungskräfte an einem eingestürzten Gebäude in Islamabad. Das Wohnhaus hatte 19 Etagen (AP Photo/B.K.Bangash)Bild: ap

Aus dem benachbarten indischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir wurden mehrere hundert Tote und hunderte Verletzte gemeldet. Die Behörden schlossen nicht aus, dass die Zahlen der Toten und Verletzten stark steigen könnte.

Das Erdbeben hatte die Stärke 7,6 und dauerte etwa zwei Minuten. Das Epizentrum lag 95 Kilometer nördlich der pakistanischen Hauptstadt Islamabad an der Grenze zu Indien. Nur Stunden nach dem Erdstoß erschütterte ein heftiges Nachbeben die Region.

In Panik auf die Straßen

Wie in Pakistan liefen auch in Indien und Afghanistan tausende verängstigte Menschen in Panik auf die Straßen. In Islamabad brach ein zehnstöckiges Wohnhaus zusammen, in dem sich zum Zeitpunkt des Erdstoßes nach Auskunft eines Hausangestellten mehr als 120 Menschen befanden. Helfer suchten dort verzweifelt und mit bloßen Händen unter Trümmern nach Überlebenden.

Freies Bildformat: Erdbeben: Eingesperrt
Bewohner eines Wohnhauses in Islamabad sind in den Trümmern eingesperrt (AP Photo/B.K.Bangash)Bild: ap

Im Norden Pakistans wurden nach Angaben von Innenminister Aftab Ahmed Khan Sherpao viele Dörfer dem Erdboden gleich gemacht. Die Bezirke Balakot, Muzaffarabad und Bagh im von Pakistan kontrollierten Teil Kaschmirs gelten als die am schwersten betroffenen der Region.

In Indien waren der Bundesstaat Jammu und Kaschmir am schwersten betroffen. Am heftigsten wurde die Stadt Uri nahe der Grenze zu Pakistan von den Erschütterungen heimgesucht, wo den Angaben zufolge 70 Prozent der Häuser einstürzten. In Jammu und Kaschmir berichteten die Behörden von mindestens 450 beschädigten Gebäuden. Das Beben löste wie in Pakistan Erdrutsche aus und unterbrach Strom- und Telefonleitungen. In beiden Ländern wurden die Streitkräfte mobilisiert, um bei den Rettungs- und Bergungsarbeiten zu helfen.

Indien war 2001 von einem der schwersten Erdbeben heimgesucht worden, das die Region je erlebte. Bei der Katastrophe im westindischen Staat Gujarat kamen fast 30.000 Menschen um.

Acht Zentimeter Verschiebung pro Jahr

Mit deutlichen Schäden durch das Erdbeben muss nach Ansicht des Leiters der Seismologie am Geo-Forschungsinstitut in Berlin, Professor Jochen Zschau, noch in 200 bis 300 Kilometer um das Epizentrum gerechnet werden. "Das Beben hat einen Bruch von 100 Kilometer Länge aufgeworfen", sagte Zschau der Nachrichtenagentur dpa. "Längs dieses Bruchs können überall schlimme Dinge passiert sein." Auch wenn das Epizentrum in einer kaum besiedelten Gebirgsregion liege, könnten doch in den entfernteren Dörfern Tausende von Menschen zu Tode gekommen sein.

Die südasiatische Region ist nach Zschaus Worten besonders oft von Erdbeben betroffen, da sie an der Nahtstelle zweier geologischer Platten liege. "Die indische Platte schiebt sich hier mit einer Geschwindigkeit von acht Zentimetern pro Jahr auf den asiatischen Kontinent", erläuterte der Forscher. Das Beben liege an der Nordspitze der indischen Platte. Dort türme sich in Asien das Hindukusch-Gebirge auf.

Karte der betroffenen Region

Karte Region: Pakistan, Indien, Afghanistan und Kaschmir
Karte der betroffenen Region: Pakistan, Indien, Afghanistan und Kaschmir

Hilfsangebote

Die EU-Kommission bot Pakistan Hilfe an. Entwicklungskommissar Louis Michel sagte am Samstag in Brüssel, Experten der Behörde bereiteten rasche Hilfe vor. Auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat den betroffenen Ländern Hilfe angeboten und zu Spenden aufgerufen, teilte das DRK am Samstag in Berlin mit. (mas)