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GesellschaftDeutschland

Steinmeier eröffnet Gedenkstätte Hoheneck

11. Juli 2024

Das frühere DDR-Frauengefängnis Hoheneck war für politische Häftlinge ein Ort voller Leid. Nun ist es als Gedenkstätte zugänglich. Steinmeier mahnt bei der Eröffnung, die DDR-Zeit nicht zu vergessen.

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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier steht im ehemaligen Gefängnis Hoheneck
Bei der Eröffnung der Gedenkstätte Hoheneck: Bundespräsident Steinmeier warnt davor, DDR-Unrecht zu relativierenBild: Sebastian Willnow/dpa/picture alliance

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat im ehemaligen Frauengefängnis Hoheneck eine Gedenkstätte eröffnet. Dabei erinnerte er an die Leiden von 8.000 Frauen, die dort zwischen 1950 und 1989 aus politischen Gründen einsaßen. Diese seien dort unschuldig eingesperrt worden, weil sie frei und selbstbestimmt leben wollten, sagte Steinmeier im sächsischen Stollberg. In der Gedenkstätte wird eine Dauerausstellung zur politischen Strafjustiz und Verfolgung in der Deutschen Demokratischen Republik gezeigt.

Steinmeier betonte, es sei wichtig, dass das Schicksal der im größten Frauengefängnis der DDR inhaftierten Gefangenen in ganz Deutschland gesehen und anerkannt werde. Ehemalige Insassen hätten ihm "erschütternde Geschichten von menschlicher Kälte, Unbarmherzigkeit und staatlichem Zynismus" erzählt.

Viele von ihnen kämpften bis heute mit den Folgen der Haft, sagte der Bundespräsident unter Hinweis auf die Trennung der Mütter von ihren Kindern und die Akkordarbeit, zu der die Frauen gezwungen wurden. Er erinnerte auch an die Frauen, die dort an Hunger, Krankheiten und bei Arbeitsunfällen starben oder sich selbst das Leben nahmen.

Blick durch Gitterstäbe auf den Flur des ehemaligen DDR-Frauengefängnisses Hoheneck
Das ehemalige Gefängnis Hoheneck im Erzgebirge. Hoheneck ist Symbol für menschenunwürdige Haftbedingungen von Frauen in der DDRBild: Sebastian Willnow/dpa/picture alliance

Steinmeier mahnt Aufklärung an

Es sei wichtig, heute das offene Gespräch über die Zeit der DDR-Diktatur zu suchen, auch über die regionalen Grenzen in ganz Deutschland. Steinmeier betonte, dass man die Geschichte nicht denen überlassen dürfe, die das Unrecht der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) verharmlosen oder verleugnen würden. "Wer heute behauptet, in der DDR habe man doch gut leben können, dem antwortet dieser Ort: Die Frauen von Hoheneck, sie konnten es nicht!" Auch wer behaupte, im Deutschland von heute sei es genau wie früher in der DDR, weil man seine Meinung nicht mehr sagen dürfe, liege falsch. "Was für eine Verhöhnung der Frauen, die damals hier eingekerkert, gequält und erniedrigt wurden", so der Bundespräsident.

Unternehmen, die damals Produkte aus DDR-Fertigung in die Bundesrepublik Deutschland importierten, sollten zur Aufklärung beitragen und den Austausch mit ehemaligen Häftlingen suchen, sagte Steinmeier. Er rief überdies dazu auf, rasch Lösungen zu finden, um ehemaligen politischen Häftlingen unbürokratisch zu helfen.

Ort der politischen Bildung 

Die Ausstellung im ehemaligen Frauengefängnis Hoheneck
Ab August ist die Ausstellung im ehemaligen Frauengefängnis Hoheneck für die Öffentlichkeit zugänglichBild: Sebastian Willnow/dpa/picture alliance

Die Gedenkstätte soll laut sächsischem Kulturministerium künftig "als Ort der politischen und demokratischen Bildung" dienen. Eine Dauerausstellung zeigt dabei die Schicksale der ehemaligen Häftlinge. Es ist ein "wichtiger Meilenstein in der historischen Aufarbeitung politischer Repression in Deutschland", so das Ministerium.

Hoheneck war einst das größte Frauengefängnis der DDR. Von 1950 bis 1989 waren dort etwa 24.000 Frauen inhaftiert, rund 8.000 von ihnen aus politischen Gründen. Zum Haftalltag gehörte nach Schilderungen von Zeitzeuginnen auch harte Schichtarbeit teils bis zur Erschöpfung. Dabei wurden etwa Bettwäsche und Feinstrumpfhosen hergestellt, die nach Westdeutschland verkauft wurden. Die Ausstellung in der Gedenkstätte nimmt Haftbedingungen und Haftarbeit in den Blick. Außerdem wird die Geschichte des Gefängnisses aufgezeigt.

ch/haz (dpa, epd)