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Kahlschlag bei der Commerzbank

20. September 2019

Deutschlands zweitgrößtes Bankhaus dümpelt seit Jahren dahin. Nun will die Commerzbank offenbar mit alten Rezepten die Wende schaffen: Stellenabbau und Filialschließungen. Analysten und Gewerkschafter sind skeptisch.

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Deutschland Zentrale der Commerzbank in Frankfurt am Main
Bild: picture-alliance/dpa/A. Dedert

"Ein weiterer konzernweiter Stellenabbau ist leider unvermeidbar", heißt es in der Mitteilung des Bankhauses. Voraussichtlich fallen rund 4300 Vollzeitstellen weg. Weil gleichzeitig an anderer Stelle rund 2000 Vollzeitstellen geschaffen werden, verbleibt unter dem Strich ein Abbau von rund 2300 Jobs. Die Details sollen in den nächsten Monaten ausgearbeitet werden. Ziel sei, den geplanten Stellenabbau "möglichst sozialverträglich" zu gestalten.

Die Commerzbank hatte ihre Belegschaft in den vergangenen Jahren bereits erheblich reduziert. Die Zahl der Vollzeitkräfte sank von 43.300 auf 40.700 zum Ende Juni 2019. Bis Ende 2020 sollen es nach aktueller Planung etwa 38.000 sein. Ursprünglich wollte der Vorstand die Belegschaft auf 36.000 Vollzeitkräfte verringern. Doch weil Aufgaben im Zuge der Digitalisierung stärker im eigenen Haus und weniger an externe Dienstleister vergeben werden sollen, setzte der Vorstand die Zielmarke nach oben. In Köpfen gerechnet beschäftigte die Bank Ende Juni rund 48.600 Mitarbeiter, davon gut 34.900 im Inland.

Ausgedünntes Filialnetz

Die Zahl der Filialen will die Commerzbank voraussichtlich um rund 200 auf etwa 800 verringern. Welche Standorte betroffen sein könnten, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Seit einiger Zeit setzt das Institut auf einen Mix aus Kleinstfilialen und großen Standorten mit Komplettangebot.

Commerzbank
Blick in die Zukunft? Schließung einer Commerzbank FilialeBild: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt

Der Stellenabbau sowie die Schließung von Filialen werden der Commerzbank zufolge rund 850 Millionen Euro an Restrukturierungskosten verschlingen. Zudem will die Bank 750 Millionen Euro auf zusätzliche Investitionen in Digitalisierung, IT-Infrastruktur und Wachstum stecken.

Um sich diese Kosten von insgesamt rund 1,6 Milliarden Euro leisten zu können, will sich die Commerzbank von ihrer polnischen Tochter mBank trennen. Die Frankfurter halten 69 Prozent an dem Institut, das an der Warschauer Börse notiert ist und auf einen Börsenwert von umgerechnet 3,1 Milliarden Euro kommt. Rechnerisch könnte ein Verkauf damit rund zwei Milliarden Euro in die klammen Kassen der Commerzbank spülen.

Kritik von allen Seiten

Analysten und Gewerkschaften äußerten sich kritisch zum geplanten Konzernumbau bei der Commerzbank. "Das klingt auf den ersten Blick relativ einfallslos", sagte Klaus Nieding von der Aktionärsvereinigung DSW. "Kosten sparen ist das eine, aber das allein ist nicht die Medizin, die die Commerzbank nun braucht." Was fehle, sei ein Impuls für die Zukunft. "Die große Frage steht weiterhin im Raum, wie die Bank in Zukunft Geld verdienen will."

Oliver Popp von der Gewerkschaft DBV sagte mit Blick auf den geplanten Jobabbau: "Es muss einen wirtschaftlich langfristigen Sinn ergeben, und der Abbau muss sozialverträglich im Sinne der Mitarbeiter erfolgen." Wichtig sei, dass die Bank durch Kostensparmaßnahmen und den Abbau von Arbeitsplätzen in Zukunft stabiler dastehe. "Wir erwarten nun, dass das Management schnell Klarheit darüber schafft, wie viele Stellen in welchen Bereichen wegfallen."

Beschlossen ist die neue Strategie noch nicht. Der Aufsichtsrat berät nächsten Mittwoch und Donnerstag über den Entwurf.

cgn/jj (afp, dpa, rtr)