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Stichwort: Die Todesstrafe

Wiebke Lehnhoff31. Januar 2007

In vielen Länder der Welt ist die Todesstrafe verboten. Doch immer noch sterben viele Menschen am Strang, durch Giftspritzen oder auf dem elektrischen Stuhl.

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Galgen Schlinge
Der Galgen gehört zu den traditionellen HinrichtungsmethodenBild: AP

Das Großherzogtum Toskana war der erste Staat der Welt, der die Todesstrafe abschaffte - und zwar schon im Jahr 1786. Rund 160 Jahre später, nach dem Zweiten Weltkrieg, hatten erst neun weitere Staaten Hinrichtungen aus ihren Gesetzen gestrichen, darunter auch die Bundesrepublik Deutschland. Die DDR tat dies 1987.

Heute haben deutlich mehr als die Hälfte aller rund 200 Staaten weltweit die Todesstrafe abgeschafft - entweder vollständig per Gesetz oder zumindest de facto. Die Menschenrechts-Organisation Amnesty International spricht deshalb von einem Trend zur Abschaffung der Todesstrafe. Dieser Trend sei nicht mehr umzukehren: Die Anzahl der Staaten, die auf Hinrichtungen verzichten, wachse jedes Jahr. So haben seit 1990 über 40 Staaten und Territorien die Todesstrafe komplett abgeschafft oder zumindest für Friedenszeiten verboten. Dazu gehören Südafrika, Kanada, Mexiko, Albanien, Großbritannien und die Türkei.

China, USA, Saudi-Arabien

Rund 70 Staaten weltweit halten jedoch an der Todesstrafe fest. Allein im Jahr 2005 wurden weltweit mindestens 2100 Menschen hingerichtet. Fast all diese Hinrichtungen fanden statt in China, Saudi-Arabien, dem Iran und den USA. Damit gehören die USA zu den letzten demokratischen Staaten, die die Todesstrafe ausführen.

Nazanin Afshin-Jam, Exiliranerin und Miss Kanada 2003 bei einer Protestveranstaltung der Menschenrechtsorganisation amnesty international gegen die Todesstrafe für Minderjährige im Iran (Archivbild: dpa)
Nazanin Afshin-Jam, Exiliranerin und ehemalige Miss Kanada, spricht bei einer Protestveranstaltung von amnesty international gegen die Todesstrafe für Minderjährige im Iran (Archivbild von 2006)Bild: picture alliance / dpa

Und es gibt auch Staaten, die die Todesstrafe nicht nur bei Gewaltverbrechen anwenden, sondern auf andere Bereiche wie zum Beispiel das Ehe- oder Familienrecht ausweiten. Zum Beispiel kann man in Saudi-Arabien wegen Homosexualität hingerichtet werden, auf Kuba für Korruption, in den Vereinigten Arabischen Emiraten für Umweltvergehen und in einem Teil Chinas für Handtaschenraub. Daher beobachtet Amnesty International in einer Reihe von Staaten den umgekehrten Trend - nämlich steigende Hinrichtungszahlen.

Gilt in einigen Ländern sogar für Kinder

Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren dürfen nach internationalem Recht nicht hingerichtet werden. Daran halten sich auch die meisten Länder, die noch die Todesstrafe vollstrecken. Nur in Nigeria, Saudi-Arabien, Pakistan, in der Demokratische Republik Kongo und Iran werden immer noch Kinder getötet. Im Iran warten momentan mindestens 23 Jungen und Mädchen auf ihre Hinrichtung.

Die Methoden der Hinrichtungen unterscheiden sich in den einzelnen Staaten, haben sich aber teilweise seit dem Mittelalter nicht geändert. So werden die Verurteilten im Iran gehenkt, in Saudi-Arabien geköpft und in Afghanistan gesteinigt. Zu den "moderneren" Methoden zählen Erschießen, wie etwa in Weißrussland, der elektrische Stuhl, eine US-spezifische Methode, und die Giftspritze, die unter anderem in China benutzt wird.

Experten von Amnesty International schätzen, dass weltweit im Moment zwischen 20.000 und 25.000 Verurteilte auf ihre Hinrichtung warten.