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Atomtest in Nordkorea

Alexander Freund10. Oktober 2006

Mit aller Kraft hat das bitterarme Nordkorea die Entwicklung seines Nuklearprogramms forciert, um die USA zu Verhandlungen zwingen zu können. Den Preis dafür zahlt die eigene Bevölkerung.

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Ein japanischer Mereorologe zeigt die Auschläge nach dem nordkoreanischen Atomtest
Ein japanischer Meteorologe zeigt die seismischen Ausschläge nach dem nordkoreanischen AtomtestBild: AP

Der vermeintliche Atomtest ist ein Triumph für den Diktator, der wegen seiner geringen Größe gerne hochhackige Lederstiefel trägt. Doch seine zuweilen seltsame Erscheinung darf nicht über seine Gefährlichkeit hinwegtäuschen. Kim Jong Il schreckt weder vor Mord noch Terror zurück. Bis er 1994 die Macht von seinem Vater Kim Il Song übernahm, war er für den Geheimdienst verantwortlich. Damals ließ er unter anderem das halbe südkoreanische Kabinett in die Luft sprengen und ein südkoreanisches Passagierflugzeug mit 115 Menschen an Bord explodieren.

An der Nordgrenze zu China gibt es zahlreiche Arbeitslager, wo heutzutage Schätzungen zufolge Hunderttausende interniert sind. Wer Kims Machtanspruch bezweifelt oder in Ungnade fällt, wird mit seiner ganzen Familie in die Lager gesteckt oder gleich liquidiert.

Entwicklung des Raketenprogramms

Seit mehr als drei Jahrzehnten befasst sich das kommunistische Nordkorea mit der Entwicklung von Raketen. Grundlage des Raketenprogramms waren Scud-B-Kurzstreckenraketen, die die damalige Sowjetunion und Ägypten geliefert hatten. Die weiterentwickelten "Taepodong"-Langstreckenraketen könnten auch die US-Bundesstaaten Alaska und Hawaii bedrohen.

US-Geheimdienste glauben, dass Kim genug radioaktives Material für ein halbes Dutzend Bomben hat. Aber auch ohne Nuklearwaffen ist er gefährlich. Denn Nordkorea hat entlang der Demarkationslinie zum Süden Tausende ballistische Raketen stationiert. Ein Knopfdruck reicht aus, um Seoul auszulöschen und Japan massiv anzugreifen.

Finanziert wird sein ambitioniertes Nuklearprogramm vor allem durch die Produktion von Falschgeld und durch den Handel mit Raketentechnologie - zu den Abnehmern sollen Syrien, Libyen, Iran, Pakistan und in einige afrikanische Staaten gehören.

Armut der Bevölkerung

Der Militärapparat ist mit etwa einer Million Soldaten gewaltig. Dafür fehlt es in fast allen anderen Bereichen. Die Industrie ist hoffnungslos veraltet, technische Neuerungen fehlen vollständig und die Landwirtschaft kann die eigene Bevölkerung schon lange nicht mehr ernähren. Nach mehreren Missernten und Dürren gab es Mitte der 90er Jahre mehrere Hungersnöte, bei denen schätzungsweise mehr als zwei Millionen Nordkoreaner verhungerten. Regelmäßig wurde mit Sägespänen gestrecktes Mehl gefunden.

Noch heute leiden nach Angaben des Welternährungsprogrammes Zehntausende Nordkoreaner an Unterernährung. Ein Drittel bis die Hälfte aller Kinder gilt als nicht ausreichend ernährt. Doch die ausländischen Hilfsorganisationen wurden im August 2005 des Landes verwiesen, weil Pjöngjang angeblich nicht mehr auf ausländische Hilfe angewiesen ist. Hilfsorganisationen und Asien-Experten vermuten aber vielmehr, dass Pjöngjang Angst vor ausländischer Beobachtung hat.