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Stichwort: Antibiotikaresistenzen

Brigitte Osterath8. Oktober 2015

Wer eine bakterielle Infektion hat, der bekommt ein Antibiotikum. Aber immer öfter wirken diese Medikamente nicht mehr - die Bakterien haben Abwehrmechanismen entwickelt.

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Farbige Tabletten #52326989 - Foto: Nenov Brothers
Bild: Fotolia/Nenov Brothers

Antibiotika sind Substanzen, die Bakterien abtöten oder dafür sorgen, dass sie sich nicht weiter vermehren können.

Viele der Medikamente sind natürlich vorkommende Substanzen - Penicillin zum Beispiel: Einige Schimmelpilzarten stellen es her, um sich selbst gegen Bakterienbefall zu schützen. Andere Antibiotika wurden im Labor entworfen oder chemisch verändert, um ihre Wirkungsweise zu verbessern.

Wie Antibiotika wirken

Penicilline stören die Zellwandsynthese der Bakterien. Mit löchriger Zellwand sind die Erreger nicht lebensfähig und zerplatzen regelrecht.

Andere Medikamente verhindern beispielsweise, dass die Einzeller Eiweiße herstellen können, die sie dringend fürs Überleben brauchen. Oder die Substanzen blockieren Transportmechanismen in der Zellwand, so dass das natürliche Gleichgewicht der Zellen zusammenbricht.

Wieder andere stören die Vermehrung der Erreger. Nach einer Weile sterben die noch verbliebenen Einzeller ab, neue können nicht entstehen.

Bakterien werden resistent

Bakterien vermehren sich sehr schnell und können sich daher schnell an neue Umgebungen mit neuen Gefahren anpassen. Antibiotika sind eine solche Gefahr: Bakterien tun ihr Möglichstes, Abwehrmechanismen gegen die für sie schädlichen Substanzen zu entwickeln.

Beispielsweise können Veränderungen im Erbgut ihnen ermöglichen, neue, hilfreiche Eiweiße herstellen. Diese zerschneiden das Antibiotikummolekül und machen es so unschädlich. Oder die Bakterien verändern ihre Zellwand so, dass das Antibiotikum nicht mehr ins Innere der Zellen gelangen kann.

Oft verändert der Erreger auch die Zielstruktur, an der das Antibiotikum andockt: Das Bakterium stellt dann beispielsweise ein anderes Eiweiß her, das zwar die gleiche Funktion in der Zelle übernimmt, aber unempfindlich gegen die antibakterielle Substanz ist.

Infografik Todesfälle Antibiotikaresistenz 2013

Resistenzen auf dem Vormarsch

Hat ein Bakterium einen solchen Ausweg gegen ein Antibiotikum gefunden, gibt es sein verändertes Erbgut an alle seine Nachkommen weiter. Bakterien können sogar durch bloßen Kontakt untereinander Erbgutstücke austauschen. So breitet sich die Resistenz immer weiter aus. Oft sind Erreger sogar gegen mehrere Antibiotika gleichzeitig gewappnet.

Problemkeime sind beispielsweise der Methicillin-resistente Staphylococcus aureus MRSA, der gegen eine große Palette an verfügbaren Antibiotika resistent ist. Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene schätzt, dass jedes Jahr deutlich mehr als 5000 Patienten in Deutschland an den Konsequenzen einer MRSA-Infektion versterben.

Resistenzen vorbeugen

Um Resistenzen einzudämmen, ist es wichtig, Antibiotika nicht übermäßig einzusetzen, sondern nur dann, wenn es unbedingt nötig ist. Eine Behandlung sollte auch niemals frühzeitig abgebrochen werden.

Für Notfälle gibt es Reserveantibiotika, die Ärzte nur in kritischen Fällen einsetzen. Aufgrund des seltenen Gebrauchs hatten Bakterien noch keine Gelegenheit, Abwehrmechanismen gegen diese Substanzen zu entwickeln.

Ständige Forschung soll verhindern, dass die Pipeline an wirksamen Antibiotika austrocknet. Stets neue Medikamente zu entwickeln, die das Bakterium noch nicht kennt, ist die einzige Möglichkeit, Resistenzen langfristig entgegenzuwirken und den Wettlauf gegen die Bakterien zu gewinnen.