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Stolperstart für das 49-Euro-Ticket

1. Mai 2023

Nach langen Verhandlungen zwischen Bund und Ländern gilt nun seit Montag das Deutschlandticket für zunächst 49 Euro. Das reicht vielen schon jetzt nicht. Außerdem stockte der Verkauf wegen der großen Nachfrage bereits.

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Deutschland | Deutschlandticket im Scheckkartenformat
Das Deutschlandticket - hier im Scheckkartenformat: Im Kern einfach aufgebautBild: Emmanuele Contini/IMAGO

Seit Mitternacht gilt das Deutschlandticket bundesweit im öffentlichen Personennahverkehr. Bundeskanzler Olaf Scholz wünschte "gute Fahrt" mit dem neuen Ticket. Es handle sich um "ein einfaches und preiswertes Angebot, das den ÖPNV attraktiv macht und uns hilft, unsere Klimaziele zu erreichen", sagte er und freute sich "über das große Interesse an diesem wichtigen Modernisierungsprojekt".

Und die Nachfrage bei den Bürgern scheint in der Tat groß zu sein: Zum Start an diesem Montag ist es auf der Bahn-Webseite zu einer Störung gekommen. "Im Moment greifen zu viele Nutzer gleichzeitig auf unser Buchungssystem zu", hieß auf der Seite, auf dem Fahrgäste das neue Angebot normalerweise kaufen können. Das Unternehmen sprach von Verzögerungen aufgrund der hohen Nachfrage.

Das neue Deutschlandticket berechtigt für 49 Euro im Monat den Nahverkehr in ganz Deutschland. Es ist als monatlich kündbares Abo erhältlich. Neben der Bahn verkaufen auch viele andere Verkehrsunternehmen den Fahrschein.

Interessant für Neukunden

Im Kern ist das Ticket einfach aufgebaut: Für 49 Euro gibt es ein deutschlandweit gültiges Ticket, das zu jeder Uhrzeit gilt. Anders als viele andere Abokarten ist das Deutschlandticket aber nicht übertragbar. Es ist auch keine Mitnahme von anderen Personen möglich (außer Kinder unter sechs Jahren). Fahrräder oder Haustiere sind auch nicht im Ticketpreis mit eingeschlossen.

Aber es gibt eine Jobticket-Option: Wenn der Arbeitgeber mindestens 25 Prozent des Ticketpreises übernimmt, muss der Verbraucher nur noch 34,30 Euro oder weniger zahlen - je nach Arbeitgeberanteil.

Olaf Scholz hinter dem Lenkrad eines Busses der Berliner Verkehrsbetriebe (27.04.2023)
Bundeskanzler Scholz bei einem Besuch der Berliner Verkehrsbetriebe (am Donnerstag): "Gute Fahrt"Bild: Kay Nietfeld/picture alliance/dpa

Nach einer Hochrechnung des Verbandes deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) haben weit mehr als drei Millionen Menschen schon für Mai den Fahrschein gelöst. Darunter sind dem Verband zufolge 750.000 Menschen, die bisher kein Nahverkehrs-Abo besaßen.

"Ende des Tarifdschungels"

VDV und Deutsche Bahn gehen davon aus, dass sich perspektivisch 17 Millionen Menschen das Ticket zulegen werden. Mit überfüllten Zügen gleich im Mai wird aufgrund des Tickets aber nicht gerechnet. Anders als das 9-Euro-Ticket im vergangenen Sommer, das als Vorgänger gilt, ist das 49-Euro-Ticket auf Dauer angelegt.

"Wir gehen davon aus, dass wir mit dem Deutschlandticket einen spürbaren Nachfrageschub haben werden", sagte Evelyn Palla, die im Vorstand der Deutschen Bahn für den Regionalverkehr zuständig ist, der Deutschen Presse-Agentur. "Der wird aber nicht schlagartig zum 1. Mai eintreten."

Finanziert wird das Deutschlandticket von Bund und Ländern. Sie wollen damit den ÖPNV erschwinglicher machen und mehr Menschen zum Umstieg vom Auto auf Busse und Bahnen bewegen. In der Branche wird das Ticket zudem vor allem als "Ende des Tarifdschungels" gefeiert - allerdings haben die Länder durch Sonderregeln und Zusatztickets auch bei diesem Fahrschein ihre je eigenen Vorstellungen bereits angekündigt und teils auch schon umgesetzt.                                                                                     

Sind 49 Euro zu teuer?

Vor allem die Umweltverbände zeigten sich zuletzt skeptisch, dass das Ticket tatsächlich viele Menschen zum dauerhaften Umstieg auf Busse und Bahnen bewegen wird. Sie forderten zusätzlich eine Ausbauoffensive für den ÖPNV. Der geringe Kaufpreis sei nur ein Faktor für den Umstieg auf Busse und Bahnen - ein gutes Angebot mit dichten Takten sei ebenfalls wichtig.

Die Sozialverbände forderten derweil in den vergangenen Monaten immer wieder ein 29-Euro-Ticket flächendeckend für einige Personengruppen. "Mit einem Standardpreis von 49 Euro ist das Ticket speziell für Familien, Kinder und Jugendliche sowie für Menschen mit geringem oder keinem Einkommen zu teuer", teilte etwa das Bündnis Sozialverträge Mobilitätswende zuletzt mit. Dazu gehören unter anderem die Gewerkschaften Verdi und IG Metall, die Sozialverbände VdK, SoVD und AWO sowie die Umweltverbände BUND und Nabu.

dk/AR (afp, dpa)