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Strategische Partnerschaft zwischen Russland und Indien

25. Januar 2007

Der russische Präsident Wladimir Putin besucht vom 25. bis 26. Januar Indien. Erwartet wird der Abschluss lukrativer Verträge über den Bau neuer Kernreaktoren in Indien sowie den Verkauf von Waffen und Kampfflugzeugen.

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Wladimir Putin und der indische Premier Manmohan Singh in Neu Delhi (25.1.2007)Bild: AP

Die ehemalige Sowjetunion bzw. nach deren Zusammenbruch das heutige Russland ist seit jeher ein enger Verbündeter Indiens. In den 50er Jahren waren es die melodramatischen Filme des indischen Regisseurs Raj Kapoor, die ein bisschen Abwechslung in den tristen Alltag im Nachkriegs-Russland brachten. Stundenlang standen die Menschen in klirrender Kälte Schlange, um noch eine Karte für die Filmvorführungen zu bekommen. 1971 zeigte sich dann, wie eng die politischen Beziehungen zwischen der ehemaligen Sowjetunion und Indien während des Kalten Krieges waren. Im dritten Krieg zwischen Indien und seinem Erzfeind Pakistan, der zur Unabhängigkeit Bangladeschs von Pakistan führte, stellte sich die Sowjetunion auf die Seite Indiens gegen Pakistan und dessen größten Verbündeten, die USA.

Moskau verfolgt drei Ziele

Heute stammen etwa 70 Prozent der militärischen Ausrüstung Indiens aus sowjetischer beziehungsweise aus russischer Produktion. Die indische Regierung schätzt, dass sie in den nächsten fünf Jahren, also zwischen 2007 und 2012, etwa 10 Milliarden US-Dollar für militärische Zwecke ausgeben wird. Für den indischen Verteidigungsexperten Uday Bhaskar ist klar: Indien braucht Russland, genauso wie Russland Indien braucht: "Der Besuch von Wladimir Putin hat drei Ziele. Zuallererst will Putin politisch die besondere Partnerschaft zwischen Indien und Russland wieder aufleben lassen. Zweitens ist für ihn die strategische und militärische Komponente interessant und drittens der Bereich der Energiesicherung. Ich denke, dass Russland in der Lage ist, Indiens Energiehunger in gewisser Weise zu befriedigen, sowohl was die zivile Nutzung der Atomenergie angeht als auch was Öllieferungen betrifft." Derzeit befinden sich zwei russische Kernreaktoren in Indien im Bau, einige weitere sollen mit russischer Hilfe entstehen. Indien erwartet dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von bis zu 10 Prozent und sucht daher genauso wie China, der zweite asiatische Riese, dringend nach Möglichkeiten, seine Energieversorgung zu sichern.

Indien heftig umworben

126 neue Kampfflugzeuge will Indien für seine Luftwaffe kaufen, einer der größten Aufträge der letzten Jahre weltweit. Hier wollen die Russen ein Angebot für ihr Modell, die MIG-35, vorlegen. Sie unterstützen auch Indiens Forderung nach einem ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, der den Indern als Symbol für ihr gewachsenes politisches Gewicht in der Welt gilt. Aber auch Frankreich, Schweden und die USA haben Indien Offerten für den Kauf von Kampfflugzeugen unterbreitet. Indien kann sich daher in aller Ruhe für die beste Option entscheiden, sagt der Politologe Professor Gerhard Simon von der Universität Bonn: "Indien ist, glaube ich, in einer sehr günstigen politischen Position derzeit, weil es umworben ist. Einerseits von den Vereinigten Staaten, die Indien ja Atomwaffen konzediert haben, um es kurz gefasst auszudrücken. Andererseits auch von Russland und natürlich auch von der Europäischen Union. Indien befindet sich von daher in der komfortablen Situation, von kleinen und größeren Nachbarn als Partner gewünscht zu werden. Die Partner ihrerseits und dazu gehört eben Russland, müssen davon ausgehen, dass sie nicht die einzigen sind, sondern dass es immer Mitbewerber gibt."

Bilateraler Handel eine Herausforderung

Um die strategische Partnerschaft zwischen Russland und Indien entscheidend zu stärken, müssen neben den politischen Beziehungen vor allem auch die wirtschaftlichen Beziehungen entscheidend verbessert werden, fordert Verteidigungsexperte Uday Bhaskar: "Die große Herausforderung für Indien und Russland ist der bilaterale Handel, der sehr träge wächst, in der letzten Dekade von 2 Milliarden auf 3,5 bis etwas unter 4 Milliarden. Das Handelsvolumen hat sich noch nicht einmal verdoppelt, während der Handel zwischen Indien und China oder mit den Vereinigten Staaten drastisch gewachsen ist. Aber ich denke, dass die Führung auf der russischen und auf der indischen Seite dieses Problem kennen. Doch solange es nicht behoben ist, wird nichts davon, was Putin mit seinem Besuch bezweckt, zu realisieren sein. Denn das 21. Jahrhundert ist nun einmal ganz auf Handel, Geschäfte und Wirtschaftsbeziehungen fokussiert."

Altes Konkurrenzdenken?

Die Beziehungen zwischen Indien und Russland hätten sich über lange Zeit bewährt, heißt es auf beiden Seiten. Dennoch wird in Russland die neue Nähe zwischen Indien und dem alten Klassenfeind, den USA, mit Skepsis gesehen. Der US-amerikanische Präsident George W. Bush hatte bei seinem Besuch in Indien im März 2006 einen umstrittenen Nukleardeal unterzeichnet, mit dem er Indien nicht nur als Atommacht anerkannte, sondern dem Land auch großzügige Unterstützung im atomaren Bereich zusagte. Auch deshalb wolle Russland womöglich aus altem Konkurrenzdenken heraus, so Experten, sich Indien neben China als Partner sichern.

Priya Esselborn
DW-RADIO/Südasien, 25.1.2007, Fokus Ost-Südost