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Gesellschaft

Straßenschlachten in Stuttgarter Innenstadt

21. Juni 2020

Eingeschlagene Schaufenster, Plünderungen und Angriffe auf Einsatzkräfte - in Stuttgart haben sich hunderte Randalierer Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Ausgangspunkt war offenbar eine Drogen-Kontrolle.

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Deutschland Randale in Stuttgart mit Verletzten und Plünderungen
Bild: picture-alliance/dpa/C. Schmidt

Nach Angaben der Polizei hatte sich die Lage kurz nach Mitternacht in der Nähe des Schlossplatzes "aufgeschaukelt". Während einer Kontrolle wegen eines Drogendelikts hätten sich viele dort Feiernde gegen die Polizisten solidarisiert. Es sei zu Auseinandersetzungen gekommen, an denen rund 500 Menschen beteiligt gewesen sein sollen. Gruppen von Randalierern, viele von ihnen vermummt, zogen anschließend in Richtung Schlossplatz.

Auf Twitter kursieren Videoaufzeichnungen von jungen Männern, die gegen Schaufensterscheiben von Geschäften traten, Pflastersteine aus dem Boden rissen und Polizeifahrzeuge demolierten. Auf einem Videoclip ist zu sehen, wie ein vermummter Mann einem knienden Polizisten mit Anlauf und mit beiden Beinen von hinten in den Rücken springt. Er stürzt, die Zuschauer johlen. 

Polizeiautos seien mit Pflastersteinen attackiert worden, Einsatzkräfte mit Flaschen und Steinen beworfen worden, teilte die Polizei mit. Mehr als 19 Polizisten wurden demnach verletzt, rund 24 Personen seien vorläufig festgenommen worden.

Lage zeitweise außer Kontrolle

Zwischenzeitlich geriet die Lage nach Angaben der Einsatzkräfte außer Kontrolle. Mehr als 200 Polizisten aus dem Stuttgarter Umland wurden daraufhin in die Landeshauptstadt beordert, Polizeihubschrauber kreisten über der Stadt. Erst gegen 03.00 Uhr sei die Lage wieder unter Kontrolle gewesen. Ein Polizeisprecher sagte: "Es wurde richtig randaliert." Auch Plünderungen habe es gegeben. Schwerpunkte seien der Schlossplatz und die benachbarte Königstraße gewesen, die als Stuttgarts Shoppingmeile bekannt ist. 

Am Morgen beruhigte sich die Lage nach Polizeiangaben. Zur Sicherheit blieben die Einsatzkräfte mit einem Großaufgebot in der Innenstadt präsent, sagte der Polizeisprecher. Auch an vergangenen Wochenenden war es bereits zu Auseinandersetzungen von überwiegend jungen Menschen mit der Polizei gekommen – allerdings nicht in dem Ausmaß wie an diesem Sonntag. Zu den Hintergründen oder möglichen Drahtziehern der gewalttätigen Krawalle machte die Polizei bislang keine Angaben. 

Innenminister: "Volle Härte des Rechtsstaates"

Nach den Ausschreitungen in der Stuttgarter Innenstadt kündigte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) an, man werde gegen die Randalierer mit der vollen Härte des Rechtsstaats vorgehen. "Die Ausschreitungen, die wir in der Nacht in Stuttgart erleben mussten, waren von einer in Baden-Württemberg bisher noch nie da gewesenen Qualität", sagte Strobl. Am Polizeipräsidium Stuttgart sei eine 40-köpfige Ermittlungsgruppe eingerichtet worden, das Landeskriminalamt werde die Ermittlungen unterstützen. Strobl will den Landtag am Mittwoch in einer Sondersitzung des Innenausschusses unterrichten. 

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann sprach am Sonntag von einem "brutalen Ausbruch von Gewalt". "Diese Taten gegen Menschen und Sachen sind kriminelle Akte, die konsequent verfolgt und verurteilt gehören", betonte der Grünen-Politiker mit. "Die Bilder aus der Stuttgarter Innenstadt können uns nicht kalt lassen." Nun müsse man die Erkenntnisse zusammentragen und mit Hochdruck klären, wer dahinter stecke.

ww/qu/kle (dpa, afp, rtr)