Schwellenländer-Währungen unter Druck
29. Januar 2014Die Erleichterung der Anleger über die Zinserhöhung der türkischen Zentralbank zur Verteidigung der Landeswährung währte am Mittwoch nur kurz. Nachdem an den Devisenmärkten die türkische Lira frühe Gewinne wieder abgab, rutschten auch die europäischen Aktienmärkte ins Minus oder grenzten zumindest ihre Gewinne ein. Der Deutsche Aktienindex, der am Vormittag noch im Plus lag, stand am Nachmittag mit zwei Prozent im Minus.
Die türkische Notenbank war am Dienstagabend zu einer Krisensitzung in Ankara zusammengekommen und hatte spektakuläre Erhöhungen von wichtigen Referenzzinsen für die Wirtschaft beschlossen. Der Leitzins wurde auf einen Schlag von bisher 4,5 Prozent auf 10 Prozent angehoben. Viele Experten erwarteten einen Zinsschritt, dieser Mega-Schritt kam jedoch überraschend.
Die türkische Lira, die seit Jahresbeginn unter heftigem Abwertungsdruck stand, machte daraufhin im Verhältnis zum US-Dollar den größten Kurssprung seit 2008. Im weiteren Tagesverlauf notierte sie jedoch deutlich schwächer.
Verkaufswelle weitet sich aus
Auch andere Schwellenländer-Währungen legten nach den geldpolitischen Maßnahmen in der Türkei zunächst kräftig zu. Später ging dann aber die schnell die Luft raus. So drehte beispielsweise der südafrikanische Rand bis zum Nachmittag ins Minus. Eine Zinsanhebung durch die Nationalbank Südafrikas verpuffte wirkungslos. Südkoreas Won, Indiens Rupie und Indonesiens Rupiah mussten einen Teil ihrer Gewinne abgeben. Während der argentinische Peso sich weiter stabilisieren konnte, rutschte der brasilianische Real wieder deutlich ab. Der russische Rubel befand sich im freien Fall. Auch osteuropäische Währungen wurden von der Verkaufswelle erfasst: der Forint (Ungarn) und der Zloty (Polen) gingen auf Talfahrt.
US-Notenbank gibt den Takt vor
Im Dezember hatte die US-Notenbank Fed entschieden, ihre ultralockere Geldpolitik zurückzufahren und das Volumen der monatlichen Anleihenkäufe ab Januar zu verringern. Dadurch wird es für Investoren wieder attraktiver, ihr Geld in den USA anzulegen anstatt in den Schwellenländern. Das wird als einer der Gründe für die derzeitigen Währungsturbulenzen angesehen.
Wie viele Analystenerwartet haben, hat die Federal Reserve am Mittwoch (29.01.2014) angekündigt, ihre monatlichen Wertpapierkäufe erneut um zehn auf dann 65 Milliarden Dollar zu senken. Marktanalyst Jens Klatt von DailyFX brachte es auf den Punkt: "Die Turbulenzen in Schwellenländer-Währungen sollten nicht dazu führen, dass die mächtigste Notenbank der Welt von ihrem Kernziel einer stabilen und transparenten Geldpolitik abweicht."
hb/ul (dpa,rtr,afp)