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Studie: Die wirtschaftlichen Kosten von Kriegen

14. Februar 2024

Wie hoch sind die Kosten des Krieges in der Ukraine? Was wäre der Schaden von Kriegen in anderen Ländern? Eine neue Studie gibt Antworten.

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Feuerwehrleute in einer zerstörten Lagerhalle nach einem russischen Raketenangriff in Kiew
Zerstörte Lagerhalle nach einem russischen Raketenangriff in Kiew (Dezember 2023)Bild: Valentyn Ogirenko/REUTERS

Bis zum Jahr 2026 werde allein die Ukraine durch die Invasion Russlands umgerechnet rund 120 Milliarden US-Dollar an Wirtschaftsleistung einbüßen. Noch größer, fast eine Billion Dollar, ist der Schaden am Kapitalstock, also bei Sachwerten wie Maschinen, Anlagen und Fabrikgebäuden.

Das geht aus Berechnungen hervor, die Forscher des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) und der Universität Tübingen am Mittwoch veröffentlicht haben.

Auch die wirtschaftliche Belastung für am Krieg unbeteiligte Drittländer ist erheblich. Sie büßen der Untersuchung zufolge innerhalb von fünf Jahren (2022-2026) insgesamt rund 260 Milliarden Dollar an Wirtschaftsleistung ein. Hiervon entfallen etwa 70 Milliarden Dollar auf EU-Länder, allein 15 bis 20 Milliarden Dollar auf Deutschland.

Screenshot IfW Kiel Price of War Calculator
Online-Tool "The Price of War Calculator" des IfW-Kiel (Screenshot)Bild: priceofwar.org

Historische Daten

Basis der Untersuchung ist eine Analyse von historischen Daten, die mehr als 150 Kriege seit 1870 umfasst. Hieraus leiten die Kieler Forscher verschiedene Erkenntnisse ab, etwa wie stark das Bruttoinlandsprodukt innerhalb von fünf Jahren Kriegsdauer durchschnittlich sinkt oder wie sehr die Inflation steigt.

"Die Berechnungen beruhen auf den Kosten 'typischer' zwischenstaatlicher Kriege in der Vergangenheit. Je nach Dauer und Intensität des Krieges sind weniger oder mehr schwerwiegende Szenarien denkbar", sagt Jonathan Federle, Forscher am IfW Kiel und Hauptautor der Studie.

"Die von uns berechneten Übertragungseffekte auf andere Länder berücksichtigen vor allem die durch geografische Nähe bedingten Handelsverflechtungen und die Größe der jeweiligen Volkswirtschaft, in der ein Krieg ausbricht", so Federle weiter. 

Was wäre, wenn... Taiwan, Iran

Anhand der Daten und Parameter ist es den Forschern auch möglich, Aussagen über den wirtschaftlichen Schaden hypothetischer Kriege zu treffen - Kriege also, die gar nicht stattgefunden haben.

Beispiel Taiwan: China beansprucht die demokratisch regierte Insel als Teil des eigenen Staatsgebiets und droht immer wieder, dies notfalls auch gewaltsam durchzusetzen.

Militärfahrzeuge bei einer Übung in in Taiwan
Übung von Taiwans Armee auf der Militärbasis in Taitung am 31.1.2024Bild: Carlos Garcia Rawlins/REUTERS

In Taiwan würde ein "typischer Krieg" mit einer Dauer von fünf Jahren demnach zu weltweiten Verlusten beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Höhe von 2,2 Billionen Dollar führen. Weil das Land durch seine Chip-Industrie mit der gesamten Weltwirtschaft eng verbunden ist, betonen die IfW-Forscher, dass die tatsächlichen Kriegskosten auch deutlich höher ausfallen könnten.

Beispiel Iran: Sollte die islamische Republik zum Schauplatz eines Krieges werden, könnten sich die Kosten in Form von für die Weltwirtschaft verlorenem BIP über einen Zeitraum von fünf Jahren auf bis zu 1,7 Billionen Dollar belaufen. Der Iran ist derzeit nicht so stark in den Welthandel eingebunden, auch aufgrund von Sanktionen. Die IfW-Forscher gehen deshalb davon aus, dass ihre Schätzungen wahrscheinlich am oberen Rand der tatsächlichen Kosten liegen.

Online-Tool frei zugänglich

Neben der Studie haben die Kieler Forscher auch ein Tool entwickelt, das zur freien Verfügung im Internet steht. Hier können die Schäden verschiedener Kriege berechnet werden. Vor der Nutzung weist eine Anzeige darauf hin, dass die Zahlen auf historischen Durchschnittswerten beruhen und sich nur auf die wirtschaftlichen Kosten bei BIP und Kapitalstock beziehen.

Screenshot IfW Kiel Price of War Calculator
Eine Warnung weist auf die Beschränkungen des Online-Tools hinBild: priceofwar.org

Die Warnung soll Nutzer des Tools für die Beschränkungen der Untersuchung sensibilisieren, nämlich dass eine Übertragung historischer Werte auf die Zukunft nur begrenzt aussagekräftig ist.

"Insgesamt zeigen die Berechnungen einmal mehr, wie hoch auch ökonomisch der Wert des Friedens ist und wie katastrophal ein Krieg auf eigenem Boden in jeder Hinsicht ist", fasst IfW-Präsident Moritz Schularick die Studienergebnisse zusammen. Sein Fazit: Militärische Stärke und glaubwürdige Abschreckung, die Angriffe von außen unwahrscheinlich machten, seien insofern auch aus ökonomischer Perspektive sinnvoll.

Andreas Becker
Andreas Becker Wirtschaftsredakteur mit Blick auf Welthandel, Geldpolitik, Globalisierung und Verteilungsfragen.