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"Stuttgart 21" deutlich teurer

12. Dezember 2012

"Milliardengrab" nennen erbitterte Gegner das Bahnprojekt "Stuttgart 21". Nun muss die Bahn zugeben, dass das Vorhaben über eine Milliarde Euro teurer wird als geplant. Ein Ausstieg komme aber nicht infrage.

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Eine Frau sieht sich am 29.10.2012 im Bahnhof in Stuttgart ein Modell des Bahnprojektes "Stuttgart 21" an. (Foto: dpa)
Stuttgart 21Bild: picture-alliance/dpa

Nach einer Aufsichtsratssitzung in Berlin sagte Bahn-Infrastrukturvorstand Volker Kefer, die Deutsche Bahn veranschlage die Mehrausgaben für das umstrittene Bahnhofsprojekt auf voraussichtlich 1,1 Milliarden Euro. Damit erhöhe sich der Finanzrahmen von 4,526 Milliarden auf 5,626 Milliarden Euro. Dem Aufsichtsrat sei vorgeschlagen worden, die direkten Mehrkosten zu übernehmen.

Hinzu kämen aber auch externe Risiken in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro. Damit seien Änderungen von Auflagen und Genehmigungsverfahren und Zusatzwünsche des Landes und der Stadt gemeint. Laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ mit Bezug auf ein Gutachten der Unternehmensberatung McKinsey könnten die Kosten wohl auf 6,8 Milliarden Euro steigen - 2,3 Milliarden Euro mehr als bislang veranschlagt.

Bund gibt nicht mehr Geld

Bisher war eine Obergrenze von maximal 4,5 Milliarden Euro angepeilt worden. Kritiker des Großprojekts gehen inzwischen von Gesamtkosten zwischen sechs und zehn Milliarden Euro aus. Die Bahn beziffert allein die Kosten für einen verbesserten Flughafenbahnhof - wie ihn das Land und die Stadt wollen - auf 760 Millionen Euro. Das wären 224 Millionen Euro mehr als bisher bekannt.

An "Stuttgart 21" beteiligen sich neben der Bahn noch der Bund, das Land Baden-Württemberg, Stadt und Region Stuttgart sowie der Stuttgarter Flughafen. Der Bund und das Land hatten bereits klargemacht, dass sie sich nicht an Mehrkosten beteiligen werden. Es bleibe dabei, dass sich der Bund mit einem Festbetrag von 563,8 Millionen Euro beteilige, sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums.

Arbeiter heben am 03.12.2012 vor dem Hauptbahnhof in Stuttgart (Baden-Württemberg) eine Grube für ein Technikgebäude für den neuen unterirdischen Hauptbahnhof aus. (Foto: dpa)
Bund und Land wollen sich an den Mehrkosten für das Großprojekt nicht beteiligenBild: picture-alliance/dpa

Landesregierung sieht sich gebunden

Die Landesregierung Baden-Württembergs sieht sich weiter an das Ergebnis der Volksabstimmung vom Herbst 2011 gebunden. Nach dem Volksentscheid stelle sich die Frage nach dem Ausstieg für die Landesregierung nicht, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) der Nachrichtenagentur dapd. Am 27. November 2011 hatte sich die Mehrheit der Baden-Württemberger gegen einen Ausstieg des Landes aus der Finanzierung des umstrittenen Milliardenprojekts ausgesprochen.

Bahnchef Rüdiger Grube will trotz der Mehrkosten an dem neuen Bahnknoten festhalten. "Wir stehen zu 'Stuttgart 21', wir werden diesen Bahnhof bauen", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Als einen Grund für die Kostensteigerung nannte Grube die Verzögerungen durch Proteste und Schlichtung in Stuttgart. Auch Infrakstrukturvorstand Kefer sagte, ein Ausstieg aus dem Bau des unterirdischen Bahnhofs und der Anbindung an die Schnellbahnstrecke wäre nicht vertragskonform und würde überdies zwei Milliarden Euro kosten.

GD/gri (dpa, dapd, rtr, afp)