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Stuttgart vor dem Endspiel

Calle Kops20. Mai 2015

Für Stuttgart kann der Abstiegskampf kaum dramatischer sein: Der Spielplan will es so, dass der VfB zum "Endspiel" in Paderborn antreten muss. Und genau das könnte die Rettung für das Team von Trainer Stevens sein.

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"Niemals aufgeben", steht auf einem Spruchband, das Fans im Stuttgarter Fanblock hochhalten (Foto: imago/Hartenfelser)
Bild: imago/Hartenfelser

Ausgangslage: das Schicksal selbst in der Hand

Vor dem 34. und damit letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga ist im Abstiegskampf alles offen. Sechs Vereine kämpfen noch um den Klassenverbleib - so viele wie nie zuvor. Der VfB Stuttgart steckt mittendrin in diesem Strudel. Der Traditionsverein aus dem Schwabenland muss die letzten 90 Minuten der Saison 2014/2015 ausgerechnet beim direkten Konkurrenten SC Paderborn absolvieren. Es ist das ultimative Nichtabstiegs-Duell: Der Tabellen-16. fährt zum Schlusslicht der Liga.

Zwar liegen nur zwei Punkte zwischen den beiden Clubs, doch der VfB hat den Vorteil, die Rettung in der eigenen Hand zu haben: Ein Sieg sichert definitiv die Klasse. Zudem tankten die Stuttgarter nach zuletzt zwei Heimdreiern viel Selbstvertrauen. Besonders der 2:1-Erfolg über den Hamburger SV am vergangenen Spieltag sorgte für Zuversicht. "Was in den letzten 33 Spielen passiert ist, zählt nicht mehr", sagt VfB-Sportvorstand Robin Dutt und tönt: "In Paderborn brennt jetzt schon der Rasen." Die starke Offensive um Daniel Ginczek und Daniel Didavi macht Hoffnung, auch wenn die Chancenverwertung viel besser sein könnte. Auswärts hat Stuttgart allerdings erhebliche Probleme. In diesem Jahr gab es noch keinen Sieg, nur zwei Unentschieden und zuletzt sogar vier Auswärtspleiten in Serie.

Stimmung: Vertrauen auf mentale Stärke

Tausende Stuttgart-Fans ziehen in weisser Kleidung zum Stadion (Foto: imago/Pressefoto Baumann)
Die Stuttgarter Fanszene zeigt ZusammenhaltBild: imago/Pressefoto Baumann

Nach dem monatelangen Zittern um den Klassenverbleib sieht sich der VfB gut aufgestellt für den Showdown in Paderborn. "Wir sind emotional gut gerüstet. Wir haben in dieser Saison schon alles erlebt", meinte Dutt. Wie in den Wochen zuvor setzen Dutt und Trainer Huub Stevens vor allem auf Ruhe. An den gewohnten Abläufen im Trainingsbetrieb mit der Mannschaft änderten sie in den letzen Tagen nichts. "Es ist auch ein Ausdruck, wenn Du sagst, wir fühlen uns mit dem, was wir machen, gut." Jetzt soll mit einem letzten Dreier alles klar gemacht werden. "Wir können nicht darauf hoffen, dass uns die Konkurrenz hilft. Wir dürfen uns nur auf uns verlassen. Wir müssen auf Sieg spielen", sagte Dutt.

Und in der Endphase dieser Saison ziehen beim VfB auch alle an einem Strang - was in Stuttgart durchaus nicht selbstverständlich ist. Ganz in Weiß unterstützen die Fans ihr Team im Duell mit dem HSV. Unzählige zogen vor der Partie zu Fuß vom Bahnhof Cannstatt in die Arena, um Zusammenhalt zu demonstrieren. Auch ehemalige Spieler zittern mit: Keeper Timo Hildebrand, der 2007 mit dem VfB Deutscher Meister wurde, traut seinem ehemaligen Verein den Klassenerhalt zu. "Es sah eine lange Zeit danach aus, dass der VfB fast chancenlos in die zweite Liga geht. Aber sie sind jetzt phänomenal zurückgekommen und haben sich eine ganz passable Ausgangssituation für das letzte Spiel geschaffen", sagte Hildebrand bei dem TV-Sender Sky.

Prognose: Stuttgart kontert sich zum Klassenerhalt

Stuttgarts Trainer Huub Stevens verzieht das Gesicht (Foto: Marijan Murat/dpa)
Huub Stevens' Erfahrung könnte den VfB rettenBild: picture-alliance/dpa/M. Murat

Die Tabellensituation könnte für den VfB, trotz seiner Auswärtsschwäche, von Vorteil sein: Denn Schlusslicht Paderborn muss gewinnen und ist darüberhinaus auf Schützenhilfe angewiesen. Was dem SC bleibt, ist in erster Linie der psychologische Vorteil, rein gar nichts mehr zu verlieren zu haben. Die Unterstützung der Fans im engen Paderborner Stadion wird bedingungslos sein, um das Wunder vielleicht doch noch zu schaffen. Entsprechend werden die Ostwestfalen spielen, rennen und kämpfen bis zum Umfallen.

Und genau das weiß natürlich auch Huub Stevens, der erfahrene und im Abstiegskampf erprobte Trainer, der dem VfB schon im Vorjahr die Erstligazugehörigkeit gesichert hatte. Der Niederländer ist noch nie abgestiegen und das soll auch nach diesem Alles-oder-nichts-Spiel so bleiben. Er wird den Zwang der Paderborner, zum Siegen verdammt zu sein, nutzen und seine Mannschaft aus einer gesicherten Abwehr heraus spielen lassen. Mit der Ruhe und der Abgeklärtheit die der VfB nun in sich zu tragen scheint, wird der entscheidende Konter den Stuttgartern und Huub Stevens die Klasse erhalten.