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Heul! Ende des "Mad"-Magazins

5. Juli 2019

Es galt einmal als das meistbeschlagnahmte Heft an Schulen. 67 Jahre lang zierte Alfred E. Neumann die Titelausgaben des Nonsens-Magazins "Mad". Aber im September ist Schluss mit lustig - das Blatt wird eingestellt.

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Bahnhofsbuchhändler Achim Heusen mit Mad Magazin 1998
Bild: picture-alliance/dpa/R. Scheidemann

Mit seinen Segelohren, den Sommersprossen und einem frechen Grinsen schien Alfred E. Neumann unsterblich zu sein - doch auch das Magazin, dem er in fast jeder Ausgabe als Titelmodell diente, nimmt nun den Weg alles Irdischen: Nach fast 70 Jahren steht "Mad" vor dem Aus. Die letzte Ausgabe des Satiremagazins werde im September veröffentlicht, teilte der Verlag DC Comics mit. In den Heften, die bis dahin erscheinen, sollen nur noch die besten Beiträge der Vergangenheit gedruckt werden. 

"Mad" kam 1952 auf den US-amerikanischen Markt. Zunächst war das Heft lediglich als Parodie auf klassische Superhelden-Comics gedacht, aber es entwickelte sich rasch zu einem Satire-Magazin, das immer wieder auch mit debilem Humor glänzte. 1956 erschien auf dem Titelblatt von "Mad" zum ersten Mal Alfred E. Neumann mit seinem signifikanten Äußeren auf dem Titelblatt. Seitdem ist er der Coverboy der Zeitschrift.

Auch ein Deutschland eine Erfolgsgeschichte

In Deutschland lag "Mad" erstmals im September 1967 am Kiosk - und die Auflage wuchs rasch. Jahrelanger Chefredakteur des deutschen Magazins war Herbert Feuerstein, der den Stil maßgeblich mitprägte. Einige von Feuerstein gebrauchte Redewendungen wie "lechz", "würg", "heul" oder "glitsch" wurden Bestandteil der Jugendsprache. 1992 verließ Feuerstein die Zeitschrift zugunsten seiner TV-Karriere - und wurde als Sidekick von Harald Schmidt einem breiteren Publikum bekannt.

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Herbert Feuerstein (vorne) war lange Chefredakteur der deutschen "Mad", im Hintergrund Harald Schmidt (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa

Zu seinen besten Zeiten Anfang der 70er Jahre hatte "Mad" zwei Millionen Abonnenten. Nach Angaben des Kommunikationswissenschaftlers Michael J. Socolow sank die Auflage bis 2017 auf 140.000.

Mehrere bekannte Autoren bedauern das Aus: "Goodbye, 'Mad' Magazine", schrieb "Simpsons"-Schreiber Josh Weinstein auf Twitter. "Danke für die Inspiration für Generationen - und Generationen von Comedy und vor allem Danke für das Lachen". Für viele Kinder sei das Magazin an einem bestimmten Punkt ihres Lebens "das Größte überhaupt" gewesen.

Das Aus für das Magazin mache ihn traurig, schrieb der ehemalige Gast-Redakteur und Parodist Weird Al Yankovich. "Ich kann gar nicht beschreiben, welche Wirkung es auf mich als Kind hatte - es ist mehr oder weniger der Grund dafür, warum ich so komisch (englisch: weird) wurde".

Cartoonist Evan Dorkin, der auch für "Mad" arbeitete, räumte auf Twitter ein, dass Humor und Medien, die von dem Magazin beeinflusst wurden, die Zeitschrift schon vor Jahrzehnten "abgehängt" hätten. Doch hoffe er darauf, dass es eines Tages wieder ein völlig neues "Mad" geben werde, erklärte der 54-Jährige - "und dass alle Beteiligten weich landen".

 mm/jj  (afp, Wikipedia, Twitter)