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Suche nach Überlebenden dauert an

7. August 2015

Es ist ein Wettlauf mit der Zeit: Nach dem Flüchtlingsunglück im Mittelmeer werden noch etwa 200 Menschen vermisst. Bei weiteren Hilfseinsätzen konnten etwa 1200 Menschen gerettet werden.

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Nächtliche Rettung von Flüchtlingen (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Die ganze Nacht haben Rettungskräfte weiter nach Überlebenden der Flüchtlingskatastrophe gesucht. Am Morgen werde entschieden, ob es Sinn mache, die Suche nach den etwa 200 Vermissten fortzusetzen, sagte ein Sprecher der italienischen Küstenwache. Am Donnerstag konnten 373 Menschen vor der Küste Libyens gerettet werden. Sie wurden nach Sizilien gebracht, wo sie von Hilfsorganisationen im Empfang genommen und betreut wurden. Die Helfer bargen zudem 25 Leichen. Insgesamt sollen etwa 600 Menschen an Bord eines am Mittwoch etwa 20 Seemeilen vor der Küste Libyens gekenterten Holzbootes gewesen sein.

Weitere Flüchtlinge gerettet

Bei weiteren Hilfseinsätzen konnten am Donnerstag nach Angaben der Küstenwache in mehreren Rettungsaktionen etwa 1200 Flüchtlinge von überfüllten Booten gerettet werden. 381 Flüchtlinge wurden von der Küstenwache von einem Boot gerettet, das 30 Seemeilen vor der Küste Libyens gekentert war. Die italienische Marine eilte einem Boot in Seenot mit 101 Migranten an Bord zu Hilfe. Die private maltesische Rettungsaktion MOAS und die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen teilten auf Twitter mit, dass sie gemeinsam 600 Migranten von einem Boot gerettet hätten, das zu kentern drohte. Laut Küstenwache gab es darüber hinaus mehrere kleine Rettungsaktionen.

Das irische Marineschiff "Niamh" legte am Nachmittag in Palermo an. Es war nach dem Unglück am Mittwoch vor der libyschen Küste als erstes vor Ort und hatte die meisten Menschen aufgenommen. Einige der Geretteten, die medizinische Hilfe benötigten, waren bereits zuvor mit Hubschraubern nach Italien gebracht worden. Die Überlebenden des Unglücks stammten italienischen Medienberichten zufolge vor allem aus Syrien, Eritrea, dem Sudan, Somalia und Bangladesch.

Inzwischen wurden fünf mutmaßliche Schleuser in Italien festgenommen. Den drei Libyern und zwei Algeriern wird mehrfacher Mord und Menschenschmuggel vorgeworfen, teilte die Polizei von Palermo mit. Die festgenommenen Verdächtigen sollen außerdem Passagiere geschlagen und mit Messern attackiert haben, damit sie den Frachtraum nicht verlassen. Zuletzt hieß es bei den Polizeibehörden weiter, dass die Schleuser für die Überfahrt zwischen 1200 und 1800 Dollar verlangt haben.

Forderung nach sicherem Weg nach Europa

Nach dem erneuten Drama wuchs auch die Kritik an den bisherigen Anstrengungen der EU-Staaten zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer und ihrer Aufnahme. "Es muss bessere Wege geben, damit Flüchtlinge nicht ihr Leben riskieren müssen, um in die Sicherheit Europas zu gelangen", forderte Melissa Fleming, Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl forderte die EU ebenfalls auf, Flüchtlingen geregelte und sichere Passagen nach Europa zu ermöglichen. Unter den Flüchtlingen auf dem Mittelmeer seien viele Menschen, die Anspruch auf Schutz hätten, sagte der stellvertretende Geschäftsführer von Pro Asyl, Bernd Mesovic, im Deutschlandfunk.

Vertreter der Brüsseler EU-Kommission brachten ihre "große Trauer" über das Unglück vor der libyschen Küste zum Ausdruck. "Schon ein einziges verlorenes Leben ist eines zu viel", unterstrichen die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini, Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans und EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos in einer gemeinsamen Erklärung in Brüssel.

cr/gmf (dpa, afp)