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KonflikteSudan

Sudan: UN befürchten mehr als eine Million Flüchtlinge

27. Juni 2023

Der im Sudan tobende Machtkampf zwischen De-facto-Staatschef al-Burhan und seinem Ex-Stellvertreter Daglo zwingt immer mehr Menschen zur Flucht. Die Vereinten Nationen sind in großer Sorge.

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Flüchtlinge auf einem Lastwagen
Nur mit den nötigsten Dingen fliehen Einwohner aus der umkämpften Hauptstadt Khartum Bild: AFP

Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) schätzt, dass in den kommenden Monaten im Sudan noch weit mehr Menschen ihre Heimat verlassen werden. Bislang waren die Vereinten Nationen (UN) von rund einer Million Flüchtlinge bis Oktober ausgegangen. Der stellvertretende Hochkommissar für Flüchtlinge, Raouf Mazou, erläuterte in Genf, wenn man die Lage betrachte, insbesondere in der Krisenregion Darfur, "dürften wir mehr als eine Million Flüchtlinge bekommen". Allein im Nachbarland Tschad, das an Darfur grenzt, rechne man inzwischen nicht mehr mit 100.000, sondern mit 245.000 Flüchtlingen. Mazou war gerade zu Besuch in der im Westen gelegenen Region.

Der UN-Diplomat wies darauf hin, 560.000 Sudanesen hätten sich bereits in Nachbarländern in Sicherheit gebracht. Neben dem Tschad flohen sie überwiegend nach Ägypten, in den Südsudan, nach Äthiopien und in die Zentralafrikanische Republik. 

Flüchtlinge aus dem Sudan nach ihrer Ankunft auf dem internationalen Flughafen der irakischen Hauptstadt Bagdad
Flüchtlinge aus dem Sudan nach ihrer Ankunft auf dem internationalen Flughafen der irakischen Hauptstadt BagdadBild: MURTAJA LATEEF/AFP

Zudem seien im Sudan selbst etwa zwei Millionen Menschen vor der Gewalt auf der Flucht. Sie würden teilweise von Banditen und Milizen angegriffen und ausgeraubt, so Mazou weiter. Viele von ihnen seien traumatisiert, ausgehungert und brauchten dringend medizinische Hilfe. In manchen Grenzregionen habe die Regenzeit begonnen, was die Versorgung der Menschen zusätzlich erschwere. Insgesamt sind im Sudan nach UN-Schätzung 25 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen.

UN brauchen drei Milliarden US-Dollar zur Versorgung

Sorge bereitet den UN auch, dass die Weltgemeinschaft bislang nicht genügend Geld zur Verfügung gestellt hat, wie Mazou weiter sagte. Insgesamt benötigen die Vereinten Nationen nach seinen Worten rund drei Milliarden US-Dollar zur Versorgung der Menschen. Davon seien bislang allerdings weniger als 20 Prozent gedeckt.

Seit Mitte April kämpfen im Sudan die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) des früheren Vize-Machthabers Mohamed Hamdan Daglo gegen die Streitkräfte unter der Führung von De-facto-Staatschef Abdel Fattah al-Burhan. Die beiden Generäle hatten sich 2019 und 2021 gemeinsam an die Macht geputscht, später aber zerstritten.

Gepanzerte Fahrzeuge der sudanesischen Armee auf einer Straße in Khartum
Gepanzerte Fahrzeuge der sudanesischen Armee in KhartumBild: AFP

Feuerpause ausgerufen - weiter gekämpft

In der Nacht zum Dienstag rief Daglo anlässlich des bevorstehenden muslimischen Opferfestes Eid al-Adha eine zweitägige Feuerpause aus. Einwohner der Hauptstadt Khartum berichteten jedoch von anhaltendem Artilleriefeuer und Gefechtslärm. RSF-Kämpfer griffen laut Augenzeugen Armeestützpunkte im Zentrum, Norden und Süden Khartums an. 

Die Streitkräfte riefen am späten Dienstagabend ihrerseits eine Feuerpause aus und bezeichneten sie als "einseitig". 

se/gri (dpa, ap, afp, rtr)