Sudanesen lehnen sich weiter gegen Militär auf
30. November 2021In der Hauptstadt Khartum waren abermals zehntausende Menschen zusammengekommen, um sich gegen die Machtübernahme durch das Militär im vergangenen Monat zu wehren. Die Proteste richteten sich gegen die weitere Beteiligung des Militärs an der neu formierten Übergangsregierung. Die Demonstranten warfen Regierungschef Abdullah Hamdok Verrat vor.
Schwer bewaffnete Polizisten gingen mit Tränengas gegen die Menge vor, die eine Hauptstraße blockierte und "Soldaten, geht zurück in eure Kasernen" skandierte. Zu den Kundgebungen aufgerufen hatten Gruppen, die sich gegen ein vor gut einer Woche von den Putschisten mit Ministerpräsident Abdalla Hamdok geschlossenes Abkommen stellen. Damit war der zuvor entmachtete Regierungschef wieder eingesetzt worden, politische Gefangene kamen frei.
Sudans oberster General Abdel Fattah al-Burhan hatte am 25. Oktober die Macht an sich gerissen und Ministerpräsident Hamdok unter Hausarrest gestellt. Er hatte zudem die Übergangsregierung aufgelöst und auch den paritätisch geführten zivil-militärischen Rat aufgelöst.
Dieser sollte nach dem Sturz des autokratischen Machthabers Omar al-Bashir nach einem Volksaufstand im April 2019 den demokratischen Prozess in dem nordostafrikanischen Land vorantreiben und eine für 2023 geplante Wahl vorbereiten.
Nach Druck aus dem In- und Ausland hatte das Militär am 21. November den gestürzten Regierungschef Hamdok wiedereingesetzt. Laut einer gemeinsamen Vereinbarung zwischen Hamdok und al-Burhan darf Hamdok ein Kabinett mit zivilen Vertretern bilden.
Al-Burhan wird jedoch als Anführer des Souveränen Rats gemeinsam mit Hamdok an der Spitze der neuen Übergangsregierung stehen. Dem Souveränen Rat gehören auch Vertreter des Militärs an, denen schwere Menschenrechtsverstöße vorgeworfen werden.
Deshalb kommt es in dem Land mit 44 Millionen Einwohnern immer wieder zu Protesten Tausender Menschen. Bislang kamen 42 Menschen ums Leben. Die USA, Deutschland und andere westliche Staaten hatten den Putsch verurteilt und einen von Zivilisten geführten Übergang zur Demokratie gefordert. Wirtschaftshilfen wurden ausgesetzt.
uh/qu (dpa, afp, rtr)