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Super-Mario zurück im Nationalteam

10. November 2015

Mario Gomez geht erstmals seit September 2014 wieder für die DFB-Auswahl auf Torejagd und soll die Sturmflaute beim Weltmeister beenden. Außerdem holt sich der DFB langfristig Expertise von außen ins Haus.

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Mario Gomez bei DFB-Pressekonferenz (Foto: picture-alliance/dpa/P. Kneffel)
Bild: picture-alliance/dpa/P. Kneffel

Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt im Kreise der deutschen Fußball-Weltmeister seit 14 Monaten war Mario Gomez sichtlich nervös. Seine einstige Coolness, die sich Bundestrainer Joachim Löw angesichts der Offensivmisere vom Rückkehrer erhofft, will der 30-Jährige am Freitag gegen Frankreich auf dem Platz zeigen. "Für mich ist jedes Spiel jetzt hier wichtig", sagte Gomez mit Blick auf das Testspiel in Paris gegen den EM-Gastgeber am Freitag, wo er 436 Tage nach seinem letzten Einsatz im DFB-Dress sein nächstes Comeback geben soll. "Er ist ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann", sagte Löw über den Angreifer, der für seinen neuen Klub Besiktas Istanbul in den vergangenen zwölf Pflichtspielen immerhin neunmal getroffen hat.

Nach den jüngsten Länderspielen gegen Irland (0:1) und Georgien (2:1) hatte Löw angesichts der andauernd schwachen Chancenverwertung seiner Stars Alarm geschlagen "Wir sind nicht mehr tödlich", rief Löw. Gomez, aber auch Neuling Leroy Sané, sind Teil der Lösungsstrategie des Bundestrainers. Ist Gomez, der für den VfB Stuttgart und Bayern München Tore am Fließband schoss, nach zwei von Verletzungen beschwerten Jahren in Florenz noch tödlich?" An guten Tagen bestimmt", sagte der Stürmer, obwohl ihm das Wort in diesem Zusammenhang nicht gefalle.

Das Lächeln ist zurück

"Super Mario" hat in Italien Demut gelernt, wo er beim AC Florenz nicht so zum Zuge kam, wie er es bei seinem Wechsel aus München erhofft hatte. "Die letzten beiden Jahre waren tatsächlich nicht schön. Ich hatte nicht mehr viel Spaß an den Spielen, weil ich keine Fitness hatte", sagte er. Oft spielte er gar nicht, weil mal wieder irgendwas kaputt war. Dann verpasste er die WM - und saß weinend in der Kabine. Inzwischen ist sein Lächeln zurück, am Dienstag wurde es nur vom Dauergrinsen des neben ihm platzierten Lukas Podolski überstrahlt. "Ich will das jetzt einfach genießen", sagte Gomez über die Rückkehr, "aber das ist nur ein Anfang."

Gomez habe sich die Chance verdient, betonte Löw. Der Bundestrainer hat sich in der Türkei persönlich ein Bild von seinem Kandidaten gemacht. "Ich habe gesehen, dass er eine sehr gute Körpersprache hat, sich hervorragend bewegt, körperliche Fitness und das Selbstbewusstsein hat, in vielen Spielen getroffen zu haben. Das spürt man förmlich auf dem Platz. Er traut sich sehr viel zu", sagte er. In dieser Verfassung sei Gomez "im Sechzehner extrem gefährlich". Damit verkörpert er das, was der DFB-Elf zuletzt abging.

Niersbach-Rücktritt macht DFB-Elf betroffen

Oliver Bierhoff vor DFB-Werbebande (Foto: picture alliance/GES-Sportfoto)
Teammanager Oliver Bierhoff: " Mir tut es persönlich sehr, sehr leid, dass er zurückgetreten ist"Bild: picture alliance/GES-Sportfoto

Selbstverständlich beschäftigte auch der Rücktritt von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach die Nationalmannschaft. "Wir sind getroffen, wir sind betroffen. Es ist kein Geheimnis, dass Wolfgang Niersbach eine besonders enge Beziehung zu den Spielern hatte. Dementsprechend war dies auch ein großes Thema bei uns", sagte Teammanager Oliver Bierhoff. "Er hat alles für den DFB und die Mannschaft getan", brachte Lukas Podolski die besondere Beziehung zwischen Niersbach und dem Nationalteam auf den Punkt. "Er war für uns jederzeit ein hervorragender Ansprechpartner. Deswegen tut es mir persönlich sehr, sehr leid, dass er zurückgetreten ist", sagte Joachim Löw. Der Rücktritt von Niersbach stelle aber "keine Belastung" für die Mannschaft dar, versicherte Bierhoff. Wichtig seien aber jetzt erst recht "beherzte Auftritte".

Expertise aus dem Hockey

Neben der Rückkehr von Mario Gomez und den Reaktionen auf den Niersbach-Rücktritt spielte auch eine interessante Personalie eine Rolle beim DFB: Hockey-Bundestrainer Markus Weise verlässt am 16. November den Deutschen Hockey-Bund (DHB) und wechselt zum Fußballverband. Weise soll helfen, beim DFB die neue Akademie aufzubauen. Der Hockey-Verband bedauerte den Wechsel. "Markus ist als Trainerpersönlichkeit im Hockey von niemandem zu ersetzen", sagte DHB-Präsident Wolfgang Hillmann.

Hockey-Bundestrainer Markus Weise (Foto: Christian Charisius/dpa)
Hockeytrainer Markus WeiseBild: picture-alliance/dpa

Weise gewann 2004 mit den deutschen Hockey-Damen Gold bei den Olympischen Spielen in Athen und holte 2008 und 2012 mit den deutschen Herren die Goldmedaille bei Olympia in Peking und London. Nach Bernhard Peters, der beim Hamburger SV als Direktor Sport arbeitet, ist Weise der zweite Hockey-Bundestrainer, der zum Fußball wechselt.

Bewährtes Teamquartier in der Schweiz

Außerdem ist nun klar, wo die deutsche Mannschaft sich auf die EURO in Frankreich vorbereiten wird. Wie bereits während der EM 2008 bezieht die "Mannschaft" das Hotel Giardino im schweizerischen Ascona am Lago Maggiore. "Wir haben uns damals rundum wohl gefühlt, die Atmosphäre war einzigartig, die Gastfreundlichkeit genauso", sagte Bierhoff. "Wir wissen, dass wir uns im Tessin mit großer Ruhe und Konzentration unter optimalen Bedingungen hervorragend auf die Europameisterschaft vorbereiten können."

Hotel Giardino, EM-Vorbereitungsquartier der deutschen Fußball-Nationalmannschaft (Foto: picture alliance/dpa/K. Mathis)
Im Hotel Giardino bereitet sich das DFB-Team auf die EM vorBild: picture alliance/dpa/K. Mathis

Der genaue Termin für das Trainingslager wird allerdings erst nach der Gruppenauslosung am 12. Dezember in Paris fixiert, wenn klar ist, wann die Weltmeister in das EM-Turnier starten werden. Bierhoff machte deutlich, dass man erst nach dem Pokalfinale am 21. Mai 2016 mit der Turniervorbereitung beginnen werde. Während der EM wohnt die DFB-Auswahl dann im Hotel Ermitage in Evian-les-Bains am französischen Ufer des Genfer Sees.

asz/sw (dpa, sid)