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Supermärkte müssen spenden

22. Mai 2015

Mit drastischen Maßnahmen geht Frankreich gegen die Verschwendung von Lebensmitteln vor: Der Großhandel darf unverkaufte Nahrungsmittel künftig nicht mehr wegwerfen, sondern muss sie spenden oder verwerten.

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Frankreich Supermarkt Lebensmittel (Foto: AFP)
Bild: Getty Images/AFP/J-S. Evrard

Französische Supermärkte dürfen unverkaufte Lebensmittel nicht mehr einfach in den Müll befördern. Die Nationalversammlung verabschiedete in Paris einstimmig eine Regelung, wonach nicht vermeidbare Lebensmittelabfälle künftig gespendet, kompostiert oder als Tierfutter verwendet werden müssen. Supermärkte mit einer Fläche von über 400 Quadratmetern werden verpflichtet, ein Abkommen mit einer karitativen Organisation für Lebensmittelspenden zu schließen.

Insbesondere wird es den Händlern verboten, ihre unverkaufte Ware für den Konsum ungeeignet zu machen. Ein Abgeordneter prangerte es als "skandalös" an, dass zum Beispiel Chlor über Mülleimer mit noch nutzbaren Lebensmitteln des Großhandels verteilt werde. In der Schule soll zudem Unterricht gegen die Verschwendung von Lebensmitteln in den Lehrplan aufgenommen werden.

Kritik vom Großhandel

Der Handel kritisierte, dass die Maßnahmen ihr Ziel verfehlten, denn der Großhandel sei lediglich für fünf Prozent der verschwendeten Lebensmittel verantwortlich. Zudem sei der Großhandel bereits jetzt schon der größte Spender und arbeite eng mit Hilfsorganisationen zusammen.

Eingangsportal der Nationalversammlung (Foto: Getty)
Eingangsportal der NationalversammlungBild: Getty Images/Afp/Loic Venance

Jeder Franzose wirft jährlich im Durchschnitt 20 bis 30 Kilogramm Lebensmittel weg, was einem Wert von 12 bis 20 Milliarden Euro pro Jahr entspricht. Die nun von der Nationalversammlung beschlossenen Maßnahmen sind Teil eines Gesetzentwurfs zum Energiewandel von Umweltministerin Ségolène Royal. Die sozialistische Regierung in Paris hat sich 2012 zum Ziel gesetzt, die Lebensmittelverschwendung bis 2025 zu halbieren.

Die Bundesregierung sieht in dem Vorstoß kein Vorbild für Deutschland. Eine Sprecherin von Landwirtschaftsminister Christian Schmidt sagte der "Nordsee-Zeitung": "In Deutschland geben bereits zahlreiche Supermarktketten unverkaufte und noch genießbare Lebensmittel insbesondere an die Tafeln auf freiwilliger Basis ab."

Ausgabe von Lebensmitteln an Bedürftige durch die Essener Tafel (Foto: dpa)
Ausgabe von Lebensmitteln an Bedürftige durch die Essener TafelBild: imago/Ralph Lueger

Die Sprecherin betonte, bei der Vermeidung von Lebensmittelabfällen setze die Bundesregierung weniger auf Gebote oder Verbote eines bestimmten Produktions- oder Konsumverhaltens. Im Vordergrund stünden unter anderem Aufklärungsaktionen, Beratung sowie die Sensibilisierung der Verbraucher.

Laut einer Studie für das Ernährungsministerium landen in Deutschland jährlich etwa 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Davon stammen 6,7 Millionen Tonnen von Privathaushalten. Rechnerisch entspricht dies pro Bundesbürger 81,6 Kilogramm, wie die Autoren der Universität Stuttgart im Jahr 2012 erläuterten. Der Rest fällt bei Lebensmittelindustrie, Handel und Großkunden wie der Gastronomie an.

stu/kle (afp, dpa)