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Politik

Kerry will kein zweites Srebrenica

16. Dezember 2016

Während die umkämpften Gebiete der syrischen Stadt Aleppo allmählich evakuiert werden, nimmt der diplomatische Druck auf die Kriegsparteien zu. Besonders aus Washington kommen besorgte Äußerungen.

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Schweiz Genf US Außenminister John Kerry verkündet Bereitschaft zur Waffenruhe
Bild: Reuters/P. Albouy

US-Außenminister John Kerry (Artikelbild) appellierte, die aus Aleppo fliehenden Menschen dürften keinesfalls attackiert werden. Ein zweites Srebrenica müsse unter allen Umständen verhindert werden. Srebrenica - der Name der bosnischen Stadt steht bis heute für die Tötung einer großen Zahl von Zivilisten in einem kleinen Gebiet. Kerry richtete schwere Vorwürfe an die Adresse des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad.

Der amerikanische Außenminister forderte eine dauerhafte Waffenruhe in Aleppo und einen sofortigen Zugang für Hilfskräfte. Er teile den Ärger, den die meisten Menschen angesichts der Attacken auf Frauen, Kinder und Hilfskräfte empfänden, sagte Kerry in Washington. Es gebe keinerlei Rechtfertigung für die Brutalität, die das syrische Regime, die Russen und die Iraner über die vergangenen fünf Jahre an den Tag gelegt hätten.

Ein Telefonat mit Erdogan

Auch Kerrys Chef ist angesichts der Lage in Syrien ein weiteres Mal aktiv geworden. US-Präsident Barack Obama telefonierte mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und danke diesem - nach Angaben des Weißen Hauses - für dessen Bemühungen, eine Waffenruhe zu erreichen. Den Angaben zufolge sei man sich auch einig gewesen, im Kampf gegen den internationalen Terrorismus und die Terrormiliz "Islamischer Staat" vereint und in enger Abstimmung stehen zu müssen.

Syrien Zivilisten warten auf die Evakuierung in Aleppo
Warten auf die gefährliche Busreise: Menschen in AleppoBild: picture alliance/AA/A. Hashesho

Im Osten von Aleppo sitzen nach den Worten des UN-Sondergesandten Staffan de Mistura noch rund 50.000 Menschen fest. Darunter seien etwa 40.000 Zivilisten sowie bis zu 5000 Rebellen und ihre Familien, die in den Westteil der syrischen Stadt gebracht werden sollten. Die Aufständischen würden sich voraussichtlich in die Rebellenhochburg Idlib zurückziehen. Ohne eine politische Einigung auf eine Waffenruhe drohe Idlib allerdings dasselbe Schicksal wie Aleppo, sagte de Mistura auf einer Pressekonferenz in Paris.

Nach monatelangen Gefechten und Bombardierungen wird in der syrischen Stadt derzeit die letzte Rebellenenklave evakuiert. Die ersten Konvois haben den Ostteil verlassen. Sollte die Feuerpause halten und der Rückzug der Aufständischen abgeschlossen werden, wäre es für Machthaber Assad der bisher größte Sieg im seit fast sechs Jahren währenden Bürgerkrieg.

ml/kle (dpa, rtr, afp)