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Syrische Armee ruft Offensive auf Aleppo aus

23. September 2016

Aleppo im Norden Syriens ist eine geteilte Stadt. Im Osten die Rebellen, im Westen die Armee. Nun will die Regierung die gesamte Metropole kontrollieren und ruft zur Offensive. Hauptleidtragende: die Zivilisten.

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Kinder auf Häusertrümmern (Foto: Picture Alliance)
Nach den aktuellen Angriffen bleibt nur noch mehr Zerstörung in AleppoBild: picture-alliance/AA/J. al Rifai

Der Einsatz, um den Osten Aleppos zurückzuerobern, habe bereits begonnen, heißt es in einer von der staatlichen Nachrichtenagentur Sana verbreiteten Erklärung. Zivilisten im Osten der Stadt sollten Orte vermeiden, an denen sich "Terroristen" aufhielten, berichten staatliche Medien unter Berufung auf das Militär. Die syrische Regierung bezeichnet auch Rebellen als Terroristen. Es würden Fluchtkorridore offengelassen, die auch die Aufständischen nutzen könnten. Ob zu der Offensive ein Angriff mit Bodentruppen gehört, ist noch nicht bekannt.

Teile Aleppos in Brand geschossen

Schon in der Nacht zum Donnerstag waren die entsprechenden Stadtteile Ziel von schweren Luftangriffen. Der Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete von mehreren großen Bränden nach nächtlichen Bombardierungen. Im östlichen Bustan-al-Qasr-Viertel von Aleppo stehe zum Beispiel eine ganze Straße in Flammen. Freiwillige Helfer versuchten, die Feuer zu löschen, die nach Angaben lokaler Aktivisten durch "Phosphor-Bomben" ausgelöst worden sein sollen.

Ein Arzt berichtete von mindestens 45 Toten durch die jüngsten Kämpfe. Rebellen sprachen von den schwersten Bombardements auf von ihnen kontrollierte Stadtteile seit Monaten. Einen solch heftigen Beschuss habe es seit April nicht gegeben. "Es gab keine Waffe, die sie nicht genutzt haben", sagte der in der Türkei ansässige Chef des politischen Arms der Rebellengruppe Fastakim. Ein Vertreter einer anderen Rebellengruppe sprach von allein 15 Angriffen auf zwei Gebiete der Stadt. Die von den Truppen von Präsident Baschar al-Assad und dessen Verbündeten gehaltenen Viertel wurden von den Aufständischen mit Mörsergranaten beschossen.

Lawrow: Keine Ergebnisse bei Gesprächen

In New York kamen derweil die Außenminister der internationalen Syrien-Unterstützergruppe zusammen, um das weitere Vorgehen nach dem Ende der Waffenruhe zu beraten. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sagte der Deutschen Presse-Agentur zufolge, eine Rückkehr zum Waffenstillstand sei nicht gelungen. Innerhalb der Gruppe habe es aber "viel Zustimmung" für eine zeitweise Flugverbotszone über bestimmten Gebieten gegeben. Nach Berichten der Nachrichtenagentur Reuters sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow, dass bei dem Treffen "nichts passiert" sei. Die syrische Opposition müsse sich auf einen Kompromiss zubewegen.

Wieder Hilfstransporte der UN

Erstmals seit dem Angriff auf einen UN-Konvoi ist wieder ein Hilfstransport der Vereinten Nationen in Syrien unterwegs. Die Lieferung mit Nahrung und Medizin sollte noch am Donnerstagabend in einem schwer zugänglichen Gebiet nahe der Hauptstadt Damaskus eintreffen. Die Sicherheitslage sei je nach Region unterschiedlich, man schätze die Möglichkeiten "von Fall zu Fall" ein, so ein UN-Sprecher gegenüber der Agentur Reuters.

Die USA machen Russland und das Assad-Regime für die jüngsten tödlichen Luftschläge verantwortlich, Moskau und Damaskus weisen dies zurück. Staatschef Assad warf den USA im Gegenzug vor, seine Truppen gezielt angegriffen zu haben. Der Beschuss habe fast eine Stunde gedauert, sagte er der Nachrichtenagentur Associated Press. Die US-Regierung sei offenbar nicht gewillt, Russland im Kampf gegen die Terroristen zu unterstützen. Der Krieg in Syrien werde so lange weitergehen, wie ausländische Mächte darin verwickelt seien, "als Teil globaler und regionaler Konflikte", meinte Assad.

"Auf Messers Schneide"

Bei den westlichen Staaten mehren sich die Forderungen nach einem Flugverbot in Syrien. US-Außenminister John Kerry verlangte, dass Kampfflugzeug-Einsätze von Russland und Syrien sofort eingestellt werden müssten. Nur so könne der Waffenstillstand gerettet und das "Gemetzel" beendet werden. Außenminister Frank-Walter Steinmeier schloss sich dem weitgehend an. Die Lage in Syrien stehe auf Messers Schneide, sagte Steinmeier am Rande der UN in New York. "Wenn der Waffenstillstand überhaupt noch eine Chance haben soll, dann führt der Weg nur über ein zeitlich begrenztes, aber vollständiges Verbot aller militärischen Flugbewegungen über Syrien - mindestens für drei, besser für sieben Tage."

SC/ust/rb (APE, afp, rtr, dpa)