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Niedecken Engagement

3. September 2010

Wenn sich jetzt einige Prominente aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Bonn treffen, um über Entwicklungshilfe zu sprechen, ist auch der Rockmusiker Wolfgang Niedecken zur Stelle.

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Wolfgang Niedecken (Foto: DPA)
Dieser Künstler mischt sich einBild: picture-alliance/dpa

Eine Zeile aus dem Song "Wie schön dat wöhr" - auf Hochdeutsch "Wie schön es wäre"- geht so: "Keiner müsste hungern, keiner würde gequält, keiner wäre geizig, selbstverständlich würde geteilt, es gäbe keine Gründe mehr für Terror, Hass und Neid."

Wolfgang Niedecken ist kein Träumer, aber den Traum einer gerechteren Welt wird er wohl nie aufgeben. Ganz klar: Er singt für eine bessere Welt. Manche halten den Frontmann der Kölner Rockband BAP für einen unverbesserlichen Gutmenschen und meinen das keineswegs nur als Kompliment. Doch das stört ihn nicht. Vor Jahren sagte Niedecken dazu einmal in einem Zeitungsinterview: Solle er zum "Schlechtmenschen" werden, nur weil es manche Leute nervt, dass er gegen die Ungerechtigkeit in der Welt Stellung beziehe?

Wie alles begann

Wolfgang Niedecken in Uganda (Foto: DPA)
2004: Wolfgang Niedecken in UgandaBild: picture-alliance/ dpa

Schon oft hat Wolfgang Niedecken erzählt, warum ihn die Themen Kindersoldaten und Uganda nicht loslassen. 2004 reiste als er als "Botschafter für Afrika" mit Pressevertretern durch Afrika. "Ich habe das Leid in Nord-Uganda hautnah kennengelernt und das hat mich zu dem Schluss gebracht, da dran zu bleiben." 20 Jahre zuvor war er in Mozambique, während des dortigen Bürgerkriegs. 2004 dann habe er beschlossen, sich diesen Themen zu verschreiben.

In Uganda tobte damals der Bürgerkrieg. In einem Reha-Zentrum für ehemalige Kindersoldaten traf Niedecken zwei Mädchen - entführt, versklavt, unzählige Male vergewaltigt von Rebellen. Dann die Nachricht: Sie und ihre Babies haben HIV. Niedecken sollte einem mitreisenden TV-Team ein Interview geben. Ihm, sonst nie um ein Wort verlegen, verschlug es die Sprache, er brach das Interview ab.

Eigentlich ist Niedecken Musiker und Maler - oder genauer: malender Musiker. Er hat Malerei studiert und seine Bilder schon in der Bundeskunsthalle ausgestellt. Sein Musikstil trägt das Label "Kölsch-Rock", was in etwa so klingt, als würde eine Mischung aus Bob Dylan und Bruce Springsteen in der Kölner Mundart singen. Zur Konsequenz hat das eigentlich, dass man Niedeckens Texte mitunter schon im 50 Kilometer entfernten Düsseldorf nur schwer versteht. Trotzdem war Niedeckens Band BAP Anfang der 1980er-Jahre in ganz Deutschland Kult.

1988: Wolfgang Niedecken als Leadsänger von BAP (Foto: DPA)
1988: Wolfgang Niedecken als Leadsänger von BAPBild: picture-alliance/dpa

Die Texte waren zum Teil hochpolitisch und immer persönlich - auf jeden Fall 100 Prozent Niedecken. Engagiert war Niedecken von jeher - zum Beispiel 1992, als Neonazis Jagd auf Ausländer machten. Niedecken organisierte den Aufschrei der Anständigen, mobilisierte Bands und Fans und rockte gegen rechts: "Arsch huh, Zäng ussenander" - für Nicht-Kölner: "Arsch hoch, Zähne auseinander".

Nun ist es Afrika

Wolfgang Niedecken schildert, wie das Engagement zugunsten der Kindersoldaten ganz konkret aussieht, zum Beispiel das Projekt "Rebound". Es geht um Kinder und Jugendliche, die unter dem Krieg in Uganda leiden - als unbeteiligte Leidtragende oder als ehemalige zwangsrekrutierte Kindersoldaten. "Schulen in Nord-Uganda werden wieder aufgebaut - mit Schlafsälen, damit die Kinder dort auch schlafen können während ihrer Schulzeit." Ziel sei es, ihnen eine Ausbildung zu ermöglichen.

Wenn sich am Freitag (03.09.2010) die prominenten und nicht-prominenten Gäste in Bonn treffen, will Wolfgang Niedecken sie auch musikalisch unterhalten. Was wäre aus diesem Anlass passender, als den Song "Wie schön dat wöhr" zu spielen und folgende Zeilen zu singen:

"Nur ein Himmel gäbe es und keine Hölle, keine Religion, die sich für die einzig wahre hält, alle Menschen wären gleich, egal in welcher Farbe. Wie schön, wie schön, wie schön das wäre, wie schön, wie schön, wie wunderschön das wäre."

Autorin: Birgit Görtz
Redaktion: Ralf Bosen