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Süchtig nach Pestiziden

29. August 2018

Hummeln entwickeln eine Abhängigkeit von Nahrung, die mit für sie gefährlichen Neonicotinoiden behandelt wurde. Durch dieses Suchtverhalten sind die wichtigen Bestäuber wesentlich gefährdeter als bisher angenommen.

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Hummel
Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul

In Experimenten fanden Forscher der Royal Society London heraus, dass Hummeln gezielt nach Nahrung suchen, die Neonicotinoide enthält.

Diese Stoffe sind die weltweit am häufigsten eingesetzten Insektengifte und können bereits in sehr kleinen Mengen Insekten töten oder ihr Nervensystem schädigen. Durch ihr Suchtverhalten seien die wichtigen Bestäuber wesentlich gefährdeter als bisher angenommen, schreiben die Mikrobiologen. Die Studie wurde am 29. August im Fachjournal Proceedings of the Royal Society B veröffentlicht

Südarika Landwirtschaft
Neonicotinoide sind die weltweit am häufigsten eingesetzten InsektengifteBild: picture-alliance/WILDLIFE/M. Harvey

Demnach schienen die Hummeln die Pestizid-behandelte Nahrung zunächst zu meiden, so Verfasser Andres Arce, Forscher am  Imperial College London. Sehr bald entwickelten die Hummeln jedoch eine wachsende Vorliebe für die behandelte Nahrung. Und auch nach einem Positionswechsel suchten die Hummeln weiter gezielt nach der Pestizid-behandelten Nahrung. 

Die Ergebnisse zeigten klare Symptome eines Suchtverhaltens, so derleitende Forscher Richard Gill. Ähnlich wie das süchtig machende Nikotin im Tabak zielen die Neonicotinoide auf die Nervenrezeptoren der Insekten. Gehirnprozesse werden gestört, die Kommunikation, Lern- und Orientierungsfähigkeit eingeschränkt. Vor allem aber wird die Fortpflanzungsfähigkeit gestört und die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten verringert. 

Mehr dazu: Auch neues Insektizid schädigt Hummeln

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Laut UN sind 40 Prozent der Bestäuber weltweit vom Aussterben bedrohtBild: Imago/Eibner

Gift-Angriff auf das Nervensystem

Neonicotinoide werden von Pflanzen aufgenommen und verteilen sich dann in allen Pflanzenteilen: In Wurzeln, Blättern, Blüten sowie im Pollen und Nektar. Alle Hummeln, Bienen oder Schmetterlinge, die deren Nektar trinken oder Pollen sammeln, kommen also mit dem Gift in Kontakt.

Angesichts der dramatischen Auswirkungen auf die kleinen Helfer der Natur verbieten immer mehr Länder den Einsatz von Neonicotinoiden. In der Europäischen Union sind ab 19.Dezember drei Produkte auf Neonicotinoidbasis auf offenen Feldern verboten. Innerhalb von Gewächshäusern bleibt die Verwendung aber weiterhin erlaubt. 

Die Vereinten Nationen warnten im vergangenen Jahr, dass 40 Prozent der wirbellosen Bestäuber - insbesondere Bienen und Schmetterlinge – weltweit vom Aussterben bedroht seien.

 

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund