Süd-Angola: Armenhaus im Boomland
Angola ist reich an Öl, doch gerade im Süden des Landes leben viele Menschen in bitterer Armut. Seit 2011 herrscht Trockenheit, die Ernten sind auch in diesem Jahr wieder schlecht ausgefallen - viele Angolaner hungern.
Unterernährung trotz Wirtschaftsboom
Angola ist reich an Öl, doch gerade im Süden des Landes leben viele Menschen in bitterer Armut. Seit 2011 herrscht Trockenheit, die Ernten sind auch in diesem Jahr schlecht ausgefallen - viele Angolaner haben nicht genug zu essen. Die Landwirtschaftsorganisation der UN (FAO) schätzt, dass in den beiden vergangenen Jahren ein Viertel der Bevölkerung zeitweise oder dauerhaft Hunger litt.
Lebensgrundlage in Gefahr
Durch die lange Trockenperiode ist vor allem in den südlichen Provinzen Angolas Unterernährung weit verbreitet, sagt die FAO. Die Bauern haben nichts zu ernten, ihr Viehbestand ist in Gefahr. Im Schnitt würden 30 Rinder pro Tag verenden, schätzt António Didalelwa, der Gouverneur der am stärksten betroffenen Provinz Cunene. UNICEF, das Kinderhilfswerk der UN, hält die Lage ebenfalls für kritisch.
Überreste des Bürgerkriegs
In Süd-Angola wütete der Bürgerkrieg (1976-2002) am heftigsten. Der sozialistische Ostblock und der marktwirtschaftliche Westen führten hier einen ihrer blutigsten Stellvertreterkriege in Afrika. Noch heute sind vielerorts Panzerwracks zu sehen. Die Schlacht von Cuito Cuanavale in Süd-Angola (November 1987 bis März 1988) gilt bis heute als eine der größten des Kontinents.
Nicht verheilte Wunden
In Süd-Angola hatte die pro-westliche Befreiungsbewegung UNITA ihre Hochburg, aus dem benachbarten Südwestafrika (heute Namibia) kam Unterstützung südafrikanischer Militärs. Viele Dörfer in der Region wurden zerstört. In der Stadt Quibala in Süd-Angola sind auch mehr als zehn Jahre nach dem Ende des angolanischen Bürgerkriegs immer noch Ruinen zu sehen, die heute teilweise bewohnt werden.
Hoffnung säen
Die Hilfsorganisation der Evangelischen Kirche in Deutschland "Brot für die Welt" hat Angola als Schwerpunkt für ihre Adventsaktion 2013 gewählt. Die Spenden sollen unter anderem einem Projekt der Partnerorganisation ACM-KS zukommen, dem angolanischen Zweig der christlichen Jugendorganisation CVJM. Damit soll in Pambangala in der Provinz Kwanza-Sul die Landwirtschaft unterstützt werden.
Fruchtwechsel für mehr Ertrag
Ernesto Cassinda (links im Bild) vom christlichen Hilfswerk ACM-KS berät einen Landwirt auf einem Feld in der Gemeinde Pambangala in Süd-Angola zu neuen Anbaumethoden. ACM-KS setzt dabei vor allem auf mehr Fruchtwechsel. Neben den traditionellen Nahrungspflanzen Maniok und Mais sollen Gemüsesorten den Ertrag steigern und mehr Einkommen sichern.
Zusätzliche Einkünfte
Neben verbesserten Anbautechniken sollen die Landwirte der Region auch neue Einkommensquellen erschließen. So hat die Kleinbäuerin Delfina Bento ihre Ernteüberschüsse verkauft und konnte damit eine kleine Bäckerei eröffnen. In einen Holzofen backt sie nun Brot, das sie auf dem Markt verkauft.
Schulen ohne Bänke
Erwachsenenbildung in der Gemeinde Pambangala: Die Schüler müssen die Plastik-Stühle meistens selbst mitbringen. Nicht nur in der Provinz Kwanza-Sul sind die Schulen schlecht ausgestattet. Angolas Elite lebt dagegen in extremem Reichtum. Das Vermögen der Präsidenten-Tochter Isabel dos Santos, der reichsten Frau Afrikas, wird von der US-Zeitschrift "Forbes" auf über eine Milliarde Dollar geschätzt.
Investitionen in Luxus-Sporthallen
Während es vielen Schulen und Gesundheitszentren am Nötigsten fehlt, investierte die Regierung über zehn Millionen Euro in die "Welvitschia Mirabilis" genannte Sporthalle für die Rollhockey-Weltmeisterschaften 2013 in der südangolanischen Stadt Namibe. Gleichzeitig leiden laut der katholischen Hilfsorganisation "Caritas Angola" zwei Millionen Angolaner im Süden des Landes Hunger.
Neue Straßen für den Süden
Auch wenn an einigen Orten noch Panzerwracks zu sehen sind, hat sich manches seit dem Ende des Bürgerkriegs 2002 verbessert - vor allem die Straßenverbindungen. Das ermöglicht vielen Landwirten, ihre Produkte auch außerhalb der Region zu verkaufen. Zu portugiesischen Kolonialzeiten galt Süd-Angola als "Kornkammer" und als einer der größten Kaffeeproduzenten Afrikas.
Zukunft ohne Schatten des Bürgerkriegs
Brei aus dem Mehl von Mais und Maniok nennt sich in Angola "Funje" und ist als Stärkungsbeilage Hauptbestandteil der einheimischen Küche. Dafür sieben diese Kinder den Mais. Mit der Spendenaktion 2013 für den ACM-KS in Süd-Angola möchte "Brot für die Welt" erreichen, dass die Süd-Angolaner in Zukunft immer genug zu essen haben und die Schatten des Bürgerkriegs hinter sich lassen können.