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GesellschaftAsien

Südostasien: Deutsch immer beliebter

12. Januar 2024

In Südostasien interessieren sich immer mehr Menschen für die deutsche Sprache. Der Fachkräftemangel in Deutschland und die damit verbundenen Arbeitsmöglichkeiten motiviert viele zum Deutschlernen.

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Symbolbild Goethe Institut
Bild: Swen Pförtner/dpa/picture alliance

Die Begeisterung für die deutsche Sprache ist in Vietnam groß, sagt Arik Jahn, Leiter der Sprachabteilung am Goethe-Institut in Ho-Chi-Minh-Stadt, der größten Stadt und dem Wirtschaftszentrum Vietnams. Seit Ende der Corona-Pandemie 2019 sei die Anzahl der durchgeführten Deutschprüfungen an seinem Institut um mehr als 150 Prozent gestiegen.

In ganz Südostasien insgesamt wächst das Interesse an der Sprache der Dichter und Denker. In Vietnam, Indonesien und auf den Philippinen sucht Deutschland gezielt nach qualifizierten Arbeitskräften in bestimmten Sektoren, beispielsweise im Pflegebereich. Auf dem deutschen Arbeitsmarkt sind Schätzungen nach allein im Pflegeberuf 150.000 Stellen unbesetzt. 

Nach Auskunft des Auswärtigen Amtes lernen etwa 14.000 Menschen in Vietnam Deutsch, in Malaysia sind es 15.000 und in Thailand sogar mehr als 17.000. "Die Förderung des Lernens und Lehrens der deutschen Sprache im Ausland ist seit Langem ein Schwerpunkt der deutschen Außenpolitik im Bereich Kultur und Bildung", sagt ein Sprecher im Interview mit der Deutschen Welle. "Die Sprachschüler erfahren mehr über Deutschland, seine Menschen und seine Kultur. Und wir eröffnen ihnen auch den Zugang zu den vielfältigen Möglichkeiten der größten Volkswirtschaft Europas, mit exzellenten Universitäten und hochmodernen wissenschaftlichen Netzwerken."

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Chancen auf Arbeitsmarkt

Im vergangenen August startete das Bildungsministerium Singapurs ein Pilotprojekt für 120 Schülerinnen und Schüler in 21 weiterführenden Schulen, Französisch oder Deutsch als Fremdsprache zu lernen. Dies ist Teil einer Partnerschaft mit der Alliance Française de Singapour und dem Goethe-Institut Singapur.

Das Ergebnis war selbst für die Organisatoren überraschend. Über 1.500 Schülerinnen und Schüler haben sich um die Sprachkurse beworben. Das Ministerium hat nun angekündigt, mehr Plätze im nächsten Schuljahr anzubieten.

Viele Menschen in Südostasien lernen Deutsch, weil sie nach Deutschland auswandern und in Deutschland arbeiten wollen. "Das steigende Interesse wird durch das neue Zuwanderungsgesetz für Fachkräfte in Deutschland angeheizt", sagte Jahn vom Goethe-Institut in Ho-Chi-Minh-Stadt. 

Seit November 2023 ist es für Fachkräfte außerhalb der EU deutlich einfacher, in Deutschland zu arbeiten. Dazu hat der Bundestag, das Parlament Deutschlands, im Sommer 2023 ein neues Gesetz verabschiedet.

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Fachkräftemangel

Nach dem "Gesetz zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung" müssen zum Beispiel bei qualifizierten Fachkräften der IT-Branche die Deutschkenntnisse nicht nachgewiesen werden, wenn sie ein Visum für Deutschland beantragen. Wer aber langfristig in Deutschland leben und arbeiten will, braucht jedoch ein Sprachzertifikat.

Der Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sagte Anfang 2023, dass bis 2035 etwa sieben Millionen Arbeitskräften fehlen würden, wenn Deutschland keine Fachkräfte aus dem Ausland hole. "Die Menschen erkennen, dass ihre Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt höher als je zuvor und gute Deutschkenntnisse der Schlüssel zu einer langfristigen Perspektive sind", sagt Jahn vom Goethe-Institut.

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Studium und Ausbildung 

Je mehr Spracheninstitute für die deutsche Sprache in einem Land, desto mehr Menschen aus diesem Land wandern nach Deutschland aus - das haben die Wissenschaftler der deutschen Universität Jena herausgefunden. Sie haben in der Studie vom November 2023 69 Länder in einem Zeitraum von 1977 bis 2014 untersucht. 

"Viele Menschen in Malaysia wollen auch in Deutschland studieren", sagte Rudi Herrmann von der Malaysisch-Deutschen Gesellschaft. Andere seien an einer dualen Ausbildung in Deutschland interessiert. Die Auszubildenden lernen Theorie in der Schule und Praxis im Lehrbetrieb. "Einige andere wollen einfach aus persönlichem Interesse eine andere Sprache lernen."

Im September 2023 meldete der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), dass im Wintersemester 22/23 mehr als 370.000 ausländische Studierenden an deutschen Hochschulen eingeschrieben sind. Das ist ein neuer Rekord und Platz drei im weltweiten Ranking.

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Studierende kommen und bleiben

Deutschland und Kanada sind zwei Länder, die für ausländische Studierenden wegen Anschlussbeschäftigung nach dem Studium sehr attraktiv sind, fand eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) heraus. Mehr als 60 Prozent der Studierenden, die 2015 einen Aufenthaltstitel zum Zweck des Studiums in Deutschland besessen hatten, sind 2020 noch in Deutschland geblieben.

"Viele Hochschulen in Indonesien bieten inzwischen Germanistik als Studiengang an. Die Studierenden gründen an manchen Universitäten sogar deutsche Klubs", sagte Vicky Atika Larasati vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) in Jakarta.

Jahn vom Goethe-Institut in Vietnam sagt, dass die Südostasiaten Deutsch lernen, nicht nur einfach um die Sprachprüfungen zu bestehen und ein Zertifikat zu erhalten. Dieses ist in den meisten Fällen die Voraussetzung für die Einreisegenehmigung als Arbeitnehmer in Deutschland. "Mittlerweile wollen immer mehr Menschen nicht nur in Deutschland arbeiten. Sie wollen in Deutschland auch leben und sich integrieren", sagt Jahn. 


Aus dem Englischen adaptiert von Shabnam von Hein