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"Die Instabilität im Sudan bleibt"

Shewaye Legesse.28. März 2014

Die UNO warnt vor einer Hungerkrise im Südsudan. Besonders betroffen: Flüchtlinge. Ihnen hat der deutsche Entwicklungsminister nun mehr Hilfe versprochen. Von Sicherheit ist keine Spur, sagt Analyst Andrews Atta-Asamoah.

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Flüchtlinge im Südsudan (Foto: rtr)
Bild: Reuters/Kate Holt/UNICEF

Die Kämpfe im Südsudan dauern an, die Versorgung mit Nahrungsmitteln verschlechtert sich. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind derzeit rund fünf Millionen Menschen auf Unterstützung angewiesen. Bei einem Besuch in Südsudans Hauptstadt Juba hat der deutsche Entwicklungsminister Gerd Müller am Mittwoch (27.03.2014) zehn Millionen Euro für Flüchtlinge zugesagt. Nach Angaben seines Ministeriums sollen die Gelder den Notleidenden über das Welternährungsprogramm zugutekommen.

Fast eine Million Menschen sind auf der Flucht, seit der Konflikt zwischen Präsident Salva Kiir und seinem früheren Stellvertreter Riek Machar Mitte Dezember 2013 eskalierte. Die Mehrheit der Vertriebenen hat in Camps im Inneren des Landes Zuflucht gefunden. Dort ist die Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser besonders angespannt.

DW: Die UNO warnt vor einer Nahrungsmittelkrise im Südsudan. Wie dramatisch ist die Lage und was sollte die internationale Gemeinschaft tun?

Andrews Atta-Assamoah: Die anhaltende Gewalt hat den Erntezyklus unterbrochen und die Bewirtschaftung des Ackerlandes jetzt vor der Regenzeit zum Erliegen gebracht. Südsudan hat schon in der Vergangenheit Nahrungsmittelknappheit erlebt, aber jetzt wird es wegen des Konflikts noch schlimmer werden. Denn viele Menschen mussten fliehen, darunter auch Bauern, die sonst helfen, die Bevölkerung zu versorgen.

Außerdem funktioniert der Import von Nahrungsmitteln aus Uganda nicht mehr richtig, weil die Hilfslieferungen behindert werden. Was kann da die internationale Gemeinschaft tun? Jetzt, wo die Nahrungsmittelproduktion zum Erliegen gebracht wurde, muss man voraus planen, um sicherzustellen, dass die Hilfen der UN die Menschen im Südsudan erreichen. Das Gute ist, dass wir jetzt schon diese Warnung haben. Das gibt den Helfern genug Zeit, sich vorzubereiten.

Südsudan ist Mitglied der IGAD (Intergovernmental Authority for Development), einer regionalen Organisation, die die Entwicklung Ostafrikas unterstützen soll. Wie schätzen Sie die Bemühungen der IGAD für Frieden und Stabilität im Südsudan ein?

Bis jetzt fällt die Bilanz gemischt aus. Das Waffenstillstands-Abkommen für den Südsudan wird weder von der Regierung noch von den Rebellen komplett eingehalten. Und der IGAD fehlt es an Einfluss. Denn es mangelt bei beiden Konfliktparteien an politischem Willen, auf die Vorschläge der IGAD einzugehen. Aber gemessen an diesen Einschränkungen hat die Organisation ihre Sache bislang gut gemacht.

Rebellen im Südsudan (Foto: rtr)
Rebellen und Regierung halten sich nicht an die WaffenruheBild: Reuters

Auch Uganda ist IGAD-Mitglied, hat aber gleichzeitig Truppen im Südsudan. Ist die Präsenz der ugandischen Soldaten ein Hindernis für den Friedensprozess?

Das ist tatsächlich eine Herausforderung für die IGAD, denn die Tatsache untergräbt die Legitimität der Organisation. Die Position der IGAD ist klar: Alle Verbündeten der Konfliktparteien im Südsudan müssen sich zurückziehen. Die Vereinbarung vom 13. März sagt ganz klar, dass die IGAD bereit ist, eine Schutztruppe einzusetzen. Das zeigt, wie weit die Mitglieder bereit sind zu gehen, um Südsudan zur Normalität zurückzubringen.

Wasserkanister im Flüchtlingscamp in Südsudan (Foto: DW/J. Johannsen)
Hunderttausende Liter Wasser werden täglich in den Flüchtlingscamps benötigtBild: Jesko Johannsen

Nicht nur Südsudan, auch der Sudan kommt nicht zur Ruhe: In Darfur gibt es neue Gewalt und auch in den Bundesstaaten Blauer Nil und Süd-Kordofan wird gekämpft. Kann man sagen, dass sowohl der Norden als auch der Süden wieder von alten Konflikten eingeholt werden?

Was jetzt passiert, zeigt die Schwachstellen in dem Friedensabkommen, das 2011 zur Unabhängigkeit des Südsudan geführt hat - und das ja eigentlich die Krise des Sudan lösen sollte. Der Hauptgrund für den Ausbruch des Bürgerkrieges im Sudan war die Ungleichheit zwischen dem Zentrum des Landes und der Peripherie. Die Teilung hat das Problem nicht wirklich gelöst. Die Konflikte in den Regionen Blauer Nil, Darfur und Süd-Kordofan sind auch nach der Unabhängigkeit Südsudans geblieben. Die fundamentale Frage der Instabilität im Sudan wurde nicht richtig beantwortet. Die Intensität der verschiedenen Konflikte hat nachgelassen - und das ist ein Fortschritt. Aber wenn es um Freiheit und Sicherheit geht, dann haben Sudan und Südsudan noch einen langen Weg vor sich.

Andrews Atta-Asamoah ist Analyst am Institut für Sicherheitsstudien (ISS) in Pretoria, Südafrika.

Das Interview führte Shewaye Legesse.