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Türkei fliegt Luftangriffe auf Kurden-Stellungen

29. August 2016

Die Türkei will eine Machtentfaltung der Kurden in Syrien auf keinen Fall hinnehmen - weil sie aus ihrer Sicht negative Auswirkungen auf die kurdische Bevölkerung im eigenen Land fürchtet. So müssen die Waffen sprechen.

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Ein Stellung der Freien Syrischen Armee in der Region von Dscharabulus (Foto: picture-alliances/AA)
Ein Stellung der Freien Syrischen Armee (FSA) in der Region von DscharabulusBild: picture-alliances/AA

Das türkische Militär hat im Norden Syriens erneut von Kurden angeführte Milizen beschossen. Im Gebiet um die Grenzstadt Dscharablus habe die Armee in den vergangenen 24 Stunden auf 20 Ziele von "Terroristen" gefeuert, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Von türkischen Panzern unterstützte syrische Rebellen rückten gleichzeitig weiter gegen die von Kurden geführten Kräfte vor. Zu diesen mit Ankara verbündeten Rebellen zählt vor allem die Freie Syrische Armee (FSA).

Türkei: Kurden müssen "augenblicklich" ins Gebiet östlich des Euphrat

Die türkische Regierung drohte Syriens Kurden zugleich mit weiteren Militärschlägen, sollten sich diese nicht nach Osten zurückziehen. Die Kurdenmiliz YPG müsse wie zugesagt "augenblicklich" auf das Gebiet östlich des Flusses Euphrat abrücken, sagte Außenminister Mevlüt Cavusoglu in Ankara. Andernfalls werde sie "zum Ziel". Mehrere bewaffnete Gruppen erklärten über Twitter, sie hätten südlich der Grenzstadt Dscharablus weitere Dörfer von den Demokratischen Kräften Syriens (SDF) erobert. Dabei handelt es sich um ein von Kurden angeführtes Bündnis.

Auch die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete Geländegewinne der mit den Türken verbundenen Rebellen. Bereits in den vergangenen beiden Tagen hatten diese demnach elf Dörfer eingenommen. Die Rebellen rücken damit näher an die Stadt Manbidsch heran, die die SDF aus der Gewalt der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) befreit hatten. Manbidsch liegt westlich des Euphrat.

Kämpfer der Freien Syrischen Armee stellen sich in Dscharablus für ein Selfie in Positur (Foto: Getty Images/AA/C. Ozdel)
Ein Hauch von Normalität im Krieg: Kämpfer der Freien Syrischen Armee stellen sich in Dscharablus für ein Selfie in PositurBild: Getty Images/AA/C. Ozdel

Kurdenpartei PYD: Syrien von IS und Terrorismus befreien

Die Türkei und ihre syrischen Verbündeten hatten die Offensive in der vergangenen Woche begonnen und zunächst Dscharablus von den IS-Extremisten eingenommen. Danach rückten sie gegen Kräfte vor, die mit den SDF verbündet sind. Die Türkei will verhindern, dass die Kurden das unter ihrer Kontrolle befindliche Gebiet entlang der türkischen Grenze weiter ausdehnen. Sie befürchtet Auswirkungen auf die Autonomiebestrebungen der Kurden im eigenen Land.

Auch die USA haben ihren bisherigen Schützling YPG ultimativ zum Rückzug hinter den Euphrat aufgerufen. Die kurdischen Einheiten gehören im Kampf gegen den IS in Syrien zum wichtigsten Verbündeten der von der US-geführten internationalen Koalition, die Luftangriffe gegen die Extremisten fliegt. Die Türkei sieht in der YPG und der syrischen Kurden-Partei PYD hingegen syrische Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Die Co-Vorsitzende der PYD, Asia Abdullah, sagte, Ziel der Kurden sei es, Syrien vom IS und vom Terrorismus zu befreien. Die Stadt Manbidsch sei bereits offiziell an lokale Kräfte übergeben worden.

USA: Kämpfe in Gebieten außerhalb der IS-Herrschaft inakzeptabel

Cavusoglu warf der YPG auch "ethnische Säuberung" vor. Es gehe der Kurdenmiliz um die Vertreibung der Araber aus der Region um Manbidsch. Die Türkei unterstütze dagegen die Einheimischen. "Die Menschen, die diese Region verlassen mussten, müssen dort angesiedelt werden, sie müssen dort leben", sagte Cavusoglu.

Das US-Verteidigungsministerium erklärte, Kämpfe in Gebieten außerhalb der IS-Herrschaft seien inakzeptabel und hätten große Sorge ausgelöst. "Die Vereinigten Staaten waren nicht in diese Aktivitäten eingebunden, sie wurden mit US-Kräften nicht koordiniert und wir unterstützen sie nicht", teilte das Pentagon mit. Am Wochenende waren bei zwei Angriffen der türkischen Luftwaffe auf die Region viele Menschen getötet worden. Die Zahl der getöteten Zivilisten sei auf 45 gestiegen, meldete die Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Darunter seien sechs Kinder.

Auch Attacken gegen PKK im Norden des Irak

Die türkische Luftwaffe griff zudem PKK-Stellungen im Nordirak an. Wie Anadolu meldete, richteten sich die Angriffe gegen Stellungen in der Gegend von Gara in den Kandil-Bergen, dem Rückzugsgebiet der PKK. Zuletzt hatten türkische Kampfflugzeuge im Juli Ziele der PKK im Nordirak angegriffen, dabei wurden laut Anadolu 20 kurdische Kämpfer getötet.

Seit im Juli 2015 nach zweieinhalb Jahren der Waffenstillstand zwischen der PKK und der türkischen Regierung zerbrach, gehen die türkischen Sicherheitskräfte mit großer Härte gegen die Kurdenmiliz vor.

sti/mak (afp, dpa, rtr)